Die Legende vom Weltenverschlinger 1 - Angriff auf Maremora
einverstanden schien, stieg er ab und betrat über einen hölzernen Torbogen das Stallgebäude neben der Taverne. Ein dienstbeflissener Tavernenstallknecht nahm sein Pferd entgegen und erhielt von Haemvil eine Kupfermünze, Drimgard oder kurz Drim genannt, auf der stilisierte zwölf Männer mit Bärten um einen Tisch saßen - eine Darstellung des Rates der Ältesten. Haemvil blickte kurz auf die Münze und ein wenig Nervosität stahl sich in ihn hinein, als er auf diese Weise an seine Aufgabe erinnert wurde, die seiner harrte.
Durch eine Nebentür betrat er die Taverne vom Stall aus. Was er erblickte, gefiel ihm. Die recht große Taverne wies viele kleine Tische mit passenden Hockern im zentralen Raum auf. Mit Eichenbalken waren die Randbereiche des Schankraums für Gäste, die eine intimere Atmosphäre bevorzugten, in Nischen unterteilt worden. Martialischer Wandschmuck in Form von Schilden wechselte sich ab mit Efeuranken, die sich über die Holzbalken wanden.
»Der "trinkfreudige Narr" besitzt Stil«, sagte sich Haemvil zufrieden und erblickte Narrenkappen und eine Narrenmaske an der Wand hinter der Theke, wo ein schwergewichtiger Wirt die Theke abwischte. Das rundete den Ersteindruck positiv ab, denn Haemvil traute aus schlechter Erfahrung keinem Wirt, der hager war. Am frühen Nachmittag gab es noch keine Kundschaft bis auf die Übernachtungsgäste, sodass Haemvil in Ruhe sein Anliegen vortragen konnte.
Der Wirt stellte sich als Harun Balc vor und fragte nach Haemvils Wünschen. Haemvil stellte sich als maremoranischer Krieger vor, was offensichtlich war, verschwieg jedoch seine Aufgabe, Kontakt zum ehrwürdigen Rat der Ältesten aufzunehmen. Dies würde unweigerlich nur den Preis in die Höhe treiben.
Als die Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht waren, wischte sich Harun Balc die Hände an seiner sauberen Lederschürze ab, die er um die wohlbeleibte Hüfte trug, und warf Haemvil einen abschätzenden Blick zu.
»Fünf Drim für jede Nacht«, sagte er schließlich. »Essen und Trinken extra versteht sich«, beeilte er sich zu ergänzen.
Haemvil riss die Augen auf. Waren die Preise in Narmora tatsächlich derart hoch? Er verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf.
»Fünf Drim? Damit könnte ich in Camlan eine Woche in der Taverne verbringen. Essen und Trinken eingeschlossen, versteht sich«, karikierte er Harun Balcs Ausdrucksweise. »Ich hätte sogar noch genug übrig, um zwei Mädchen erfolgreich auf meinen Schoss zu bitten«, brummte er.
Harun Balc lachte und sein Doppelkinn zitterte. Dann hob er entwaffnend die Hände mit geöffneten Handflächen. »Das bezweifle ich, Meister Haemvil. Abgesehen davon seid Ihr nicht in Camlan«, grinste er. Er beugte sich langsam vor und flüsterte: »Und die narmoranischen Schönheiten sind um einiges verlockender als die Dorfmädchen von Camlan, vertraut mir. Erzählt nur meiner Frau nicht davon«, zwinkerte er. Wie zufällig ging die Schwenktür hinter der Theke auf und ein blondes, junges Mädchen trat auf den Wirt zu.
»Harun?« fragte sie. »Ich benötige Eure Hilfe für die Speisen heute Abend.« Sie bemerkte Haemvil, musterte ungeniert, wie es nur eine Tavernenmaid vermochte, den maremoranischen Krieger und offensichtlich gefiel ihr, was sie sah, denn mit einem zuckersüßen Augenaufschlag lächelte sie ihn an und knickste vor ihm.
»Ah, Batti, Ihr kommt gerade recht«, lächelte der Wirt. »Das ist Meister Haemvil, ein maremoranischer Krieger aus Camlan, wie er im Heldenbuche steht, nicht wahr?«
Haemvil lächelte das blonde Schankmädchen an. »Seid gegrüßt, Batti«, sagte er mit seinem gewinnendsten Lächeln. Er hatte ja gewusst, dass er die richtige Taverne ausgesucht hatte.
»Ich komme gleich, bereitet schon einmal alles vor«, sagte Harun Balc zu Batti und scheuchte sie fort. Kichernd und mit wiegenden Hüften verschwand sie wieder hinter der Drehtür und konnte sich Haemvils Aufmerksamkeit sicher sein.
Der Wirt wandte sich wieder Haemvil zu und rieb sich die Hände. »Gut, fünf Drim also. Wie lange bleibt Ihr, Meister Haemvil?«
Dieser lachte. »Ihr müsst mich für einen Dorftrottel halten«, sagte Haemvil amüsiert und blickte zu der Narrenkappe an der Wand hinter der Theke. »Oder für einen trinkfreudigen Narren.« Er deutete auf die Schwenktür. »Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass ich auf Euer Lockvögelchen hereinfalle, oder? Macht Ihr das mit jedem Gast?«
Harun Balc wirkte überrascht, dann lächelte er
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