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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Überredung, aber schließlich verließ Veritas seinen Drachen und ging, um dich zu suchen. Bist du verletzt?«
    Ich stand langsam auf und klopfte mir den Staub von den Kleidern. »Nur mein Stolz, weil mein König mich behandelt wie ein unmündiges Kind. Er hätte mich wissen lassen können, daß er Krähes Gesellschaft der meinen vorzieht.«
    Ein Flackern in Kettrickens Augen erinnerte mich daran, zu wem ich sprach, doch sie verbarg ihren zwiefachen Schmerz und fragte nur: »Ein Mann wurde getötet, sagst du?«
    »Nicht von mir. Er stolperte im Dunkeln und wurde vom Hauer des Keilers durchbohrt. Ich habe aber nicht gemerkt, daß der Drache sich geregt hätte.«
    »Nicht der Tod, sondern das freigewordene Leben«, bemerkte Krähe zu Veritas. »Das könnte es sein. Wie der Geruch von frischem Fleisch einen halb verhungerten Hund zu beleben vermag. Sie sind hungrig, mein König, aber man kann sie noch erreichen. Vorausgesetzt, wir finden einen Weg, sie zu atzen.«
    »Mir gefällt nicht, wie sich das anhört«, bemerkte ich.
    »Danach wird nicht gefragt«, antwortete Veritas. »Es ist die Natur der Drachen. Sie müssen gespeist werden, und ihre Nahrung ist Leben. Als Geschenk dargebracht, um einen zu erschaffen; aber Drachen nehmen sich, was sie brauchen, um ihre Kraft zu erhalten, wenn sie erst einmal emporgestiegen sind. Was glaubtest du, hat König Weise ihnen angeboten als Lohn für die Vertreibung der Roten Schiffe?«
    Krähe stieß den knochigen Zeigefinger in Richtung des Narren. »Hast du gehört? Nun weißt du, weshalb du so müde bist! Als du das Mädchen mit der Gabe berührt hast, hast du dich ihr verbunden. Sie zieht dich jetzt am Gängelband zu sich zurück, und du bildest dir ein, du gehst aus Mitleid. Aber sie wird von dir nehmen, was sie braucht, um sich in die Lüfte zu erheben, und wenn es dein ganzes Leben ist.«
    »Ich verstehe kein Wort von dem, was ihr da redet!« rief ich aus, und dann fiel mir endlich ein, ihnen mitzuteilen, was ich erfahren hatte. »Edel hat Soldaten geschickt. Sie sind auf dem Marsch hierher und höchstens noch ein paar Tage entfernt. Die Männer, die die Pfeiler bewachen, sollen Veritas daran hindern zu fliehen.«
    Erst viel später in dieser Nacht konnte ich mir endlich ein lückenloses Bild von den Ereignissen während meiner Abwesenheit machen. Krähe und Veritas hatten sich tatsächlich zu dem Fluß der Magie begeben. Gleich nach mir waren sie durch den Pfeiler gegangen und in die Stadt gelangt. Dort hatte Krähe ihre Arme in den Fluß getaucht und Veritas seine Macht erneuert. Jeder Blick auf das Silber an ihren Armen erregte in mir einen Gabenhunger, der fast eine Lust war. Eine Gier, die ich vor mir selbst leugnete und vor Veritas zu verbergen suchte. Ich glaube nicht, daß er sich täuschen ließ, doch er sprach mich auch nicht darauf an. Um mir Luft zu machen, verbarg ich meinen Neid und meine Eifersucht hinter der Maske der Vernunft und warf ihnen beiden vor, nur durch reines Glück wären sie nicht auf die Kordiale gestoßen. Veritas erwiderte ruhig, er wäre sich der Gefahr bewußt gewesen und hätte beschlossen, das Risiko einzugehen. Irgendwie schmerzte es mich noch mehr, daß selbst mein Zorn ihn so unbewegt ließ.
    Bei ihrer Rückkehr hatten sie den Narren dabei ertappt, wie er mit dem Meißel den Sockel von Mädchen-auf-einem-Drachen bearbeitet hatte. Er hatte um eine Tatze den Stein weggeschlagen und mit der Arbeit an der zweiten begonnen. Der Fuß selbst blieb ein formloser Klumpen, aber der Narr bestand darauf, ihn fühlen zu können, im Stein verborgen. Er wäre überzeugt, sie wünsche sich weiter nichts von ihm, als daß er den Drachen von dem befreite, was ihn daran hinderte, sich zu erheben. Vor Erschöpfung war er dem Zusammenbruch nahe gewesen, und Krähe hatte darauf bestanden, daß er sich in der Jurte hinlegte. Sie hatte das letzte Stück ausgelaugte Elfenrinde genommen, zu Pulver zerstoßen und noch einmal aufgegossen und ihm zu trinken gegeben. Trotzdem blieb er geistesabwesend und matt und fragte kaum, was mir geschehen war. Ich hatte ein ungutes Gefühl seinetwegen.
    Meine Nachricht von Edels Soldaten hatte Bewegung in unser Lager gebracht. Nach dem Essen beorderte Veritas Merle, den Narren und den Wolf zum Eingang des Steinbruchs, um dort Wache zu halten. Ich blieb am Feuer sitzen, ein feuchtes Tuch um mein geschwollenes und verfärbtes Knie gewickelt. Oben bei dem Drachen hielt Kettricken die Feuer in Gang, und Veritas und Krähe führten

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