Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
offensichtlich handelte es sich nicht um ein Versehen, und ich schenkte mir die Frage, ob ich ihn wiederhaben könnte.
    »Wie kommt es, daß du so gut über die Gabe Bescheid weißt?« erkundigte sich der Narr. Er schien wieder zu sich selbst zurückzufinden.
    »Vielleicht bin ich still gewesen und habe zugehört, statt Leuten dauernd neugierige Fragen zu stellen«, schnappte sie. »Jetzt trink das!« Wäre ich nicht so besorgt gewesen, hätte es mir Vergnügen gemacht zu sehen, wie dem Narren so kurzerhand über den Mund gefahren wurde.
    Der Narr nahm den Becher und richtete den Blick auf mich. »Und wie erklärst du, was zum Schluß geschehen ist? Sie hielten mich fest und dann auf einmal Erdbeben und Sturmflut und Feuer, alles gleichzeitig.« Er zog die Brauen zusammen. »Und dann war ich fort, in alle Winde verweht. Ich konnte mich selbst nicht finden. Schließlich bist du gekommen...«
    »Hätte irgend jemand vielleicht die Güte, mir zu erklären, was heute nacht passiert ist?« fragte Kettricken leicht gereizt.
    Ich rechnete damit, daß Krähe ihr antworten würde, aber sie schwieg.
    Der Narr ließ den Becher sinken. »Es ist schwer zu erklären, meine Königin. Denkt Euch zwei Raufbolde, die in Euer Schlafgemach eindringen, Euch aus dem Bett zerren und schütteln und Euch dabei mit einem fremden Namen anschreien. Und als sie merkten, daß ich nicht Fitz war, wurden sie sehr zornig auf mich. Dann kam das Erdbeben, und ich wurde fallengelassen. Bildlich gesprochen, natürlich.«
    »Sie haben dich losgelassen?« fragte ich erleichtert und wandte mich sofort an Krähe. »Dann sind sie nicht so klug, wie du befürchtet hast!«
    Krähe musterte mich mit gerunzelten Brauen. »Und du bist nicht so klug, wie ich gehofft hatte«, brummte sie düster. »Haben sie ihn losgelassen? Oder hat ein Gabensturm sie hinweggefegt? Und wenn ja, wer hat diesen Sturm entfesselt?«
    »Veritas«, sagte ich mit plötzlicher Gewißheit. Plötzlich war mir alles vollkommen klar. »Sie haben heute abend auch Veritas angegriffen! Und er hat sie besiegt!«
    »Wovon redet ihr?« verlangte Kettricken zu wissen, in Miene und Tonfall ganz die Königin. »Wer hat meinen Gemahl angegriffen? Was weiß Krähe von diesen anderen, die den Narren überfallen haben?«
    »Sie kennt sie nicht, Majestät, glaubt mir«, versicherte ich hastig.
    »Sei still!« fuhr Krähe mich an. »Majestät, ich besitze das Wissen eines Scholaren, wenn man so will, von jemandem, der eine Kunst studiert hat, aber selbst nicht das Talent besitzt. Seit der Narr und der Katalysator auf dem Marktplatz am Kreuzweg für einen Moment miteinander verbunden waren, habe ich gefürchtet, daß zwischen ihnen eine Verbindung entstanden ist, über die Gabenkundige sie erreichen könnten. Doch entweder weiß die Kordiale nichts darüber, oder etwas hat heute nacht ihr Vorhaben vereitelt. Vielleicht der Gabensturm, von dem Fitz gesprochen hat.«
    »Dieser Gabensturm – du glaubst, das war Veritas?« Kettricken atmete plötzlich rascher, und ihre Wangen röteten sich.
    »Nur bei ihm habe ich je die Gabe in solcher Stärke gespürt«, antwortete ich.
    »Dann lebt er«, sagte sie. »Er lebt.«
    »Möglicherweise«, schränkte Krähe ein. »Ein solcher Ausbruch der Gabe kann einen Menschen töten. Oder es war gar nicht Veritas. Es könnte auch ein fehlgeschlagener Versuch von Will und Edel gewesen sein, Fitz anzugreifen.«
    »Nein, ich habe es euch doch gesagt. Es hat sie auseinandergeweht wie Spreu im Wind.«
    »Und ich habe gesagt, sie können sich selbst vernichtet haben bei dem Versuch, dich zu töten.«
    Ich erwartete, daß Kettricken die Alte zurechtweisen würde, doch sowohl sie als auch Merle schauten mit großen Augen staunend auf Krähe, die gänzlich unerwartet eine derart umfassende Kenntnis der Gabe an den Tag legte.
    »Wie kann ich euch beiden nur danken, daß ihr mich so fürsorglich gewarnt habt«, bemerkte der Narr mit beißender Freundlichkeit.
    »Ich wußte nicht...«, wollte ich protestieren, aber wieder fuhr mir Krähe in die Parade.
    »Dich zu warnen wäre sinnlos gewesen. Du hättest nur an nichts anderes mehr denken können. Laßt es mich an einem Vergleich deutlich machen. Es hat all unserer gemeinsamen Anstrengung bedurft, um zu verhindern, daß Fitz dem Einfluß der Gabenstraße erliegt. Die Reise in die Stadt hätte für ihn Wahnsinn und Tod bedeutet, wäre er nicht mit Elfenrinde betäubt gewesen. Diese anderen aber wandern auf der Straße und nutzen die

Weitere Kostenlose Bücher