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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Grimm ritt ihn zur Jagd. Manchmal nahmen sie ihn für die Stuten. Aber Grimm war kein sanfter Mann. Hin und wieder ließ er Neko gegen andere Hengste kämpfen, wie manche Männer zum Vergnügen Hunde oder Hähne aufeinanderhetzen. Eine rossige Stute, und der stärkere Hengst darf sie bespringen. Und ich – ich war mit ihm verschwistert. Ich hatte Teil an seinem Leben, wie er an meinem. So wurde ich zum Mann. Wenigstens äußerlich.« Burrich schwieg einen Augenblick. Er brauchte mir nichts weiter zu erklären. Nach einer Weile seufzte er und sprach weiter.
    »Herzog Grimm verkaufte Neko und sechs Stuten, und ich ging mit ihnen. Die Küste hinauf, nach Rippon.« Er räusperte sich. »Irgendeine Pferdeseuche brach in den Ställen des neuen Besitzers aus. Neko starb, einen Tag nachdem er krank geworden war. Zwei seiner Stuten konnte ich retten. Sie am Leben zu erhalten bewahrte mich davor, Selbstmord zu begehen. Doch nachher fiel ich in ein tiefes Loch. Ich war zu nichts mehr zu gebrauchen und ständig betrunken. Davon abgesehen, gab es nach der Seuche kaum noch genug Pferde im Stall, daß man ihn mit Recht als solchen hätte bezeichnen können. Deshalb ließ man mich gehen, und bald war ich wieder Soldat, diesmal unter einem jungen Prinzen namens Chivalric. Er war gekommen, um einen Grenzdisput zwischen Rippon und Shoaks beizulegen. Ich weiß nicht, was seinen Feldwebel dazu bewog, mich zu nehmen. Dies waren Elitetruppen, Chivalrics persönliche Garde. Ich war abgebrannt und seit drei Tagen entsetzlich nüchtern. Bestimmt entsprach ich als Mensch kaum ihren Ansprüchen, geschweige denn als Soldat. In meinem ersten Monat bei Chivalric wurde ich ihm zweimal vorgeführt, wegen Verstoßes gegen die Disziplin. Handgreifliche Auseinandersetzungen. Wie ein Hund oder ein Hengst glaubte ich, Gewalt sei der einzige Weg, mir Respekt bei den anderen zu verschaffen.
    Als ich das erste Mal vor ihn geschleppt wurde, blutig und um mich schlagend, bemerkte ich bestürzt, daß wir ungefähr gleichaltrig sein mußten. Fast alle in der Truppe waren älter als ich, daher hatte ich mit einem Mann in mittleren Jahren gerechnet. Ich stand vor ihm, und unsere Blicke trafen sich. Wie soll ich es beschreiben – es war so etwas wie ein gegenseitiges Erkennen. Als sähen wir jeder, was aus uns unter anderen Umständen hätte werden können. Deswegen ließ er aber keine Milde mir gegenüber walten. Mein Sold wurde gestrichen, und ich erhielt mehr Pflichten. Beim zweitenmal rechnete jeder damit, daß Chivalric mich aus der Truppe ausstoßen würde. Ich stand vor ihm, bereit, ihn zu hassen, und er sah mich nur an. Mit zur Seite geneigtem Kopf, wie ein Hund, wenn er in der Ferne ein Geräusch hört. Sein Urteil lautete: wieder kein Sold und noch mehr Arbeit. Doch er behielt mich. Alle hatten mir prophezeit, meine Tage in seinen Diensten wären gezählt, und nun erwarteten alle, daß ich desertierte. Ich kann nicht sagen, weshalb ich es nicht tat. Weshalb Soldat sein ohne Sold, sich schinden ohne Lohn?«
    Burrich räusperte sich erneut. Ich hörte, wie er sich tiefer in sein Bett wühlte. Eine Weile blieb er stumm, bis er schließlich beinahe widerwillig fortfuhr. »Das dritte Mal, als man mich vor ihn brachte, war es für eine Wirtshausschlägerei. Die Stadtwache schleppte mich an, zerrauft und blutend, fluchend, tobend. Mittlerweile wollten meine Kameraden nichts mehr mit mir zu tun haben. Mein Feldwebel hatte mich abgeschrieben, und unter den einfachen Soldaten besaß ich keine Freunde. Die Aufgabe, mich in Gewahrsam zu nehmen, fiel deshalb der Stadtwache zu, und man berichtete Chivalric, ich hätte zwei Männer niedergeschlagen und mir fünf weitere mit einem Stock vom Leib gehalten, bis Verstärkung eintraf und es gelungen war, mich zu überwältigen.
    Chivalric entließ die Stadtwache mit einer Summe Geldes zur Entschädigung des Wirts. Er saß hinter seinem Tisch, ein halbfertiges Schriftstück vor sich, und musterte mich von oben bis unten. Dann erhob er sich ohne ein Wort und schob den Tisch an eine Wand. Er zog sein Hemd aus und nahm sich eine Pike aus dem Ständer. Ich dachte, er hätte vor, mich eigenhändig zu töten, doch er sagte: ›Na gut, zeig mir, wie du fünf Männer in Schach gehalten hast‹. Dann ging er auf mich los.« Burrich räusperte sich. »Ich war müde und ziemlich betrunken, aber ich wollte nicht aufgeben. Zu guter Letzt brachte er einen glücklichen Treffer an und streckte mich zu Boden.
    Als ich aufwachte, hatte der

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