Die Legende vom Weltenverschlinger 1 - Angriff auf Maremora
Schlacht von Camlan, als die vereinten Völker der Menschen, Elben und Zwerge über die Heere des Schattens siegten und eine lange Zeit der Dunkelheit beendeten, war unvergessen und lebte in Legenden fort. Haemvil war sich nicht sicher, ob er es als eine Ehre oder als tragisches Schicksal betrachten sollte, dass die Zeitalterschlacht ausgerechnet vor den Toren seiner Heimatstadt stattgefunden hatte. Denn diese war damals vollständig zerstört worden. Andererseits wurde aufgrund des Sieges seiner Vorfahren, deren Reich damals jedoch nicht Maremora, sondern Altarinul - "weißes Herz" - hieß, das gesamte Zeitalter, in dem sie heute lebten, traditionell nach der Schlacht Camlan genannt. Haemvil spürte nicht wenig Stolz, als er daran dachte, ein kleiner Teil dieser Zeitenläufte zu sein, die ihn mit seinen Vorfahren und deren Ruhm verbanden.
Die Nachmittagssonne warf lange Schatten und machte die Statuen noch eindrucksvoller. Er ritt an den ersten beiden Statuen vorbei. Links erblickte er Zâl, den Henker, wie er mit seinem riesigen Zweihänder ausholte. Es hieß, er hätte in der Hlothrabatta, der entscheidenden Weltenschlacht, eine ganze Armee des Schattenheeres von Nergal niedergestreckt, um nicht zu sagen wie ein Kornfeld niedergemäht. Ihm gegenüber auf der rechten Seite war eine Person dargestellt, wie sie andersartiger zu Zâl nicht sein konnte - Yanôruk, der Blinde. Trotz der recht abstrakten Darstellung waren die Augenbinde und auch sein Bogen sehr gut zu identifizieren. Seine Meisterschaft mit dem Langbogen war mehr als nur eine Legende. Trotz seiner Blindheit war es ihm gelungen, jedes Ziel zu treffen. In der Legende hieß es, er habe gesagt, es sei so viel einfacher ohne die Ablenkung durch Augen, die dunkle Seele eines Wesens zu sehen und zu treffen.
Staunend beschritt er weiter den Pfad der Zwölf und erfreute sich am Anblick der Statue von Miklazân, der schönen Attentäterin. Mit einer Gesichtsmaske in Form einer Schlange und ihren schwarzen Dolchen hatte sie aus dem Hinterhalt mehr Kreaturen Nergals zurück in die Alptraumdimensionen geschickt, als so mancher Armee es gelungen war.
Am Ende des Pfades standen die beiden bedeutendsten Helden. Athulbêrun, der sogenannte Gegenkaiser, saß wie ein breitbeiniger Block auf einem Schemel und sein riesiger Hörnerhelm überragte alle anderen Helden auf dem Pfad. In der linken Hand hielt er den Traumkäfig, mit dem er den Gott der schwarzen Träume, Agdabogha, besiegte und in der rechten Hand hielt er das Symbol seines Machtanspruchs - das Zepter der Schwurhand: auf einem langen, schmalen und kostbaren Goldstab eine weiße Hand, bei der der kleine Finger, der Mittelfinger und der Zeigefinger erhoben waren. Sie waren das Zeichen, das die drei Reiche der Welt, die damals existierten, ihm Treue im Kampf gegen den Schatten geschworen hatten. Nach der Hlothrabatta, der letzten Schlacht um Sieg oder Niederlage der ganzen Welt, hatte sich Athulbêrun zum Kaiser ausgerufen, doch die listigen Intrigen aus Inzilbeth und deren Kaiser waren letztlich stärker gewesen. Athulbêrun fiel der Klinge eines Attentäters zum Opfer. Noch heute verehrten die Maremoraner, auch wenn sie ein treuer Verbündeter des Reichsverbundes, des "Heiligen Schwerts von Elmonast", waren, Athulbêrun als ihren einzigen wahren Kaiser.
Dem Gegenkaiser gegenüber stand eine Statue, die nicht weniger als eine verlorene Legende darstellte, deren Rückkehr nicht nur die Maremoraner seit mehr als viertausend Jahren ersehnten. Liragamba, der letzte aller Kriegsbarden. Nachdem Nergal, der Weltenverschlinger Callamarië, die Göttin des Guten und der Musikmagie vernichtet, verbannt oder vertrieben hatte (darüber stritten sich die Gelehrten), starben alle Kriegsbarden. Die Kriegsbarden waren ein bedeutender Bestandteil der Zivilisation, wie sie damals existierte. Ihre Magie war nicht nur stärker als die der Kampfmagier, sie war auch entzückender und schöner. Jeder verehrte die Kriegsbarden, und als sie starben, erschütterte ihre Vernichtung die gesamte Welt. Nur einer konnte sich retten, eben jener Liragamba. Mit seiner Hilfe konnte die endgültige Vernichtung auf dem Schlachtfeld in einen Sieg umgewandelt werden. Die stilisierte Statue zeigte keinerlei erkennbare Gesichtszüge, doch Haemvil erkannte die zwei Instrumente des Kriegsbarden. Zunächst die Schlachten-Katrabellor, ein Saiteninstrument mit einem Klangkörper, der in zwei geschwungene Streben auslief. Zwischen ihnen waren die Saiten
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