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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sich in die Luft, auch wenn es wenig elegant aussah. Das Brausen der Drachenflügel war derart laut, daß ich mir die Ohren zuhielt und Nachtauge sich neben mir bäuchlings auf die Erde drückte. Bäume neigten sich im Sturm der Drachen, und Äste regneten hernieder, verdorrte wie grüne. Für eine staunende Weile war der Himmel übersät von Geschöpfen, die wie Edelsteine glitzerten, grün und rot und blau und gelb. Wann immer der Schatten eines davon über uns hinwegzog, erlebte ich einen Augenblick der Schwärze, doch meine Augen sahen, wie Realders Drache sich erhob, als letzter der Schar, um den Gefährten in den weiten Himmel zu folgen. Nach kurzer Zeit entzog das Laubdach der Bäume sie meinen Blicken, und ihre Schreie verhallten.
    »Deine Drachen kommen, Veritas«, sagte ich dem Mann, den ich einst gekannt hatte. »Die Uralten haben sich erhoben, um ihr Versprechen einzulösen und den Marken beizustehen. Genau wie du es gesagt hast.«

Kapitel 40
Edel
     
    Der Katalysator kommt in die Welt, um alle Dinge zu wandeln.
     
    Dem Verschwinden der Drachen folgte eine tiefe Stille, durchbrochen nur vom Wispern einzelner Blätter, die zu Boden schwebten. Kein Frosch quakte, kein Vogel sang. Die Drachen hatten bei ihrem Abflug das Dach des Waldes zerrissen. Sonnenlicht fiel breit gefächert auf eine Erde, die seit unzähligen Jahren nur Schatten gekannt hatte. Die gigantischen Leiber hatten Bäume entwurzelt oder umgeknickt und tiefe Furchen in den Waldboden gegraben. Schuppenpanzer hatten die Rinde von Stämmen geschabt, und das darunter verborgene weiße Kambium lag bloß. Die aufgewühlte Erde, die wunden Bäume und niedergewalzten Gräser erfüllten den warmen Nachmittag mit ihrem satten Geruch. Ich stand inmitten der Verwüstung, Nachtauge zur Seite und schaute mich langsam um. Dann machten wir uns auf die Suche nach Wasser.
    Unser Weg führte durch das Lager. Es war ein ungewöhnliches Schlachtfeld. Herumliegende Waffen, hier und da ein Helm, zertrampelte Zelte und verstreute Ausrüstungsgegenstände ließen ahnen, daß sich hier ein Drama abgespielt hatte, doch sonst wies nichts darauf hin. Die einzigen Leichen waren die Soldaten, die Nachtauge und ich getötet hatten. Die Drachen hatten keine Verwendung für totes Fleisch. Sie nährten sich von dem Leben, das aus diesem Behältnis entfloh.
    Ich fand den Bach, an den ich mich erinnerte, und warf mich am Ufer hin, um zu trinken, als könnte ich meinen Durst niemals löschen. Nachtauge trank neben mir, dann legte er sich in das kühle Gras am Wasser und beschäftigte sich mit einer Verletzung an seiner Vorderpfote. Es war ein tiefer Schnitt. Nachtauge drückte die Zunge hinein und leckte ihn gründlich sauber. Irgendwann würde er geheilt sein, ein dunkler, haarloser Strich. Nur eine Narbe, tat er meinen Gedanken ab. Was tun wir jetzt?
    Erst einmal zog ich vorsichtig mein Hemd aus. Der Stoff war an den Wunden festgeklebt. Ich biß die Zähne zusammen und riß ihn los, dann beugte ich mich über den Bach und warf das kalte Wasser gegen die größeren und kleineren Verletzungen. Nur ein paar Narben mehr, sagte ich mir fatalistisch. Und was wir jetzt tun sollen? Schlafen.
    Das einzige, was sich noch besser anhören würde als das, ist essen.
    »Mir steht im Moment nicht der Sinn danach, noch etwas zu töten.«
    Das ist so dumm an der Jagd auf Menschen. All die Arbeit und trotzdem nichts, um den Bauch zu füllen.
    Ich sammelte meine Kräfte und raffte mich vom Boden auf. »Durchsuchen wir ihre Zelte. Ich brauche Verbandsstoff, und sie müssen auch Proviant dabeigehabt haben.«
    Mein altes Hemd ließ ich liegen, wo es war. Wenn ich es anschaute, erschien es mir erstens der Mühe nicht wert, und zweitens war mir selbst dieses geringe Gewicht zuviel, um mich damit abzuschleppen. Wahrscheinlich hätte ich Veritas’ Schwert fallen lassen, nur steckte es bereits in der Scheide. Es noch einmal herauszuziehen wäre zu mühsam gewesen. So müde war ich plötzlich.
    Die Zelte waren von den Drachen in ihrem Jagdeifer umgerissen und niedergestampft worden. Eins war auf ein Kochfeuer gefallen und brannte schwelend. Ich zog es weg und trat die Glutränder aus. Anschließend suchten der Wolf und ich planmäßig zusammen, was wir brauchen konnten. Seine gute Nase spürte die Verpflegung auf: Trockenfleisch, aber hauptsächlich Wegebrot. Wir waren zu ausgehungert, um wählerisch zu sein, und ich hatte so lange kein Brot mehr gegessen, daß es fast gut schmeckte. Ich entdeckte sogar

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