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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Dinge besser sein würden. Aber das ist beinahe zu gut, um wahr zu sein – in gewisser Weise.«
    Chades Stimme. Er beugte sich in einem halbdunklen Raum über einen Tisch und studierte ein Pergament. Ein brennender Kandelaber beleuchtete sein Gesicht und die Landkarte, die ausgerollt vor ihm lag. Er sah müde aus, aber wohlgemut. Sein graues Haar war zerzaust. Das weiße Hemd stand weit offen und hing über der Hose, so daß es aussah wie ein Kleid. Der alte Mann war sehnig und muskulös statt mager, fast ausgezehrt, ganz so wie ich ihn von früher kannte. Er trank einen kräftigen Schluck aus einem dampfenden Becher und schüttelte über irgend etwas den Kopf. »Edel scheint in seinem Krieg gegen das Bergreich keinen Fußbreit Boden zu gewinnen. Seine Vorstöße sind fast nur Scharmützel zu nennen, keine konzentrierte Anstrengung, erobertes Gebiet zu besetzen und zu halten, kein Zusammenziehen von Truppen, um sich den Weg nach Jhaampe freizukämpfen. Was spielt er für ein Spiel?«
    »Komm her, und ich zeig’s dir.«
    Chade hob den Blick von der Karte, halb belustigt, halb verstimmt. »Ich suche hier die Antwort auf eine ernsthafte Frage. In deinem Bett werde ich sie wohl kaum finden.«
    Die Frau warf die Decken zurück und ging auf bloßen Füßen hinüber zum Tisch. Sie besaß die geschmeidigen Bewegungen einer Raubkatze, ihre Nacktheit war nicht Blöße, sondern Panzer. Das lange braune Haar hatte sich aus dem Kriegerzopf gelöst und hing um ihre Schultern. Sie war nicht mehr jung, und die lange Narbe von einem Schwerthieb zog sich über ihre Rippen; aber auf eine verwegene und dennoch weibliche Art war sie noch immer atemberaubend. Sie beugte sich neben ihm über die Karte. »Sieh hier. Und hier. Und hier. Du an Edels Stelle, weshalb würdest du all diese Orte auf einmal angreifen, mit zu geringen Kräften, um sie halten zu können?«
    Als Chade nicht antwortete, bewegte sie den Finger zu einem anderen Punkt auf der Karte. »Keiner dieser Angriffe erfolgte als große Überraschung. Truppen Eyods, die sich dort gesammelt hatten, wurden zu diesen zwei Dörfern in Marsch gesetzt. Eine weitere Einheit rückte aus, um das dritte Dorf zu verteidigen. Nun, siehst du, wo keine Truppen waren?«
    »Aber da gibt es nichts Erstrebenswertes.«
    »Nicht auf den ersten Blick«, stimmte sie zu. »Doch früher einmal verlief dort eine Handelsstraße, hier über den unteren Paß und dann in das Herz der Berge. Sie berührte Jhaampe nicht und wird aus diesem Grund kaum noch benutzt. Die meisten Kaufleute ziehen eine Route vor, die ihnen ermöglicht, nicht nur in den kleineren Siedlungen, sondern auch in Jhaampe Geschäfte zu machen.«
    »Welchen Wert hat sie für Edel? Will er sie in seinen Besitz bringen?«
    »Nein. Man hat keine Truppen dort gesehen.«
    »Wohin führt die Straße?«
    »Heutzutage? Nirgends hin, außer vorbei an ein paar einsamen Weilern. Aber eine kleine Einheit, Saboteure vielleicht, käme darauf schnell voran.«
    »Wozu? Was liegt an ihrem Ende?«
    »Bei Shishoe verliert sie sich.« Sie deutete auf einen anderen Punkt auf der Karte. »Aber sie könnte diese angenommenen Saboteure tief ins Gebiet des Bergreichs bringen, in den Rücken der Truppen, die die Grenze bewachen und verteidigen. Westlich vorbei an Jhaampe und unbemerkt.«
    »Aber was könnten sie für eine Absicht haben?«
    Die Frau zuckte die Schultern und lächelte, als sie sah, wie Chades Augen sich von der Karte hoben. »Vielleicht einen Mordanschlag auf König Eyod? Vielleicht ein Versuch, dieses Bastards habhaft zu werden, der sich in den Bergen versteckt halten soll. Sag du’s mir. Dies fällt mehr in dein Ressort als in meins. Die Brunnen in Jhaampe vergiften?«
    Chade wurde plötzlich blaß. »Es ist eine Woche her. Sie werden bereits an Ort und Stelle sein und angefangen haben, ihren Plan in die Tat umzusetzen.« Er schüttelte den Kopf. »Was soll ich tun?«
    »Wenn du mich fragst, ich würde einen Eilkurier zu König Eyod schicken. Ein Mädchen auf einem Pferd. Um ihn davon zu unterrichten, daß er vielleicht Läuse im Pelz hat.«
    »Das wird das beste sein«, nickte Chade. Eine plötzliche Müdigkeit bemächtigte sich seiner Stimme. »Wo sind meine Stiefel?«
    »Nur die Ruhe. Die Botin ist gestern geritten. Inzwischen werden König Eyods Späher die Fährte aufgenommen haben. Er verfügt über ausgezeichnete Spurenleser, das kann ich dir aus langer Erfahrung versichern.«
    Chade musterte die Frau nachdenklich, auf eine Art, die nichts

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