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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Rest.
    Weshalb ich? Weshalb nicht du oder Carrod?
    Möchtest du wirklich mit Carrod tauschen? Und vergiß nicht, du warst es, der den Bastard in seiner Hand hatte und dumm genug war, ihn in einen Käfig sperren zu wollen. Also ist es an dir, Widergutmachung zu leisten. Oder gelüstet es dich, wieder den Zorn unseres Königs zu spüren?
    Ich fühlte, wie Burl erschauerte. Und auch ich zitterte, denn ich spürte ihn – Edel. Die Gedanken stammten von Will, doch irgendwie, irgendwo hörte Edel mit. Ich fragte mich, ob Burl so genau wußte wie ich, daß Edel es kaum erwarten konnte, ihm wieder Schmerzen zuzufügen, ob er den Bastard tötete oder nicht. Und wußte er auch, daß Edel überhaupt nicht mehr an ihn denken konnte, ohne sich daran erinnert zu fühlen, was für ein Genuß es gewesen war, ihn zu quälen, und wie sehr es ihn befriedigt hatte?
    Ich war froh, nicht an Burls Stelle zu sein.
    Dort! Das war der Bastard! Finde ihn!
    Von Rechts wegen hätte es mein Ende sein müssen. Will hatte mich entdeckt, meinen unvorsichtigen Gedanken, der in der Luft schwebte. Mein Funke Mitgefühl für Burl hatte mich verraten.
    Es entstand ein Augenblick unerträglicher Spannung. Das Herz schlug mir wie ein Hammer gegen die Rippen, als ich mit der Alten Macht in die Runde spürte. Nichts Größeres als eine Maus weit und breit. Nachtauge lief den Hügel hinunter. Er entfernte sich von mir. Aber Burl hatte behauptet, er wäre ganz in meiner Nähe. Hatte er eine Möglichkeit gefunden, sich gegen die Alte Macht abzuschirmen? Bei dem Gedanken wurden mir die Knie weich.
    Irgendwo am Fuß des Hügels hörte ich das Bersten und Knacken von Zweigen und den Ausruf eines Mannes. Der Wolf war über ihm, dachte ich.
    Nein, Bruder, ich bin es nicht.
    Seine Nachricht erreichte mich nur verschwommen, denn ich taumelte unter dem Anprall einer Gabenattacke, von der ich nicht feststellen konnte, woher sie kam. Meine Sinne vermittelten mir widersprüchliche Eindrücke, als stürzte ich in Wasser und fühlte es als Sand. Ohne klare Vorstellung von dem, was ich tat, lief ich stolpernd den Hügel hinunter.
    Das ist nicht er! Will, zornig und in großer Aufregung. Es ist diese Mißgeburt, der Narr! Ungeheure Wut. Wo ist der Bastard? Will, du Gauch, du Kretin! Du hast ihm unsere Anwesenheit verraten!
    Doch nicht ich war es, sondern Nachtauge, der Burl zuerst erreichte. Selbst aus dieser Entfernung hörte ich sein röchelndes Knurren. Im Dunkel des Waldes unten stürzte sich ein Wolf auf Burl, und der Gabenschrei, der sich Burls Bewußtsein beim Anblick dieses geifernden Rachens entrang, der aus dem Nichts auftauchend in sein Gesicht fletschte, genügte, um Will abzulenken. Ich nutzte den Augenblick, um meine Schutzwehren zu schließen und stürmte los, um meinen Wolf beim Angriff auf Burl zu unterstützen.
    Die Enttäuschung war vorherbestimmt. Ich bekam Burl nicht einmal flüchtig zu Gesicht, nur durch die Augen des Wolfs. Fett und schwerfällig mochte Burl sein, doch mit der Angst im Nacken erwies er sich als ausgezeichneter Läufer. Trotz seiner Anstrengungen hätte Nachtauge ihn niedergeworfen, wäre das Rennen über größere Distanz gegangen. Bei seinem ersten Ansprung riß Nachtauge ihm nur den Umhang herunter, beim zweiten schlug er die Zähne in Hosenbein und Fleisch, doch Burl galoppierte weiter, als wäre nichts geschehen. Nachtauge sah ihn den Rand des gepflasterten Marktplatzes erreichen und mit hilfesuchend ausgestreckter Hand auf den schwarzen Pfeiler zustürmen. Seine Fingerspitzen berührten den schimmernden Stein, und plötzlich war Burl in dem Pfeiler verschwunden.
    Der Wolf machte mitten im vollen Lauf die Beine steif. Seine Krallen scharrten über das schlüpfrige Pflaster. Er zeigte eine Angst vor dem Menhir, als wäre Burl in einer flammenden Waberlohe verschwunden. Eine Handspanne davor kam er zum Stehen, heiser knurrend und zähnebleckend, nicht nur vor Wut, sondern in wahnwitziger Angst. All das erlebte ich mit, obwohl ich weit vorn Schauplatz des Geschehens entfernt irgendwo in stolperndem Lauf durch die Nacht hastete.
    Plötzlich brach eine Woge der Gabe über mich hinein. Sie traf mich nur auf der Ebene des Bewußtseins. Trotzdem schleuderte der Anprall mich zu Boden, und für einen schrecklichen Augenblick konnte ich nicht atmen. Ich lag da wie ein Fisch auf dem Trockenen, jedem ausgeliefert, der sich meiner bemächtigen wollte. Vielleicht war es meine Rettung, daß ich in diesem Augenblick nicht die geringste Spur der

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