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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Regionen folgten. Mein anderer Arm lag um die Taille des Narren, sein Arm um meinen Hals. Diese beiden Dinge bewahrten meine Gedanken davor abzuirren.
    Der Narr schien sich etwas erholt zu haben. Das Fieber war gesunken, doch er mochte nichts essen und nicht einmal Tee trinken. Krähe drängte ihm Wasser auf, bis er sich schlichtweg weigerte und nur noch ablehnend den Kopf schüttelte. Er schien ebensowenig zum Sprechen aufgelegt zu sein wie ich. Merle und Krähe mit ihrem Stab führten unsere kleine Prozession an. Der Narr und ich folgten mit den Jeppas, während Kettricken mit gespanntem Bogen nach hinten sicherte. Der Wolf patrouillierte ruhelos auf und ab, lief voraus und dann auf unserer Spur zurück, um plötzlich wieder mitten unter uns aufzutauchen.
    Zwischen Nachtauge und mir bestand ein wortloses Einverständnis. Er begriff, daß ich nicht denken wollte, und tat sein Möglichstes, um mich nicht zu stören; doch ließ sich nicht vermeiden, daß ich spürte, wie er sich bemühte, die Alte Macht zu gebrauchen, um sich mit Kettricken zu verständigen.
    Kein Anzeichen dafür, daß uns jemand folgt, berichtete er ihr wie ein pflichtgetreuer Kundschafter. Dann lief er an den Jeppas und Merle vorbei und weit voraus, um schließlich zu Kettricken zurückzukehren und ihr auf dem Weg nach hinten zu melden, vor uns sei alles frei. Ich versuchte mir einzureden, sie vertraue lediglich darauf, Nachtauge würde es mich wissen lassen, falls er etwas Verdächtiges bemerkte; aber ich vermutete, daß sie sich mehr und mehr auf ihn einstellte.
    Es ging langsam, aber stetig bergab, und die Landschaft veränderte sich. Die steile Felswand neben der Straße verflachte zu einem Hang mit Krüppelkiefern und moosbewachsenen Findlingen. Die Schneedecke wurde fadenscheinig und schrumpfte bis auf einzelne weiße Flecken, die Straße war trocken und schwarz. Es war schwierig, die hungrigen Jeppas zum Weitergehen zu bewegen. Ich unternahm einen halbherzigen Versuch, sie mittels der Alten Macht wissen zu lassen, daß weiter voraus noch besseres Futter wartete, aber ich war mit ihnen nicht vertraut genug, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Ich bemühte mich, mein Denken auf die Tatsache zu beschränken, daß wir heute abend keinen Mangel an Feuerholz haben würden, und ich versuchte dankbar dafür zu sein, daß mit jedem Schritt talwärts der Tag wärmer wurde.
    Einmal deutete der Narr auf eine krautige Pflanze mit winzigen weißen Blüten. »In Bocksburg wird jetzt Frühling sein«, sagte er geistesabwesend und fügte dann rasch hinzu: »Es tut mir leid. Hör nicht auf mich. Es ist mir so herausgerutscht.«
    »Fühlst du dich besser?« fragte ich ihn und verbannte entschlossen Frühlingsblumen und Bienen und Mollys Kerzen aus meinen Gedanken.
    »Etwas.« Seine Stimme schwankte. Er mußte tief Atem holen. »Ich wünschte, wir bräuchten uns nicht so zu sputen.«
    »Wir lagern bald.« Wir durften jetzt nicht langsamer gehen. Ich spürte ein immer stärker werdendes Drängen und konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, daß es von Veritas ausging. Auch diesen Namen verdrängte ich aus meinem Bewußtsein. Selbst auf der breiten Straße und im hellen Tageslicht fürchtete ich, daß Edels Auge nur einen Lidschlag weit entfernt sein könnte, und wenn ich es sah, war ich ihnen ausgeliefert. Für einen Augenblick wünschte ich mir inbrünstig, daß Carrod und Will und Burl froren und hungerten, bis mir einfiel, daß auch an sie zu denken nicht ungefährlich war.
    »Du bist schon einmal so krank gewesen wie jetzt?« fragte ich den Narren, hauptsächlich, um mich abzulenken.
    »Ja. In Blauer See. Königin Kettricken gab das Essensgeld für eine Kammer aus, damit ich ein Dach über dem Kopf hatte.« Er wandte den Kopf und starrte mich an, als wäre ihm etwas Ungeheuerliches in den Sinn gekommen. »Glaubst du, das könnte der Grund sein?«
    »Der Grund wofür?«
    »Daß ihr Kind tot zur Welt gekommen ist...«
    Seine Stimme brach. Ich suchte nach Worten. »Ich glaube nicht, daß es dafür nur eine Ursache gegeben hat. Ihr ist einfach zuviel Leid zugestoßen, während sie das Kind unter dem Herzen trug.«
    »Burrich hätte sie begleiten und mich zurücklassen sollen. Er hätte besser für sie gesorgt. Ich war damals nicht imstande, klar zu denken...«
    »Dann wäre ich tot«, warf ich ein. »Unter anderem. Narr, es hat keinen Sinn, dieses Spiel mit der Vergangenheit zu spielen. Hier ist, wo wir heute sind, und nur von hier können wir unsere

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