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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Wegweiser, um von einem Ort zum anderen zu gelangen. Offensichtlich sind sie ihm an Stärke vielfach überlegen. Oh, was ist zu tun? Was ist zu tun?«
    Niemand antwortete auf diese Frage, die keine Antwort verlangte. Plötzlich funkelte Krähe den Narren und mich vorwurfsvoll an. »Dies kann nicht richtig sein. Es kann einfach nicht richtig sein. Der Prophet und der Katalysator, und beide kaum mehr als Knaben. Grünes Holz noch, ungeschult in der Gabe, den Kopf voller Allotria und Liebesweh. Und sie sind gesandt, die Welt zu retten?«
    Der Narr und ich tauschten einen Blick. Ich sah ihn Atem holen, um zu antworten, doch in diesem Augenblick schnippte Merle mit den Fingern. »Und das ist der Schlüssel zu meinem Lied!« rief sie aus. Ihr Gesicht strahlte. »Nicht ein Lied von Heldenstärke und mächtigen Recken. Nein. Ein Lied von zweien, die auszogen, um ihre Bestimmung zu erfüllen, gewappnet allein mit der Kraft der Freundschaft. Beide erfüllt von einer unwandelbaren Treue zu ihrem König. Und im Refrain... ›Grünes Holz‹, etwas in der Art, hm...«
    Der Narr fing meinen Blick auf und schaute bedeutungsvoll an sich hinunter. »Grünes Holz? Ich hätte es dir doch zeigen sollen«, sagte er leise, und trotz allem, sogar trotz des strafenden Blicks meiner Königin, brach ich in prustendes Gelächter aus.
    »Hört auf!« wies Krähe uns mit solch düsterer Strenge zurecht, daß ich auf der Stelle ernst wurde. »Dies ist nicht die Zeit für Lieder oder ungehörige Possen. Seid ihr beide so mit Einfalt geschlagen, daß ihr nicht erkennt, in welcher Gefahr ihr schwebt? In welche Gefahr ihr uns alle mit eurer Verwundbarkeit bringt?« Ich schaute zu, wie sie mit sichtlicher Erbitterung meine Elfenrinde aus ihrem Bündel nahm und wieder den Topf aufsetzte. »Ich wüßte nicht, was ich sonst tun könnte«, bemerkte sie entschuldigend zu Kettricken.
    »Was hast du denn vor?«
    »Wenigstens den Narren mit Elfenrinde zu betäuben. Dadurch wird er gegen sie abgeschirmt, und sie können seine Gedanken nicht lesen.«
    »Elfenrinde wirkt nicht auf diese Weise«, wandte ich ein.
    »Was du nicht sagst!« Krähe reckte streitlustig den Kopf vor. »Weshalb wurde sie dann von alters her zu diesem Zweck benutzt? Früh genug einem königlichen Bastard verabreicht, konnte sie die Anlage zur Gabe abtöten. Es wurde nicht nur einmal getan.«
    Ich schüttelte trotzig den Kopf. »Ich habe sie jahrelang genommen, um nach dem Gebrauch der Gabe wieder zu Kräften zu kommen. Veritas ebenso. Und sie hat nie...«
    »Gütige Eda!« rief Krähe aus. »Sag mir, daß du lügst!«
    »Welchen Grund hätte ich zu lügen? Elfenrinde wirkt belebend, wenn sich auch nachher eine gewisse Niedergeschlagenheit einstellt. Oft trug ich Elfenrindentee zu Veritas in seinem Gabenturm hinauf, um ihn zu stärken.« Ich verstummte, die Bestürzung auf Krähes Gesicht ließ mich stutzen. »Was ist?«
    »Elfenrinde ist bei allen Gabenkundigen als ein Mittel berüchtigt, das man meiden sollte«, erklärte sie. Alle im Zelt schienen den Atem anzuhalten. »Sie macht einen Menschen taub für die Gabe, so daß er weder selbst davon Gebrauch machen kann, noch andere ihn durch den Schleier hindurch mit der Gabe erreichen können. Man sagt ihr nach, daß sie in der Jugend das Gabentalent zerstört und bei älteren Kundigen die Entwicklung behindert.« Sie schaute mich mitleidig an. »Du mußt früher ein großes Potential besessen haben, um auch nur soviel übrigbehalten zu haben.«
    »Das kann nicht sein«, sagte ich schwach.
    »Denk nach«, forderte sie mich auf. »Hast du je gefühlt, daß deine Gabe danach stärker geworden wäre?«
    »Was ist mit meinem Gemahl Veritas?« warf Kettricken angstvoll ein.
    Krähe zuckte die Schultern. Sie wandte sich an mich. »Wann hat er angefangen, Elfenrinde zu nehmen?«
    Es fiel mir schwer, mich auf ihre Worte zu konzentrieren. So viele Dinge erschienen mir plötzlich in einem anderen Licht. Elfenrinde hatte fast immer gegen die hämmernden Kopfschmerzen geholfen, die mich nach längerem Gebrauch der Gabe peinigten, aber ich hatte nie versucht, gleich anschließend wieder mit der Gabe zu denken. Veritas hatte es getan, das wußte ich. Doch wie erfolgreich? Mein unzuverlässiges Talent – konnte das an der Elfenrinde gelegen haben? Wie ein Blitz traf mich die ungeheure Erkenntnis, daß Chade ein Fehler unterlaufen war, als er sie mir und Veritas gegeben hatte. Chade hatte einen Fehler gemacht. Nie wäre mir der Gedanke gekommen, Chade

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