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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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bist Pinne, nicht wahr? Zänkers Sohn?«
    Der junge Mann staunte, daß Veritas sich seiner erinnerte. »Pinne, Majestät. Im Dienst des Königs wie mein Vater vor mir.« Seine dunklen Augen hingen wie gebannt an der Spitze der Schwertklinge, die Veritas auf ihn gerichtet hielt.
    Veritas senkte die Waffe. »Sprichst du die Wahrheit, Bursche? Oder versuchst du nur, deine Haut zu retten?«
    Pinne blickte zu Veritas auf und wagte ein scheues Lächeln. »Ich habe keinen Grund, mich zu fürchten. Der Prinz, dem ich diente, hätte keinen knienden, waffenlosen Mann gemordet, und ich denke, was der Prinz nicht tat, wird auch der König nicht tun.«
    Vielleicht hätten keine anderen Worte Veritas zu überzeugen vermocht. Trotz seiner Erschöpfung lächelte er. »Dann geh hin, Pinne. Geh schnell und geh heimlich, denn sie, die dich benutzt haben, werden dich töten, wenn sie entdecken, daß du mir ergeben bist. Kehre in die Marken zurück, und auf dem Weg dorthin und auch zu Hause verkünde allen, daß ich wiederkommen werde. Daß meine geliebte und treue Gemahlin bei mir sein wird, um zu meiner Rechten auf dem Thron zu sitzen, und daß meine Erben mir nachfolgen werden. Und wenn du in Bocksburg eintriffst, melde dich bei der Witwe meines Bruders. Sage der Prinzessin Philia, daß ich dich in ihren Dienst empfehle.«
    »Ich höre und gehorche, Majestät. Majestät?«
    »Was noch?«
    »Verstärkung ist auf dem Weg. Wir sind nur die Vorhut...« Er hielt inne und schluckte. »Ich beschuldige niemanden des Hochverrats, am wenigsten Euren Bruder, aber...«
    »Das soll nicht deine Sorge sein, Pinne. Was ich dir zu tun aufgetragen habe, ist mir wichtig. Eile und hüte dich davor, unterwegs Händel zu beginnen, auch nicht um deines Königs willen. Und verkünde die Botschaft, wie ich es dir gesagt habe.«
    »Ja, Majestät.«
    »Dann erhebe dich und geh.«
    Pinne erhob sich, nahm sein Schwert, steckte es in die Scheide und schritt davon in die Dunkelheit.
    Veritas drehte sich zu mir herum. Seine Augen leuchteten triumphierend. »Es wird gelingen«, sagte er mit gelassener Überzeugung und deutete auffordernd auf den Pfeiler. Ich schlug mit der flachen Hand auf das Symbol und stolperte hindurch, als der Gabensog mich packte. Veritas folgte mir auf dem Fuße.

Kapitel 37
Den Drachen speisen
     
    Im Hochsommer jenes letzten Jahres war die Lage in den Sechs Provinzen verzweifelt geworden. Bocksburg, lange von den Korsaren gemieden, sah sich plötzlich von ihnen belagert. Seit dem Mittwinter war auch die Geweihinsel mit dem Wachturm in ihrer Hand. Ingot, der Ort, der als erster in den Marken die Geißel des Entfremdens zu spüren bekommen hatte, war längst zu einem Anlegeplatz für die Piraten geworden, wo sie ihre Wasserfässer füllten. Seit einiger Zeit kursierten Gerüchte über Segler der Outislander, die bei der Linneninsel ankerten, und auch das geheimnisvolle ›Weiße Schiff‹ sollte einige Male gesichtet worden sein. Fast den ganzen Frühling über hatte der Hafen von Bocksburg weder ein- noch auslaufende Schiffe gesehen. Dieses Erliegen des Handels machte sich nicht allein in den Marken bemerkbar, sondern in jeder Marktstadt am Bocks-, Bär- und Vinfluß. Die Roten Schiffe waren plötzlich auch für die Kaufherren und Barone von Farrow und Tilth ein Posten auf der Rechnung.
    In einer Sommernacht dann war es soweit: Nach etlichen Wochen trügerischer Ruhe überfielen die Roten Korsaren Burgstadt. Im Hafen loderten die ersten Brände auf, dann begann der Kampf in den Straßen. Die Bürger leisteten mit dem Mut der Verzweiflung Widerstand, aber die lange Zeit des Mangels war nicht spurlos an den Menschen vorübergegangen, und die Piraten hatten wenig Mühe, die Verteidiger zu überrennen. Fast jedes hölzerne Gebäude in der Stadt verbrannte zu Asche. Man rechnet, daß sich nur ein Viertel der Einwohner den steilen Hügel hinauf und hinter die Mauern der Burg retten konnte. Obwohl Lord Vigilant Anstrengungen unternommen hatte, die Befestigungen zu verstärken und Vorräte anzulegen, waren nach den Wochen der Belagerung die Lebensmittel karg bemessen. Wenigstens lieferten die tiefen Brunnen in der Burg ausreichend Trinkwasser für Mensch und Tier.
    Katapulte und andere Kriegsmaschinen standen seit Jahren bereit, um die Mündung des Bocksflusses zu verteidigen, doch Lord Vigilant hatte sie für die Verteidigung der Burg requiriert. Deshalb nahmen die Piratenschiffe ungehindert den Weg den Fluß hinauf und trugen Blutvergießen und

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