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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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räumlich nahe sein, um uns zu vernichten. Weshalb also die anstrengende Reise auf sich nehmen?«
    Der Narr stützte sich auf einen Ellbogen und rieb sich mit der freien Hand über das eingefallene Gesicht. »Vielleicht haben sie es gar nicht auf dich abgesehen«, meinte er schleppend. »Vielleicht wollen sie etwas ganz anderes.«
    »Und was?« fragte ich.
    »Weshalb ist Veritas hergekommen?« fragte er zurück. Seine Stimme klang kraftlos, doch sein Verstand arbeitete offenbar klar und scharf.
    »Die Hilfe der Uralten? Daran hat Edel nie geglaubt. Für ihn war es nur ein gutes Mittel, sich Veritas vom Hals zu schaffen.«
    »Mag sein. Doch er wußte, die Nachricht von Veritas’ Tod, die er verbreiten ließ, war seine Erfindung. Du selbst hast gesagt, seine Kordiale hätte dich bespitzelt. Aus welchem Grund, wenn nicht in der Hoffnung, Veritas’ Aufenthaltsort herauszufinden? Mittlerweile muß auch er sich, wie die Königin, fragen, weshalb Veritas nicht zurückgekehrt ist? Und er muß sich fragen, welcher Auftrag war so wichtig, daß der Bastard den Plan, ihn zu ermorden, fallengelassen hat, um sich in eine neue Richtung zu wenden? Schau hinter dich, Fitz. Du hast eine Spur aus Blut und Trümmern hinterlassen. Edel wird herausfinden wollen, wohin das alles führt.«
    »Weshalb sollten sie in die Stadt hinuntergehen?« überlegte ich, und dann fiel mir eine noch viel beunruhigendere Frage ein. »Woher wußten sie, wie man es anstellt, sich mittels des Wegweisers in die Stadt versetzen zu lassen? Ich bin durch Zufall hinter das Geheimnis gekommen, aber woher wußten sie es?«
    »Vielleicht sind sie um vieles stärker in der Gabe als du. Vielleicht hat der Wegweiser zu ihnen gesprochen, oder vielleicht verfügten sie, schon bevor sie herkamen, über ausführlichere Informationen als du.« Krähe hatte ihre Worte geschickt gewählt, doch in ihrem Tonfall war kein ›vielleicht‹ enthalten.
    Plötzlich wußte ich mit absoluter Sicherheit, was ich tun mußte. »Ich weiß nicht, weshalb sie hier sind. Aber ich weiß, daß ich sie töten werde, bevor sie zu Veritas gelangen oder mir noch länger im Nacken sitzen.«
    Merle starrte mich an. Ich glaube, erst in diesem Augenblick begriff sie, was ich war. Kein romantischer junger Prinz im Exil, der irgendwann eine große Tat vollbringen würde, sondern ein Mörder. Und nicht einmal ein sonderlich guter.
    »Ruh dich erst noch etwas aus«, riet Kettricken. Sie schien mein Vorhaben als eine Selbstverständlichkeit zu betrachten.
    Ich schüttelte den Kopf. »Liebend gern, aber gerade jetzt halten sie mir die ungeschützte Kehle hin. Ich weiß nicht, wie lange sie vorhaben, in der Stadt zu bleiben. Ich hoffe, sie lassen sich Zeit. Versteht mich recht, ich habe nicht vor, ihnen dort unten gegenüberzutreten. Ich bin kein Gegner für sie in der Gabe. Gegen ihre Gedanken kann ich mich nicht wehren, aber ich kann ihre Leiber töten. Wenn sie ihre Pferde und Begleiter und Ausrüstung zurückgelassen haben, kann ich ihnen diese Dinge wegnehmen, und wenn sie dann zurückkehren, sitzen sie in der Falle. Kein Proviant, kein Zelt zum Übernachten. Kein Wild in dieser Gegend, selbst wenn sie noch wüßten, wie man jagt. Eine Gelegenheit wie diese bietet sich nie wieder.«
    Kettricken nickte zögernd. Merle sah bestürzt aus. Der Narr hatte sich wieder auf den Boden sinken lassen. »Ich sollte dich begleiten«, sagte er schwach.
    Ich schaute ihn an und bemühte mich, keine Belustigung in meiner Stimme mitschwingen zu lassen. »Du?«
    »Ich habe so ein Gefühl... als sollte ich dich begleiten. Daß du nicht allein gehen darfst.«
    »Ich werde nicht allein sein. Nachtauge wartet auf mich.« Ich spürte kurz hinaus und fand meinen treuen Gefährten. Er kauerte von uns aus gesehen hinter den Soldaten und Pferden im Schnee. Sie hatten ein kleines Feuer entfacht und kochten sich eine Mahlzeit. Der Geruch machte den Wolf hungrig.
    Werden wir heute abend Pferd speisen?
    Warten wir’s ab. Ich wandte mich an Kettricken. »Leiht Ihr mir Euren Bogen?«
    Nur widerstrebend überließ sie ihn mir. »Kannst du damit umgehen?«
    Es war eine edle Waffe. »Nicht gut, aber gut genug. Sie haben keine Deckung, und sie rechnen nicht damit, angegriffen zu werden. Wenn ich Glück habe, kann ich einem den Garaus machen, bevor sie überhaupt etwas von meiner Anwesenheit ahnen.«
    »Du willst einen Mann töten, ohne dich ihm vorher zu zeigen?« fragte Merle schwach.
    Die plötzliche Ernüchterung in ihren Augen traf

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