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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Stachel zusammen.
    Ich begreife nicht, was er von mir erwartet, beschwerte ich mich.
    Leg dich hin und werde still. Werde ganz still und komm mit mir, als ich selbst. Ein langes Schweigen, während Nachtauge sich in seinem Kopf etwas zurechtlegte. Was er dir gegeben hat, iß nur, wenn es sein muß. Nur, wenn du nicht aus eigener Kraft zu mir kommen kannst.
    Ich habe keine Ahnung, was er sich denkt. Aber wie du glaube auch ich, daß wir ihm vertrauen können. Im Halbdunkel, über alle Müdigkeit hinaus, fing ich an, die Naht an meinem Ärmel aufzuzupfen, dann nahm ich das winzige Briefchen mit dem Giftpulver heraus und verstaute statt dessen Burrichs Carryme darin. Mit der Stachelschweinborste verschloß ich die Öffnung. Nachdenklich schaute ich auf das Papier in meiner Hand. Meine innere Stimme hatte etwas dazu zu sagen, aber ich stellte mich taub. Ich schloß die Faust um das Päckchen, wickelte mich in Brawndys Umhang und legte mich auf die Bank. Auch wenn ich eigentlich wach bleiben sollte für den Fall, daß Will mich erneut heimsuchte, ich war zu mutlos und zu müde. Ich bin bei dir, Nachtauge.
    Über verharschten weißen Schnee machten wir uns gemeinsam auf in die freie Welt der Wölfe.

KAPITEL 32
HINRICHTUNG
     
    Stallmeister Burrich war während seiner Jahre in Bocksburg für seinen ausgezeichneten Pferdeverstand berühmt und wegen seiner guten Hand für Hunde und Falken. Sein Geschick im Umgang mit Tieren war schon zu seinen Lebzeiten legendär.
    Er begann seine Laufbahn im Dienst des Königs als einfacher Soldat. Über seine Herkunft wird gemunkelt, daß er aus einer Sippe stammte, die sich in Shoaks niedergelassen hatte; seine Großmutter soll eine Sklavin gewesen sein, die sich um einen außergewöhnlichen Dienst von ihrem Herrn aus Bingtown freikaufte.
    Als Soldat erregte seine Verwegenheit im Kampf die Aufmerksamkeit des jungen Prinzen Chivalric. Wenn man den Gerüchten glauben will, erschien er das erste Mal vor seinem Prinzen, um für seine Teilnahme an einer Wirtshaus-Schlägerei abgestraft zu werden. Er diente Chivalric eine Zeitlang als Übungspartner, mit dem er sich im Gebrauch der Waffen vervollkommnete, aber Chivalric entdeckte bald seine Begabung für Tiere und gab ihm die Aufsicht über die Pferde seiner Leibgarde. Bald versorgte er auch Chivalrics Hunde und Falken und wurde schließlich der unumschränkte Herrscher der gesamten Stallungen von Bocksburg. Seine Fähigkeit, die Krankheiten von Tieren zu erkennen und zu kurieren, das Wissen um die Beschaffenheit ihrer inwendigen Organe, erstreckte sich auf Rindvieh, Schafe, Schweine und auch auf Geflügel. Niemand war ihm auf diesem Gebiet überlegen.
    Nachdem er bei einem Jagdunfall verletzt worden war, hinkte Burrich für den Rest seines Lebens. Diese Behinderung scheint das jähzornige, hitzige Temperament gedämpft zu haben, für das er in jüngeren Jahren berüchtigt gewesen war, trotzdem blieb er bis ans Ende seiner Tage ein Mann, den niemand ohne Not herausforderte.
    Sein Kräuterremedium brachte die Ausbreitung von Scallers zum Stillstand, das in den Jahren nach der Blutpest die Lämmer im Herzogtum Bearns befiel. Er bewahrte die Herden vor der völligen Ausrottung und verhinderte das Übergreifen der Seuche auf Bocksland.
     
    Eine klare Nacht und glitzernde Sterne. Ein starker, gesunder Körper, der mit übermütigen Sätzen einen verschneiten Hang hinuntertollte. Hinter uns stäubten Schneekaskaden von den Büschen. Wir hatten getötet, wir hatten gefressen. Jeder Hunger war gestillt. Die Nacht war frisch und weit, knisternd kalt. Kein Käfig hielt uns fest, keine Menschen quälten uns. Gemeinsam berauschten wir uns an unserer Freiheit. Wir gingen dorthin, wo die Quelle so stark sprudelte, daß sie fast nie zufror, und schlabberten das eiskalte Wasser. Nachtauge schüttelte uns von Kopf bis Schwanz. Dann reckte er witternd die Nase in den Wind.
    Der Morgen kommt.
    Ich weiß, ich will nicht daran denken. Der Morgen, wo das Reich der Traume endet und die Herrschaft der Wirklichkeit beginnt.
    Du mußt mit mir kommen.
    Nachtauge, ich bin schon bei dir.
    Nein, du mußt ganz zu mir kommen. Du mußt loslassen.
    Das gleiche hatte er mir in dieser Nacht mindestens schon zwanzigmal gepredigt. Er meinte es ernst, das war nicht zu verkennen. Seine Beharrlichkeit erstaunte mich, es sah Nachtauge nicht ähnlich, an einer Idee festzuhalten, die nichts mit seinem Bauch zu tun hatte. Diesmal handelte es sich um etwas, das er und Burrich beschlossen

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