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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Leben und soviel wie möglich von ihrer Habe zu retten. Ein Mann, der uns mit einem vollbeladenen Handwagen entgegenkam, warf uns nur einen warnenden Blick zu. Ich fragte mich, ob es sein Eigentum war, das er in Sicherheit brachte. Weiter unten auf der Straße brannte ein Stall. Aufgeregte Knechte zerrten Pferde ins Freie. Die Schreie der noch in dem Gebäude befindlichen Tiere waren entsetzlich anzuhören. Laut krachend stürzte gegenüber ein Haus ein und hauchte mit einem furchtbaren Seufzer Hitze und Asche in unsere Richtung. Der Wind hatte dem Feuer geholfen, sich durch ganz Mondesauge auszubreiten. Er peitschte die Flammen von Haus zu Haus und wehte Funken über die Palisaden hinweg bis zu dem Wald an den Berghängen. Vielleicht genügte nicht einmal der tiefe Schnee, um es zu ersticken. »Komm schon!« drängte Merle ärgerlich. Ich schrak zusammen und bemerkte, daß ich einfach nur dagestanden und gegafft hatte. Die Decken unter den Arm geklemmt, folgte ich ihr durch die verwinkelten Gassen. Sie schien den Weg zu kennen.
    Wir kamen zu einer Kreuzung. Es hatte einen Kampf gegeben. Vier Tote lagen auf der Straße, alle in den Farben von Farrow. Ich beugte mich über eine gefallene Soldatin, um mir ihr Messer und ihre Geldkatze anzueignen.
    Schließlich näherten wir uns dem Stadttor. Plötzlich hielt vor uns ein Wagen, bespannt mit zwei verschieden großen, schaumbedeckten Pferden. »Springt auf!« rief jemand. Merle folgte der Aufforderung ohne Zögern.
    »Krähe?« fragte ich, und »Mach schnell!« lautete die Antwort. Ich stieg auf, und der Wolf war mit einem Satz neben mir. Krähe wartete nicht, bis wir uns eingerichtet hatten. Sie ließ die Zügel auf die Rücken der Pferde klatschen, und der Wagen setzte sich schlingernd in Bewegung.
    Vor uns war das Tor, offen, unbewacht, und die Flügel schwangen im Atem des Feuers hin und her. An einer Seite sah ich einen Toten liegen. Krähe ließ deswegen die Pferde nicht langsamer gehen. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, rollten wir durch das Tor und schlossen uns auf der nächtlichen Straße dem Zug der Menschen an, die mit Karren und Handwagen vor dem Inferno flüchteten. Die meisten schienen zu den wenigen Gehöften in der Umgebung unterwegs zu sein, um dort für die Nacht unterzukommen; doch Krähe machte keinerlei Anstalten, vom Hauptweg abzubiegen. Als nach und nach die Straße leerer wurde, trieb sie die Pferde zu einer schnelleren Gangart an. Ich spähte an ihr vorbei nach vorn.
    »Es sollte nur ein Ablenkungsmanöver sein«, hörte ich Merle mit beinahe ehrfürchtiger Stimme sagen. Sie schaute den Weg zurück, den wir gekommen waren, und ich folgte ihrem Blick.
    Die Palisaden von Mondesauge standen schwarz vor einer ungeheuren orangefarbenen Lohe. Funken erhoben sich dicht wie Bienenschwärme in den Nachthimmel darüber. Das Brüllen der Flammen klang wie Sturmgetöse.
    »Ein Ablenkungsmanöver?« Ich schaute sie an. »Ihr habt das getan? Um mich zu befreien?«
    Merle warf mir einen belustigten Blick zu. »Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen. Nein. Krähe und ich sind deinetwegen gekommen, aber du warst nicht der Grund für all das. Es ist mehr oder weniger das Werk von Niks Familie. Rache an den Wortbrüchigen. Sie sind in die Stadt eingedrungen, um die Verräter zu suchen und zu töten. Dann sind sie wieder verschwunden.« Sie schüttelte den Kopf. »Der Sachverhalt ist zu kompliziert, um ihn jetzt zu erklären, selbst wenn ich ihn ganz durchschauen würde. Offenbar hat sich die Garnison in Mondesauge seit Jahren bestechen lassen. Die Offiziere wurden gut bezahlt, um beide Augen zuzudrücken. Und die Schmuggler haben dafür gesorgt, daß die hier stationierten Soldaten ihren Anteil an den guten Dingen des Lebens erhielten. Hauptmann Mark hat wohl den Rahm abgeschöpft. Er war nicht allein, aber er war kein Mensch, der gerne teilt.
    Dann wurde Burl hergeschickt, der nichts von dem Übereinkommen wußte. Er brachte neue Truppen mit und versuchte, hier militärische Disziplin einzuführen. Nik hat dich an Mark verkauft, und irgend jemand ergriff die Gelegenheit, Mark und seine vielen kleinen Nebengeschäfte an Burl zu verkaufen. Burl wiederum sah eine Chance, dich zu ergreifen und gleichzeitig einen Schmugglerring zu zerschlagen. Aber Nik Felsenfest und sein Clan hatten viel Geld bezahlt, um mit den Pilgern unbehelligt die Grenze überschreiten zu können. Dann brachen die Soldaten ihr Versprechen, und so mußte Nik den Pilgern gegenüber wortbrüchig

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