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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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der Anwandlung, in Edel einen Menschen zu sehen.
    Auf meinem Weg durch diesen wohlhabenden Bezirk erntete ich mehr als einen mitleidigen Blick. Hätte ich die Absicht gehabt, durch Betteln zu Geld zu kommen, wäre ich hier am rechten Platz gewesen. Doch mein Ziel war die Gegend der einfacheren Leute, wo ich vielleicht etwas über Edel erfahren konnte, über die Zustände in der Burg und mögliche Wege, unbemerkt hineinzugelangen. Ich schlug die Richtung zum Fluß ein, in der Erwartung, mich dort heimischer zu fühlen, und entdeckte den Grund für Fierants Größe und Blüte.
    Der Vin war hier so breit, daß das gegenüberliegende Ufer im Dunst verschwand und die geriffelte, von ausgedehnten Sand- und Geröllbänken unterbrochene Wasserfläche bis zum Horizont zu reichen schien. Nur im Frühjahr, während der Schneeschmelze in den Bergen, wurde der Vin zu einem reißenden Strom, der sein Bett ganz ausfüllte. Ich sah, wie Vieh- und Schafherden an dieser Furt über den Fluß getrieben wurden, während flußabwärts mehrere flachbödige Seilfähren das tiefere Wasser nutzten, um in ständigem Hin und Her Waren von einer Seite zur anderen zu transportieren. Dies war der Ort, an dem Tilth und Farrow sich trafen, um Handel zu treiben, wo die Erträge von Ackerbau und Viehzucht zusammenströmten und wo Güter, die aus den Marken oder Bearns den Fluß hinaufkamen, endlich ausgeladen und zu den reichen Herren verfrachtet wurden, die sich dergleichen leisten konnten. In besseren Tagen war Fierant auch der Umschlagplatz für die Handelsware aus dem Burgreich gewesen: Bernstein, Pelze, Elfenbeinschnitzereien und die seltenen Weihrauchhölzer aus der Regenwildnis. Hier wurde außerdem der Flachs für Farrows begehrten Leinenstoff versteigert sowie der Hanf für Seile und Segeltuch.
    Man bot mir eine Arbeit an, für ein paar Stunden – Getreidesäcke von einem kleinen Lastkahn umladen auf einen Wagen. Ich nahm sie an, mehr wegen der Möglichkeit, etwas zu erfahren, als wegen der paar Kupfergroschen. Die Ausbeute an Wissenswertem fiel ähnlich gering aus. Niemand sprach von den Roten Schiffen oder dem Krieg an der Küste, außer um sich über die schlechte Qualität der Waren von dort zu beschweren und darüber, wie teuer alles war. Von König Edel war kaum die Rede und wenn, rühmte man sein Talent, Frauen zu erobern und seine Trinkfestigkeit. Ich war erstaunt, von ihm als einem Mountwell-König sprechen zu hören; Mountwell hieß das Geschlecht, dem seine Mutter entstammte. Nach der ersten Verwunderung fand ich es begrüßenswert, daß er nicht als ein Weitseher regierte. Eine Gemeinsamkeit weniger zwischen ihm und mir.
    Des Königs Rund hingegen beschäftigte die Gemüter, und was mir zu Ohren kam, war alles andere als erfreulich.
    Der Brauch, einen Zweikampf über Recht und Unrecht entscheiden zu lassen, ist in den Sechs Provinzen eine in Ehren gehaltene Tradition. In Bocksburg standen die drei hohen Pfeiler der sogenannten Zeugensteine. Es heißt, wenn zwei Männer sich dort treffen, in der Absicht, nach alter Sitte einen Zwist beizulegen, sind El und Eda selbst als Zeugen anwesend, um dafür zu sorgen, daß der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Die Steine und der Brauch stammen von den Vorvätern her. Wenn wir in Bocksburg von des Königs Gerechtigkeit sprachen, war sehr oft die diskrete Arbeit gemeint, die Chade und ich in König Listenreichs Auftrag verrichteten. Manche kamen, um vor des Königs Thron Beschwerde zu führen und sich seinem Richtspruch zu beugen. Doch es geschah, daß den König Kunde von anderen Missetaten erreichte, und dann sandte er Chade aus oder mich, um den Frevler so zu strafen, wie er es für richtig hielt. Im Namen des Königs hatte ich mehr als einmal Todesurteile vollstreckt, je nach Vergehen schnell und gnädig oder auch qualvoll und langsam. Ich hätte abgehärtet sein müssen.
    Doch Edels Rund des Königs schien mehr der Volksbelustigung zu dienen als der Gerechtigkeit. Es war ganz einfach. Wer nach des Königs Spruch eine Strafe oder den Tod verdient hatte, wurde in diese Arena geschickt. Dort bekam er es mit wilden Tieren zu tun, die man durch Hunger und Schläge zur Raserei getrieben hatte, oder mit einem bewaffneten Gegner, einem Recken des Königs. Ein gewöhnlicher Verbrecher, der sich tapfer schlug, konnte auf Begnadigung hoffen oder wurde vielleicht selbst ein Vollstrecker im Rund. Entfremdete hatten diese Möglichkeit nicht. Entfremdete wurden den wilden Tieren vorgeworfen oder

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