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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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aus ihrem Mund. Mit einem bittenden Unterton in der Stimme fuhr sie fort: »Hör mir zu. Laß mich einfach ausreden. Mein ganzes Leben lang war es... Erst mein Vater. Er beteuerte immer, daß er mich liebte. Aber wenn er mich schlug und mich verfluchte, kam es mir nicht vor wie Liebe. Dann Fitz. Er schwor, daß er mich liebte und berührte mich zärtlich. Aber seine Lügen hörten sich für mich nie an wie Liebe. Jetzt du... Burrich, du sprichst niemals zu mir von Liebe. Du hast mich nie angerührt, nicht im Zorn und nicht in Begierde. Aber sowohl dein Schweigen als auch dein Blick sagen mir mehr von Liebe, als ihre Worte oder Berührungen es je getan haben.« Sie wartete. Er schwieg. »Burrich?« fragte sie verzagt.
    »Du bist jung«, sagte er leise. »Und schön. So voller Leben. Du verdienst etwas Besseres.«
    »Burrich. Liebst du mich?« Eine schlichte Frage, schüchtern ausgesprochen.
    Er verschränkte die Hände im Schoß, bis die Knöchel sich weiß färbten. »Ja.«
    Mollys Lächeln brach hervor wie die Sonne zwischen den Wolken. »Dann sollst du mich heiraten. Und nachher, wenn du es wünschst, werde ich vor die Zeugensteine treten. Und ich werde vor aller Welt zugeben, daß ich bei dir war, bevor wir zusammengegeben wurden. Und ich werde ihnen das Kind zeigen.«
    Endlich hob er den Blick und schaute ihr in die Augen. Unglauben malte sich auf seinen Zügen. »Du würdest mich zum Mann nehmen? Wie ich bin? Alt? Arm? Narbig?«
    »Für mich bist du nichts von all dem. Für mich bist du der Mann, den ich liebe.«
    Er schüttelte den Kopf. Ihre Antwort hatte ihn noch mehr verwirrt. »Und nach allem, was du eben über Unglück gesagt hast? Du würdest dich vor die Zeugensteine stellen und lügen?«
    Sie schenkte ihm ein anderes, ein besonderes Lächeln. Ein Lächeln, wie ich es seit langer Zeit nicht mehr gesehen hatte. Ein Lächeln, das mir das Herz brach. »Es muß keine Lüge sein«, erklärte sie ruhig.
    Seine Nüstern blähten sich wie die eines Hengstes, als er sich mit einer geschmeidigen Bewegung vom Bett erhob. Ein tiefer Atemzug weitete seine Brust.
    »Warte«, befahl sie leise, und er gehorchte. Sie befeuchtete mit der Zungenspitze Daumen und Zeigefinger und drückte rasch hintereinander alle Kerzen aus bis auf eine. Dann kam sie durch den fast dunklen Raum in seine Arme.
    Ich floh.
    »Mein Junge, es tut mir so leid.«
    Ich schüttelte stumm den Kopf. Meine Augen waren fest zusammengekniffen, trotzdem quollen Tränen unter den Lidern hervor. Ich versuchte zu sprechen und war überrascht, daß meine Stimme mir gehorchte. »Er wird gut zu ihr sein. Und zu Nessel. Er ist ein Mann, wie sie ihn verdient. Nein, Veritas. Ich sollte es tröstlich finden zu wissen, daß er bei ihr sein wird, um für sie beide zu sorgen.«
    Trost. Nein, da war kein Trost. Nur blanker Schmerz.
    »Wie es scheint, ist es für dich ein schlechter Handel gewesen.« Veritas hörte sich aufrichtig bekümmert an.
    »Nein, schon gut.« Ich schluckte krampfhaft. »Nun zu meinem Teil der Abmachung. Wenn es sein muß, dann möchte ich, daß es schnell geschieht.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    Ehe ich mich versah, hatte er mir mein Leben genommen.
     
    Es war ein Traum, den ich schon einmal gehabt hatte. Ich kannte das Gefühl, mich im Körper eines alten Mannes zu befinden. Damals war es König Listenreich gewesen, in einem weichen Nachthemd, in einem sauberen Bett.
    Dieses Mal war schlimmer. Jeder Knochen im Leib tat mir weh. Tief in meinen Eingeweiden spürte ich ein Brennen. Und ich hatte mich verbrüht, im Gesicht und an den Händen. Es war mehr Schmerz als Leben in diesem Körper. Ich öffnete die verklebten Lider. Ich lag auf kaltem, rauhem Stein. Ein Wolf saß neben mir und beobachtete mich.
    Dies ist falsch, sagte er zu mir.
    Ich wußte nicht, was ich darauf antworten sollte. Ganz gewiß fühlte es sich nicht richtig an. Nach einer Weile stemmte ich mich hoch, auf Hände und Knie. Hände, die schmerzten, Knie die schmerzten. Jedes einzelne Gelenk in meinem Körper knirschte und protestierte, als ich mich erhob und umschaute. Die Nacht war mild, und trotzdem fröstelte ich. Über mir, auf einem Postament, schlummerte ein unfertiger Drache.
    Ich verstehe das nicht. Nachtauge verlangte eine Erklärung.
    Ich möchte es nicht verstehen. Ich möchte es nicht wissen.
    Doch ob ich es wollte oder nicht, ich konnte mich dem Wissen nicht verschließen. Ich setzte mich steif in Bewegung, und der Wolf trottete hinter mir her. Wir gingen an

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