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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Burrich und Chade, bei beiden war ich zu weit gegangen. Ich hatte mich von ihnen lösen wollen, nicht jedoch ihre Erinnerung an mich und unsere gemeinsame Zeit vergiften. Doch das Geschehene war nicht zu ändern. Dieser Bruch würde sich niemals wieder kitten lassen. Ich stand auf und fing an, meine Habseligkeiten zusammenzusuchen. Es war schnell getan. Ich schnürte alles mit meinem Winterumhang zu einem handlichen Bündel. Dabei versuchte ich mir darüber klarzuwerden, ob ich aus kindischer Gekränktheit handelte oder einem echten Entschluß folgte. Machte es überhaupt einen Unterschied? Eine Zeitlang saß ich vor dem Feuer, mein Bündel auf den Knien und wartete. Burrich sollte kommen, damit er meine Zerknirschung sah, damit er wußte, daß ich nicht leichten Herzens fortging. Ich zwang mich, über meine Beweggründe nachzudenken, dann schnürte ich meinen Packen wieder auf, legte die Decke vor den Kamin und streckte mich darauf aus. Seit Burrich mich von den Toten auferweckt hatte, hatte er zwischen mir und der Tür geschlafen, wahrscheinlich, um zu verhindern, daß ich mich heimlich davonstahl. In manchen Nächten hatte ich mich gefühlt, als wäre er das einzige Bollwerk zwischen mir und der Dunkelheit. Jetzt, ohne ihn, war mir selbst in den vier Wänden der Hütte zumute, als läge ich allein auf dem kahlen, wilden Angesicht der Welt.
    Du hast mich.
    Ich weiß. Und du hast mich. Ich gab mir Mühe, aber meine Gedankenbotschaft war von keinem echten Empfinden begleitet. Ich hatte meine Gefühle verausgabt, und nun war ich leer... und so müde, ohne ruhen zu dürfen, denn noch gab es viel zu tun.
    Der graue Mann spricht mit Dem-wir-folgen. Soll ich sie belauschen?
    Nein. Ihre Worte gehören ihnen. Es machte mich eifersüchtig zu erfahren, daß sie zusammen waren, und ich war allein. Gleichzeitig schöpfte ich Hoffnung. Vielleicht konnte Burrich Chade überreden, zurückzukommen und bis zum Morgen zu bleiben. Vielleicht konnte Chade das Gift verdünnen, das ich gegen Burrich verspritzt hatte. Ich starrte in die Flammen. Auch mein ärgster Feind konnte keine schlechtere Meinung von mir haben als ich selbst.
    In jeder Nacht gibt es eine tote Stunde, jene kälteste, schwärzeste Zeit, wenn die Welt den Abend vergessen hat und den Morgen nicht ahnt. Viel zu früh, um aufzustehen, jedoch so spät, daß es kaum noch lohnt, sich hinzulegen. Das war die Zeit, als Burrich hereinkam. Ich lag wach, aber ich rührte mich nicht. Er ließ sich nicht täuschen.
    »Chade hat sich auf den Heimweg gemacht«, berichtete er mit ruhiger Stimme. Ich hörte, wie er den umgekippten Stuhl hinstellte. Er setzte sich und zog die Stiefel aus. Keine Feindseligkeit ging von ihm aus, kein Groll, als wären meine erbitterten Worte nie gesprochen worden. Oder als wäre er nach Erregung und Schmerz in einen Zustand der Betäubung verfallen.
    »Es ist zu dunkel für einen solchen Marsch«, sagte ich behutsam zu den Flammen, um den brüchigen Frieden nicht zu gefährden.
    »Ich weiß. Doch er hat eine kleine Laterne bei sich. Er sagte, er hätte mehr Angst zu bleiben, Angst, es doch nicht zu können. Dich deiner eigenen Wege gehen zu lassen.«
    Was ich in kränkender Weise selbst herbeigeführt hatte, erschien mir nun, als würde ich verstoßen. Die Furcht, die mich nie ganz verließ, stieg in mir hoch und untergrub meinen Willen. Von Panik erfüllt, setzte ich mich auf. Mein Mund war trocken. »Burrich, was ich vorhin gesagt habe... Ich war wütend, ich habe...«
    »Mitten ins Schwarze getroffen.« Der Laut, den er ausstieß, hätte ein Lachen sein können, wäre er nicht so mit Bitterkeit befrachtet gewesen.
    »Nur deshalb, weil Menschen, die sich gut kennen, auch genau wissen, wie sie den anderen am tiefsten verletzen können.«
    »Nein. Es ist schon so, vielleicht braucht dieser Hund einen Herrn.« Der Hohn in seiner Stimme, als er von sich selber sprach, war ätzender als alles, was ich ihm entgegengeschleudert hatte. Mir war die Kehle wie zugeschnürt. Er stellte die Stiefel neben den Stuhl, richtete sich auf und sah mich an. »Es lag nie in meiner Absicht, Fitz, daß du so werden solltest wie ich. Das wünsche ich keinem anderen Menschen. Ich wollte, daß du deinem Vater ähnlich würdest, aber manchmal kam es mir vor, du schienst entschlossen zu sein, mir nachzueifern – egal was ich auch tat.« Eine Zeitlang blickte er stumm auf die glosenden Scheiter. Als er endlich weitersprach, war es, als erzählte er einem schläfrigen Kind eine Mär

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