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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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geeigneten Platz aussuchen und den ersten Pfeil abfeuern. Sobald der Mann fällt, läßt du dich sehen und lenkst ihre Aufmerksamkeit auf dich. Sie achten vielleicht nicht auf mich, und ich komme in aller Ruhe noch einmal zum Zuge.«
    »Hast du so etwas schon einmal getan?« erkundigte ich mich.
    »Es ist nicht viel anders als auf der Jagd, Fitz. Wir müssen jetzt leise sein.«
    Nun wußte ich, daß sie noch nie aus dem Hinterhalt gemordet hatte, vielleicht überhaupt noch nie einen Menschen getötet. Allmählich kamen mir Zweifel, ob es klug gewesen war, ihr den Bogen zu überlassen. Gleichzeitig jedoch war ich selbstsüchtig genug, dankbar für ihre Begleitung zu sein. Ich fragte mich, ob mir mein Schneid abhanden gekommen war.
    Vielleicht lernst du gerade, daß es besser ist, auf der Jagd wie im Kampf Rudelgefährten zu haben.
    Vielleicht.
    Auf der Straße gab es nur wenig Deckung. Über und unter uns lotrechter Fels, die Straße selbst eben und kahl.
    Wir umrundeten einen Vorsprung, und da war ihr Lager. Alle drei Soldaten saßen ahnungslos um das Feuer, aßen und schwatzten. Die Pferde fingen unsere Witterung auf, schnaubten und stampften; aber da sie schon seit einiger Zeit wegen des Wolfs unruhig gewesen waren, schenkten die Männer ihnen keine Beachtung. Krähe legte im Gehen den Pfeil auf die Sehne und hielt den Bogen schußbereit. Zu schlechter Letzt war es ganz leicht. Würdeloses, unschönes Gemetzel, aber leicht. Sie hob den Bogen, spannte ihn und schoß, als einer der Männer den Kopf hob und uns bemerkte. Der Pfeil schlug ihm in die Brust. Die anderen beiden sprangen auf, sahen uns und griffen nach den Waffen. Aber die kurze Frist genügte Krähe, um einen zweiten Pfeil aufzulegen und zu schießen, gerade als einer der armen Kerle das Schwert blankgezogen hatte. Nachtauge sprang den letzten von hinten an, warf ihn nieder und hielt ihn auf dem Boden fest, bis ich herangekommen war und ihm mit der Klinge den Rest gab.
    Es war schnell geschehen, beinahe lautlos. Drei tote Männer lagen im Schnee. Ein Stück weiter standen sechs schwitzende, aufgeregte Pferde und ein stoisches Maultier. »Krähe, sieh nach, was sie an Proviant in den Satteltaschen haben«, trug ich ihr auf, um sie aus ihrer Starre zu reißen. Sie richtete den abwesenden Blick auf mich, dann nickte sie langsam.
    Ich ging hinüber zu den Toten, um zu sehen, was ich von ihnen erfahren konnte. Sie trugen nicht Edels Farben, aber die Herkunft von zweien war an ihren Gesichtszügen und dem Schnitt ihrer Kleider abzulesen. Männer aus Farrow. Als ich den dritten herumdrehte, blieb mir fast das Herz stehen. Ich kannte ihn aus Bocksburg. Nicht gut, aber gut genug, um zu wissen, daß sein Name Unschlitt war. Ich schaute in sein totes Gesicht und schämte mich, daß ich mich nicht an mehr als nur an seinen Namen erinnern konnte. Wahrscheinlich war er nach Fierant gegangen, als Edel den Hof dorthin verlegt hatte. Fast die gesamte Dienerschaft hatte den Umzug mitgemacht. Ich versuchte mir einzureden, es wäre nicht wichtig, wo er angefangen hatte, geendet hatte er hier. Zu spät für Mitleid oder Gewissensbisse. Es gab Arbeit zu tun.
    Ich rollte die Leichen über die Kante in den Abgrund. Während Krähe die Ausrüstung durchforstete und aussortierte, was wir zwei ihrer Meinung nach tragen konnten, nahm ich den Pferden Sättel und Zaumzeug ab und warf alles den Toten hinterher. In den Satteltaschen fand ich wenig, außer warmer Kleidung. Das Maultier trug das Zelt und anderes Gerät. Keine Dokumente. Doch welche Verwendung hätten Mitglieder einer Kordiale auch für schriftliche Anweisungen gehabt?
    Treib die Pferde ein gutes Stück die Straße hinunter. Ich glaube nicht, daß sie von selbst wieder hierher zurückkommen.
    Soviel Fleisch, und du willst, daß ich es einfach wegjage?
    Wenn wir hier eins schlachten, können wir nur den geringsten Teil davon essen oder mitnehmen. Was liegenbleibt, ist Nahrung für die drei in der Stadt, sobald sie wiederkommen. Zu ihrem Proviant gehörten Dörrfleisch und Käse. Ich werde dafür sorgen, daß du dir heute abend den Bauch vollschlagen kannst.
    Nachtauge war nicht erfreut, doch er tat, was ich verlangte, auch wenn ich ihn in Verdacht hatte, daß er sich einen Spaß daraus machte, die Pferde schneller und weiter zu hetzen als nötig. Aber wenigstens ließ er sie am Leben. Welche Aussichten sie hatten, irgendwann vielleicht wieder den heimatlichen Stall zu erreichen oder überhaupt in menschliche Obhut zu

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