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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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letzten Seufzer aus. »Nur, daß wir es gemeinsam bestehen, Firlefitz. Nur, daß wir es gemeinsam bestehen.«
    »Ich dachte, du hättest all diese Schriften und Prophezeiungen studiert...«
    »Das habe ich. Und als ich jünger war, träumte ich viele Träume und hatte Visionen. Doch wie ich dir schon einmal gesagt habe, nichts paßt je ganz wie maßgeschneidert. Es ist so, Fitz. Wenn ich dir Wolle zeigte und einen Webstuhl und eine Schere, würdest du alles betrachten und sagen: ›Oh, das ist der Mantel, den ich eines Tages tragen werde?‹ Doch wenn du den Mantel anhast, ist es leicht, rückblickend zu sagen: ›Aber natürlich, diese Dinge haben den Mantel angekündigt!‹«
    »Wo liegt dann der Nutzen?« fragte ich enttäuscht.
    »Der Nutzen?« wiederholte er. »Hm. So habe ich das noch nie betrachtet. Der Nutzen.«
    Eine Zeitlang gingen wir schweigend nebeneinander her. Ich konnte sehen, wie er sich anstrengen mußte, mit mir Schritt zu halten, und ich wünschte mir nachträglich, es hätte eine Möglichkeit gegeben, eins der Pferde zu behalten und über den Geröllhang auf die andere Seite zu schaffen.
    »Kannst du die Zeichen lesen, aus denen sich das Wetter vorhersagen läßt, Fitz? Oder Wildfährten?«
    »Ein wenig, was das Wetter betrifft. Auf Wildfährten verstehe ich mich besser.«
    »Doch ob bei dem einen oder dem anderen, bist du immer sicher, recht zu haben?«
    »Niemals. Man kann nur vermuten, bis der nächste Tag anbricht oder man das Wild gestellt hat.«
    »So verhält es sich auch mit meinen Prophezeiungen. Ich weiß nie... Bitte laß uns rasten, wenn auch nur für einen Augenblick. Ich muß verschnaufen und einen Schluck Wasser trinken.«
    Zögernd tat ich ihm den Gefallen. Dicht neben der Straße lag ein bemooster Felsklotz, auf den er sich setzte. In einiger Entfernung standen Nadelbäume einer Art, die ich nicht kannte, doch es war ein Labsal für die Augen, wieder Bäume zu sehen.
    Ich verließ die Straße, um mich neben ihn zu setzen, und spürte sogleich den Unterschied. Ihr Einfluß war subtil wie das Summen einer Biene, doch sobald er aufhörte, fühlte ich eine Befreiung. Ich gähnte, bis meine Ohren knackten, und plötzlich schien mein Kopf klarer zu werden.
    »Vor Jahren hatte ich eine Vision«, nahm der Narr den Faden wieder auf. Er trank noch einen Schluck Wasser und reichte mir anschließend den Schlauch. »Ich sah einen schwarzen Bock sich von einem Lager aus schwarzem Stein erheben. Als ich zum ersten Mal die schwarzen Mauern von Bocksburg aus den Wassern aufsteigen sah, dachte ich bei mir: ›Aha, das war gemeint!‹ Nun sehe ich einen jungen Bastard mit dem Bock im Wappen auf einer Straße aus schwarzem Stein gehen. Vielleicht bezog sich der Traum darauf, ich weiß es nicht. Aber mein Traum wurde getreulich aufgezeichnet, und irgendwann, in künftigen Jahren, werden weise Männer beschließen, was er bedeutet hat. Wahrscheinlich lange nachdem du und ich gestorben sind.«
    Ich stellte die Frage, die mich seit langem beschäftigte. »Krähe sagt, es gäbe eine Prophezeiung über meine Tochter... Das Kind des Katalysators...«
    »Die gibt es«, bestätigte der Narr gelassen.
    »Dann glaubst du, Molly und ich werden Nessel an den Thron der Sechs Provinzen verlieren?«
    »Nessel. Wirklich, der Name gefällt mir. Sehr sogar.«
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »Stell sie mir in zwanzig Jahren noch einmal. Es ist soviel einfacher, wenn man auf etwas zurückblicken kann.« Der Seitenblick, mit dem er mich streifte, zeigte mir, daß es zwecklos war, weiter in ihn zu dringen. Ich versuchte es auf einem anderen Weg.
    »Dann bist du von soweit hergekommen, damit die Sechs Provinzen nicht in die Hände der Roten Korsaren fallen?«
    Er betrachtete mich seltsam; dann trat ein Grinsen auf sein Gesicht, als wäre er über etwas baß erstaunt. »Das glaubst du also? Wir tun dies alles, um deine Sechs Provinzen zu retten?« Als ich nickte, schüttelte er den Kopf. »Fitz, Fitz. Ich bin gekommen, um die Welt zu retten. Daß die Sechs Provinzen von den Roten Korsaren erobert werden, ist nur das erste Steinchen, das die Lawine ins Rollen bringt.« Er hob die Hände und ließ sie wieder fallen. »Ich weiß, die Roten Schiffe sind in deinen Augen Heimsuchung genug, aber das Leid, das sie deinem Volk zufügen, ist nicht mehr als ein Pickel am Hintern der Welt. Wäre das alles, wäre es nur ein Haufen Barbaren, die anderen Barbaren das Land wegnehmen – nun, das hat es gegeben und wird es

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