Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
mich härter, als ich mir selbst eingestehen mochte. Ich wandte den Blick zur Seite und konzentrierte mich auf mein Vorhaben. Nachtauge?
    Soll ich die Pferde in den Abgrund jagen oder nur den Weg zurück? Sie haben mich bereits gewittert und werden unruhig, aber die Männer achten nicht darauf.
    Ich würde gerne die Vorräte haben, die sie in den Satteltaschen tragen, falls sich das machen läßt. Weshalb hatte ich mehr Skrupel, ein Pferd zu töten, als einen Menschen?
    Wir werden sehen, erwiderte Nachtauge weise, Fleisch ist Fleisch, fügte er hinzu.
    Ich warf mir Kettrickens Köcher über die Schulter. Der Wind hatte aufgefrischt und versprach neue Schneefälle. Bei dem Gedanken daran, nochmals die Geröllhalde zu überqueren, krampfte sich mir der Magen zusammen. »Ich habe keine andere Wahl«, sagte ich laut zu mir selbst und sah, wie Merle sich von mir abwandte. Offenbar hatte sie meine Bemerkung als Antwort auf ihre Frage aufgefaßt. Nun, sie paßte auch dort. »Wenn ich versage, werden sie euch folgen«, warnte ich meine Gefährten. »Brecht sofort auf und macht erst halt, wenn es zu dunkel ist, um weiterzugehen. Wenn alles nach Plan verläuft, werden wir euch schon einholen.« Ich ging neben dem Narren in die Hocke. »Fühlst du dich stark genug, um zu marschieren?« fragte ich.
    »Ein Stück.«
    »Wenn es sein muß, werde ich ihn tragen.« Kettricken sagte es mit ruhiger Selbstsicherheit. Ich schaute die hochgewachsene Frau an und glaubte ihr. Ich nickte kurz.
    »Wünscht mir Glück«, sagte ich und wandte mich zum Gehen.
    »Ich komme mit«, verkündete Krähe auf einmal. Sie hatte ihre Stiefel neu geschnürt und stand auf. »Gib mir den Bogen. Und auf dem Wall halte dich hinter mir.«
    Einen Augenblick war ich sprachlos. »Warum?« fragte ich schließlich.
    »Weil ich weiß, was ich da oben tue. Und ich bin mehr als ›gut genug‹ mit dem Bogen. Ich wette, ich kann zweien von ihnen das Lebenslicht ausblasen, bevor sie wissen, wie ihnen geschieht.«
    »Aber...«
    »Sie weiß in dem Geröll den besten Weg zu finden«, bemerkte Kettricken ruhig. »Merle, nimm die Jeppas. Ich kümmere mich um den Narren.« Sie schenkte uns einen undeutbaren Blick. »Kommt uns nach, sobald ihr könnt.«
    Mir fiel ein, daß ich schon einmal versucht hatte, Krähe zurückzulassen. Wenn sie mich unbedingt begleiten wollte, dann war es mir lieber, ich hatte sie von Anfang an im Auge, als daß sie auftauchte, wenn ich am wenigsten damit rechnete. Ich runzelte die Stirn, nickte aber.
    »Den Bogen«, erinnerte sie mich.
    Ich gab ihn so ungern her wie Kettricken zuvor. »Verstehst du wirklich so gut damit umzugehen?«
    Ein merkwürdiges Lächeln verzog ihr Gesicht, und sie senkte den Blick auf ihre verkrümmten Finger. »Ich würde nicht behaupten, etwas zu können, wenn es nicht so wäre. Einige meiner alten Talente sind mir erhalten geblieben.«
    Wir machten uns daran, wieder auf den Wall hinaufzusteigen. Krähe ging vor, ihren Stab in der Hand, und ich folgte ihr auf ihren Wunsch hin in einer Stablänge Abstand. Sie sprach kein Wort, während sie mit Blicken und manchmal behutsam mit dem Stock den Boden prüfte, bevor sie den Fuß aufsetzte. Ich konnte nicht erkennen, wonach sie ihre Entscheidungen traf, aber Schutt und verharschter Schnee blieben unter ihren kurzen Schritten ruhig liegen. Bei ihr sah es so einfach aus, daß ich mir töricht vorkam.
    Sie essen jetzt. Und keiner hält Wache.
    Ich gab diese Information an Krähe weiter, die grimmig nickte. Insgeheim war ich unruhig und fragte mich, ob sie wirklich imstande sein würde zu tun, was getan werden mußte. Mit einem Bogen umgehen können ist eine Sache. Einen Mann zu erschießen, während er friedlich sein Abendessen verzehrt, erfordert neben einem guten Auge und einer ruhigen Hand noch andere Fähigkeiten. Ich dachte an Merles Einwand und überlegte, was für ein Mann vortreten und eine förmliche Herausforderung aussprechen würde, bevor er sich auf einen Waffengang mit drei Gegnern einließ. Ich legte die Hand auf den Knauf meines Kurzschwerts. Hatte Chade mir das nicht prophezeit? Morden für meinen König, ohne die Ehre und den Ruhm des Soldaten auf dem Schlachtfeld. Nicht, daß irgendeine meiner Erinnerungen an Schlachtfelder viel mit Ehre oder Ruhm zu tun gehabt hätte.
    Plötzlich lag die Halde hinter uns, und wir stiegen auf festen Boden hinunter. Krähe wartete, bis ich neben ihr stand. »Wir haben noch ein Stück zu gehen, aber wenn wir da sind, laß mich einen

Weitere Kostenlose Bücher