Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen
Halbbruder auf den Thron zu setzen, oder war er nur machthungrig? Wir werden es niemals erfahren.«
Dies schien der geeignete Augenblick zu sein, um etwas zur Sprache zu bringen, das ich bis jetzt nie erwähnt hatte. »Da gibt es eine Sache, die ich nicht verstehe. Krähe sagt, dadurch, daß Ihr Carrod mit der Gabe getötet habt, hättet Ihr Euch selbst eine schwere Wunde zugefügt. Doch Ihr habt Galen die Kraft entzogen, bis er tot war, ohne Schaden zu nehmen. Auch Serene und Justin schien es nichts auszumachen, daß sie dem König die Gabe aussaugten.«
»Jemandem die Gabe entziehen ist etwas anderes, als jemanden mit einem Ausbruch der Gabe zu töten.« Veritas stieß ein bitteres Lachen aus. »Da ich beides getan habe, kenne ich den Unterschied. Als es zu Ende ging, starb Galen lieber, als mir seine ganze Kraft auszuliefern. Ich vermute, daß mein Vater eine ähnliche Wahl getroffen hat, wahrscheinlich auch, um sie nicht wissen zu lassen, wo ich mich aufhielt. Welche Geheimnisse Galen mit in den Tod nahm, davon können wir uns inzwischen eine Vorstellung machen.« Er schaute auf das Stück Fleisch in seiner Hand und legte es beiseite. »Doch jetzt muß unsere erste Sorge sein, die Uralten zu wecken. Du schaust dich um und siehst einen sonnigen Tag, Fitz. Ich sehe ruhige See und einen rauhen Wind, der die Roten Schiffe an unsere Küste trägt. Während ich haue und schabe und meißle, sterben meine Untertanen oder werden entfremdet. Ganz zu schweigen davon, daß Edels Truppen an der Grenze des Bergreichs brandschatzen und morden. Der Vater meiner Gemahlin reitet in die Schlacht, um sein Volk vor der Soldateska meines Bruders zu beschützen. Wie mich das erbittert! Gelänge es dir, die Drachen zu erwecken, könnten sie sich jetzt schon zu ihrer Verteidigung erheben.«
»Ich lasse mich nicht gerne auf etwas ein, wenn ich nicht genau weiß, was damit zusammenhängt...« begann ich, doch Veritas unterbrach mich mit einem Grinsen.
»Mir scheint, daß du mich gestern flehentlich gebeten hast, genau das tun zu dürfen, FitzChivalric.«
Ertappt! Ich nickte ergeben. »Nachtauge und ich werden morgen früh aufbrechen.«
Er runzelte die Stirn. »Ich sehe keinen Grund, so lange zu warten. Es ist keine lange Reise für dich, nur ein Schritt durch den Pfeiler. Aber dem Wolf ist dieser Weg verschlossen. Er muß hierbleiben. Und ich möchte, daß du dich unverzüglich aufmachst.«
Mir so beiläufig zu sagen, ich müsse ohne meinen Wolf gehen. Lieber wäre ich splitterfasernackt aufgebrochen! »Unverzüglich? Wie auf der Stelle ?«
»Weshalb nicht? In wenigen Minuten kannst du schon dort sein. Versuch dein Möglichstes. Hast du Erfolg, werde ich es wissen. Wenn nicht, komm heute abend durch den Pfeiler wieder hierher zurück. Durch den Versuch verlieren wir nichts.«
»Und die Kordiale?«
»Sie ist für dich dort keine größere Gefahr als hier. Nun geh.«
»Sollte ich nicht warten, bis die anderen zurück sind, um ihnen zu erklären...«
»Ich werde es ihnen sagen, Fitz. Also, wirst du deinem König diesen Dienst erweisen?«
Auf diese Frage konnte es nur eine Antwort geben. »Selbstverständlich, Majestät.« Noch einmal zögerte ich. »Ich weiß nicht genau, wie man den Pfeiler benutzt.«
»So einfach wie eine Tür. Du legst deine Hand darauf, und er bedient sich deiner Gabe. Hier, dieses Symbol...« Er zog mit einem Finger Striche in den Staub. »Das bringt dich in den Garten der Drachen. Dies«, ein anderes Zeichen, »bringt dich wieder hierher zurück.« Er musterte mich mit einem durchdringenden Blick, als wolle er mir bis auf den Grund der Seele schauen.
»Heute abend bin ich wieder hier«, versicherte ich ihm.
»Gut. Möge dir das Glück zur Seite stehen.«
Damit war es abgemacht. Ich stand auf und schlug den Weg zu dem schwarzen Pfeiler ein. Ich kam an Mädchen-auf-einem-Drachen vorbei und beschleunigte meinen Schritt, um mich von ihr nicht ablenken zu lassen. Irgendwo in den Wäldern sammelten die anderen Feuerholz, während Nachtauge in ihrer Nähe herumstöberte.
Willst du wirklich ohne mich gehen?
Ich werde nicht lange fort sein, Bruder.
Soll ich kommen und bei dem Pfeiler auf dich warten?
Nein, wache für mich über die Königin.
Mit Vergnügen. Sie hat heute für mich einen Vogel erlegt.
Ich spürte seine Bewunderung und Ernsthaftigkeit. Was gibt es Besseres als ein Weibchen, das gut zu jagen versteht?
Ein Weibchen, das großzügig teilt.
Laß mir auch etwas übrig.
Du kannst die Fische
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