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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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werden.« Sie schüttelte den Kopf. Ihre Stimme klang angespannt. »Einige der Frauen wurden vergewaltigt. Ein Kind starb vor Kälte. Ein Mann wird nie wieder gehen können, weil er versucht hat, seine Frau zu beschützen.« Eine Zeitlang waren die einzigen Geräusche das Knarren und Rumpeln des Wagens und das ferne Tosen des Feuers. Merles Augen waren tiefschwarz, als sie auf die brennende Stadt schaute. »Du hast von der Ehre unter Dieben gehört? Nun, Nik und seine Männer haben ihre Ehre reingewaschen.«
    Ich konnte den Blick nicht vom Untergang Mondesauges abwenden. Das Schicksal von Burl und seiner Garde ließ mich kalt; aber Kaufleute hatten dort gewohnt und Händler und Familien, arglose Bürger. Die Flammen machten keine Unterschiede. Und Soldaten aus den Sechs Provinzen hatten ihre Gefangenen behandelt, als wären sie Gesetzlose, Straßenräuber. Soldaten aus den Sechs Provinzen im Dienst eines Königs der Sechs Provinzen. Ich schüttelte den Kopf. »Listenreich hätte sie allesamt aufgehängt.«
    Merle räusperte sich. »Mach dir keine Vorwürfe. Ich habe vor langer Zeit gelernt, nicht mir die Schuld für Böses zu geben, das mir angetan wurde. Es war nicht meine Schuld. Es war auch nicht deine Schuld. Du warst nur der Katalysator, der diese Kette von Ereignissen ausgelöst hat.«
    »Nenn mich nicht so.« Wieder dieses Wort, das mich zu verfolgen schien, seit der Narr mich so genannt hatte.
    Der Wagen rumpelte weiter und trug uns tiefer in die Nacht hinein.

Kapitel 19
Verfolgung
     
    Der Friede zwischen den Sechs Provinzen und dem Bergreich war noch verhältnismäßig jung, als König Edel den Thron bestieg. Jahrzehntelang hatten die Chyurda ihre Pässe so eifersüchtig kontrolliert wie die Sechs Provinzen den Handel auf dem Kalt und dem Bocksfluß. Zoll und Wegerechte wurden von beiden Mächten je nach Laune reglementiert, zum Nachteil beider. Doch unter der Regierung König Listenreichs kam es zum Abschluß eines Handelsabkommens zum gegenseitigen Nutzen zwischen König-zur-Rechten Chivalric und Prinz Rurisk vom Bergreich. Der Friede und die Prosperität infolge dieses Abkommens wurden zusätzlich untermauert, als ungefähr zehn Jahre später die Chyurdaprinzessin Kettricken dem König-zur-Rechten Veritas zur Gemahlin versprochen wurde. Aufgrund des unerwarteten Todes ihres älteren Bruders Rurisk am Vorabend der Vermählung wurde Kettricken die alleinige Thronerbin des Bergreichs. Eine Zeitlang sah es so aus, als könnten die Sechs Provinzen und das Bergreich unter einem gemeinsamen Herrscher zu einem Staat zusammenwachsen.
    Das Schicksal war dagegen. Für die Sechs Provinzen brachen schwere Zeiten an. Ein Feind von außen verheerte ihre Küsten, die Roten Korsaren, und Zwist in der Herrscherfamilie hatte zur Folge, daß man der Gefahr nur halbherzig begegnete. König Listenreich wurde ermordet; König-zur-Rechten Veritas kehrte von einer Queste nicht wieder, und als Prinz Edel sich aus eigener Macht die Krone aufsetzte, war sein Haß auf Kettricken so groß, daß sie, um ihr Leben und das ihres Kindes fürchtend, in die heimatlichen Berge floh. Der selbsternannte ›König‹ Edel schien das Bergreich bereits als Teil der Sechs Provinzen gesehen zu haben und fühlte sich nun um die Doppelkrone geprellt. Seine ersten Versuche, Truppen in die Berge zu schleusen, getarnt als ›Begleitschutz‹ für Handelskarawanen, wurden von den Chyurda vereitelt. Seine Proteste und Drohungen hatten die Schließung der Grenzen zu den Sechs Provinzen zur Folge. Daraufhin begann er eine gnadenlose Hetzkampagne gegen Königin Kettricken und schürte patriotische Feindseligkeit gegen das Bergreich. Sein Ziel war offensichtlich: wenn nötig mit Gewalt das Bergkönigreich den Sechs Provinzen einverleiben. Der Zeitpunkt war schlecht gewählt für einen solchen Krieg und eine solche Strategie. Die Länder, über die Edel rechtmäßig herrschte, wurden bereits von einem äußeren Feind bedrängt, den zu bekämpfen er nicht fähig oder nicht willens zu sein schien. Keiner Armee war es bisher gelungen, das Bergreich zu erobern, und doch hatte es den Anschein, als wäre genau das Edels Plan. Weshalb ihm so sehr daran gelegen war, dieses Land zu besitzen, stellte anfänglich jedermann vor ein Rätsel.
     
    Die Nacht war klar und kalt. Im Mondlicht konnten wir das Band der Straße erkennen, aber wenig mehr als das. Eine Zeitlang war ich’s zufrieden, mich fahren zu lassen, horchte auf das Knirschen der Pferdehufe und bemühte

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