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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Gedanken.
    Schließlich sah ich zu ihm hin. Er saß vornübergebeugt auf dem Stuhl, die Hände zwischen den Knien und starrte auf seine verschränkten Finger. Es kostete mich Überwindung zu fragen: »Nun, was wirst du tun?«
    »Ich habe es dir gesagt. Morgen gehe ich fort.«
    Die nächste Frage fiel mir noch schwerer. »Wohin wirst du gehen?«
    Er hustete und bewegte unbehaglich die Schultern. »Ich habe – jemanden. Sie ist allein. Sie könnte die helfende Hand eines Mannes im Haus gebrauchen. Ihr Dach muß ausgebessert werden, und im Garten gibt es Arbeit. Dort werde ich eine Zeitlang bleiben.«
    »Sie?« wagte ich zu fragen und hob eine Augenbraue.
    Seine Stimme war ausdruckslos. »Nichts dergleichen. Eine Freundin. Du würdest vermutlich sagen, daß ich wieder jemanden gefunden habe, um den ich mich kümmern kann. Vielleicht ist es so. Vielleicht ist es an der Zeit, daß ich meine Fürsorge dort anbringe, wo sie gebraucht wird.«
    Ich wandte den Blick ab und schaute in die Glut. »Burrich, auch ich habe dich gebraucht. Du hast mich vom Rand des Abgrunds zurückgeholt und mich wieder gelehrt, ein Mensch zu sein.«
    Er stieß einen gereizten Laut aus. »Wenn ich von Anfang an alles richtig gemacht hätte, wäre es mit dir nie soweit gekommen.«
    »Nein. Aber ohne dich wäre ich tot.«
    »Wirklich? Edel hätte dich nicht beschuldigen können, die Alte Macht praktiziert zu haben.«
    »Er hätte einen anderen Vorwand gefunden, um mich zu töten... oder die erstbeste Gelegenheit ergriffen. Er brauchte nicht wirklich einen, um zu tun, was er tun wollte.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
    Gemeinsam schauten wir zu, wie die Flammen kleiner wurden. Ich hob die Hand und fingerte am Verschluß des Ohrrings, den ich trug. »Ich will dir das wiedergeben.«
    »Ich möchte lieber, daß du ihn behältst, ihn trägst.« Fast eine Bitte. Ungewöhnlich aus Burrichs Munde.
    »Ich verdiene nicht, was immer dieser Ohrring für dich symbolisiert. Ich habe es nicht verdient, ich habe kein Recht darauf.«
    »Was er für mich symbolisiert, ist nicht etwas, das man sich verdient. Es ist etwas, das ich dir geschenkt habe, verdient oder nicht. Es ist deine Entscheidung, ob du ihn tragen willst, aber er gehört dir.«
    Ich ließ den Schmuck an meinem Ohr hängen. Ein blauer Edelstein, eingesponnen in ein Netz aus Silber. Einst hatte Burrich ihn meinem Vater geschenkt.
    Philia gab ihn an mich weiter, ohne seine Bedeutung zu kennen. Ich wußte nicht, ob ich in Burrichs Augen, auch was den Symbolgehalt des Schmuckstücks anging, das Erbe meines Vaters angetreten hatte. Er schwieg sich aus, und ich mochte nicht in ihn dringen. Trotzdem wartete ich, wartete darauf, daß er mich etwas fragte, doch er stand nur wortlos auf und ging zu seiner Lagerstatt. Ich hörte, wie er sich hinlegte.
    Ich war enttäuscht über seine Gleichgültigkeit. Es tat weh. »Ich weiß nicht, was ich tun werde«, beantwortete ich schließlich die ungestellte Frage. »Mein ganzes Leben lang gab es immer Pflichten, die ich erfüllen, Herren, denen ich gehorchen mußte. Jetzt, auf mich allein gestellt – es ist ein merkwürdiges Gefühl.«
    Eine Weile dachte ich, daß er so tun würde, als hätte er nichts gehört, dann sagte er knapp: »Das Gefühl ist mir nicht fremd.«
    Ich richtete den Blick in das Dunkel unter dem Hüttendach. »Ich habe an Molly gedacht. Oft. Weißt du, wohin sie gegangen ist?«
    »Ja.«
    Als er nichts hinzufügte, war ich klug genug, nicht weiterzufragen. »Ich weiß, ich darf nicht nach ihr suchen. Sie hält mich für tot. Ich hoffe, der Mann, bei dem sie jetzt ist, sorgt besser für sie, als ich es getan habe. Ich hoffe, er liebt sie so, wie sie es verdient.«
    Burrichs Decken raschelten. »Was meinst du damit?« erkundigte er sich vorsichtig.
    Es war schwerer auszusprechen, als ich gedacht hatte. »Bei unserer letzten Begegnung sagte sie mir, es gäbe einen anderen. Jemanden, der ihr so viel bedeutete wie mein König mir. Jemanden, den sie über alles stellte, über alles und jeden in der Welt.« Plötzlich war meine Kehle wie zugeschnürt, ich mußte schlucken. »Philia hatte recht.«
    »Ja, hatte sie«, stimmte Burrich zu.
    »Die Schuld liegt allein bei mir. Sobald ich wußte, daß es Molly gutging, hätte ich sie in Ruhe lassen sollen. Sie verdient die ganze Liebe eines Mannes, seine ungeteilte Zuneigung und Aufmerksamkeit...«
    »Ja, allerdings.« Burrich kannte kein Erbarmen. »Schade, daß du so klug nicht warst, bevor du bei ihr

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