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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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brachte mich woanders hin und warnte mich, unsere Feinde könnten sie durch meinen Leichtsinn finden und sie töten. Ich glaube, das ist auch der Grund, weshalb er mich seine Umgebung nicht sehen ließ. Weil er fürchtete, andere könnten unbemerkt Zeuge sein.«
    »Fürchtet er, daß man auch nach ihm sucht?« fragte Kettricken verwundert.
    »So scheint es. Obwohl ich nichts von ihrer Anwesenheit gespürt habe, ist er offenbar überzeugt, daß sie alles daransetzen, ihn aufzuspüren, entweder mit der Gabe oder durch Verfolger.«
    »Weshalb sollte Edel sich diese Mühe machen, wenn alle Welt Veritas für tot hält?«
    Ich zuckte die Schultern. »Vielleicht um ein für allemal sicherzustellen, daß er niemals wiederkehrt, um ihn als Vatermörder und Thronräuber zu brandmarken und sie allesamt des Hochverrats anzuklagen. Ich ahne, daß mein König vieles vor mir verbirgt. Er warnte mich, die Macht der Kordiale sei vielfältig und groß.«
    »Aber mein Gemahl ist ihnen gewachsen?« fragte Kettricken mit der Gläubigkeit eines Kindes.
    »Ihm steht ein Orkan an Macht zu Gebote, wie ich ihn mir kaum vorstellen kann, Majestät. Doch er muß seinen ganzen Willen aufbieten, um ihn zu beherrschen.«
    »Illusion! Die Macht beherrschen zu wollen ist Illusion«, murmelte Krähe düster vor sich hin. »Eine Falle, um den Unvorsichtigen zu täuschen.«
    »König Veritas ist nicht unvorsichtig!« wies Kettricken sie zurecht.
    »Nein, selbstverständlich nicht«, griff ich beschwichtigend ein. »Und ich wollte Euch mit meinen Worten nur begreiflich machen, daß, was er tut, weit über mein Verständnis hinausgeht. Mir bleibt nur übrig, ihm blind zu vertrauen und seinem Befehl Folge zu leisten.«
    »Ihn zu suchen.« Kettricken seufzte. »Ich wünschte, wir könnten sofort aufbrechen, noch in dieser Minute. Aber nur einer, der seines Lebens überdrüssig ist, wagt sich in diesen Sturm hinaus.«
    »Solange wir hier sind, schwebt Fitz in großer Gefahr«, verkündete Krähe. Aller Augen richteten sich auf sie.
    »Was bringt dich zu dieser Vermutung?« fragte Kettricken.
    Die alte Frau zögerte. »Jeder kann das sehen. Außer, wenn man mit ihm spricht, schweifen seine Gedanken ab, und seine Augen werden leer. Nachts kann er nicht schlafen, ohne daß die Gabe über ihn kommt. Ganz offensichtlich ist es der schädliche Einfluß der Straße.«
    »Für mich ist es nicht so offensichtlich, daß die Straße schuld sein soll. Vielleicht hat er immer noch leichtes Fieber von seiner Verwundung her, oder...«
    »Nein.« Ich wagte es, meiner Königin ins Wort zu fallen. »Es ist die Straße. Ich habe kein Fieber, und ich fühle mich erst so merkwürdig, seit wir darauf unterwegs sind.«
    »Woran liegt das?«
    »Ich verstehe es selber nicht. Ich kann nur annehmen, daß man sich auf irgendeine Weise der Gabe bedient hat, um diese Straße anzulegen. Sie ist so gerade und eben wie keine andere Straße, die ich je gesehen habe. Obwohl sie augenscheinlich kaum benutzt wird, haben sich keine Bäume darauf angesiedelt. Man sieht keine Wildfährten. Und erinnert ihr euch an den einzelnen Baum, an dem wir gestern vorbeigekommen sind? Am Stumpf und den oberen Zweigen war noch keine Spur von Moder zu entdecken, aber der gesamte Stamm, der quer über der Straße lag, hatte sich fast völlig aufgelöst. Irgendeine Macht bewahrt die Straße vor Verunreinigung und Verfall. Und ich glaube, was immer das für eine Macht ist, sie ist der Gabe verwandt.«
    Kettricken überlegte einen Augenblick. »Was sollen wir also tun?«
    Ich zuckte die Schultern. »Nichts. Vorläufig jedenfalls. Das Zelt steht gut hier. Es bei diesem Wetter ab- und wieder aufzubauen, wäre dumm. Ich muß eben auf der Hut sein und darf mich nicht einlullen lassen. Und morgen oder wann immer der Wind nachläßt, werde ich nicht auf, sondern neben der Straße gehen.«
    »Das wird nicht viel helfen«, brummte Krähe.
    »Vielleicht nicht. Aber da diese Straße unser Führer zu Veritas ist, sollten wir ihr folgen. Veritas hat es überlebt, und er war allein.« Die Bruchstücke seiner Gabenträume, an denen ich teilgehabt hatte, ergaben plötzlich einen Sinn. »Ich werde es schaffen, irgendwie.«
    Der Kreis der zweifelnden Gesichter wirkte nicht eben ermutigend auf mich.
    »Wir wollen es hoffen«, sagte Kettricken bedrückt. »Wenn wir dir irgendwie helfen können...«
    »Ich glaube nicht.«
    »Wir können ihn beschäftigen«, schlug Krähe vor. »Er darf nicht müßig sein und nicht zuviel schlafen.

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