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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Gesicht. Rastlosigkeit und Beklemmung, die den Cowboy im Klammergriff hielten, bereiteten ihm nahezu körperliches Unbehagen. Härter krampften sich seine Fäuste um das Gewehr. Schwer trug der Weidereiter an seiner Unschlüssigkeit.
    Das Hufgetrappel war jetzt ganz nahe. Jud Dermitts Augen schmerzten, so sehr strengte er sie an, um mit seinem Blick die Nacht zu durchdringen. Aber die Dunkelheit war nach wenigen Schritten schon wie ein schwarzer Vorhang, die Welt schien in treibenden Regenwänden und in einem bedrohlichen, endlosen Nichts zu enden.
    Und plötzlich spuckte die Nacht einen Pulk Reiter aus. Nach Jud Dermitt griff eine jähe Panik. Und es kostete ihm allen Willen, seine plötzliche Angst, die ihm den Hals austrocknen und sein Herz ein wildes Stakkato gegen die Rippen hämmern ließ, zu unterdrücken.
    Die Horde Reiter kam zum Stehen. Der Wind trieb Wortfetzen an Jud Dermitts Gehör. Der Cowboy hielt den Atem an. Verstehen konnte er nichts.
    Plötzlich flammten Sturmfeuerzeuge auf. Funken sprühten. Jud Dermitt wurde von der Wucht des Begreifens getroffen wie von einem Faustschlag. Dynamit! Seine Nackenhaare sträubten sich. Er riss das Gewehr an die Schulter …
    Die Nachreiter schleuderten die Dynamitstangen von sich. Sie beschrieben einen weiten Bogen durch die Luft, Funken sprühend, eine dünne Rauchspur hinter sich herziehend. An verschiedenen Stellen fielen die Sprengladungen zwischen die Rinder. Für die Spanne einiger Lidschläge, in der jeder der Reiter einen zweiten der hochexplosiven Stäbe aus der Tasche angelte, geschah gar nichts.
    Plötzlich aber stießen grelle Feuerblitze zwischen den Rindern in die Höhe. Gleichzeitig erfolgten die Explosionen, verschmolzen ineinander, die Blitze weiteten sich zu blendendem Leuchten aus, und im brüllenden Getöse wurden die schweren Tierleiber um die Detonationsherde zur Seite geschleudert.
    Jud Dermitt schüttelte den Bann ab, der ihn fesselte, und feuerte.
    Noch standen die Rinder unter dem Schock der Explosionen, der ihre Instinkte lähmte. Die Nachreiter verharrten auf der Stelle. Sie hielten die Zügel derart gestrafft, dass die Gebisse aus Stahl den Tieren tief und schmerzhaft in die Mäuler schnitten. Sie scharrten mit den Hufen und stampften, aber die eisenharten, zähmenden Hände der Reiter ließen sie nicht ausbrechen.
    Mit dem Aufpeitschen des Gewehres wurde einer der Reiter vom Pferd geschleudert. Der Reiterpulk riss auseinander. Raue Rufe erschallten. Und gleich darauf versank das Rauschen und Prasseln des Regens in den Geräuschen, die die Herde verursachte und die begleitet wurden von Blitz und Donner. Da war wieder das erregte Muhen und Brüllen, das Stampfen vieler hundert Hufe, der trockene Klang, wenn Horn gegen Horn stieß.
    Jud Dermitt würgte, schluckte hart und überwand sich. Auch er setzte seinen Vierbeiner in Bewegung. Er lenkte ihn mit den Schenkeln. Durch die Finsternis und die Regenschleier nahm er das Gewoge wahr, das durch die Herde ging. Hier und dort brach ein Rind aus dem Durcheinander. Das Getöse nahm zu und bald war die ganze Senke voll von dem urwelthaften Rumoren.
    Jud Dermitt hämmerte seinem Pferd die Sporen in die Seiten. Das Tier streckte sich. Einer der Reiter sprengte auf ihn zu. Der Mann schwang seinen Colt. Jud Dermitt riss das Pferd zurück. Die Hufe schlitterten über den aufgeweichten Boden. Der Cowboy zog den Gewehrkolben an die Schulter und drückte ab. Ein ellenlanger Mündungsblitz stieß aus der Mündung, er spürte den leichten Rückschlag, repetierte sofort wieder.
    Jud Dermitt vernahm einen spitzen Aufschrei, und im ersten Moment glaubte er, seine Kugel hätte den Anderen vom Pferd geworfen. Sofort aber wurde er eines besseren belehrt. Der Oberkörper des Burschen ruckte wieder in die Höhe, und dann lohte es bei ihm auf …
    An der Flanke der Herde entlang donnerte Jeff Porter dem dumpfen Brausen auf der Westseite der Senke entgegen. In seiner Faust lag der Revolver. Die Hufe seines Pferdes schienen kaum den Boden zu berühren.
    Die Herde setzte sich in Bewegung. Sie stand kurz vor der Stampede. So manches Tier ging unter im Hin und Her der schweren Leiber und kam nicht mehr hoch. Stiere brüllten voller Panik.
     Jud Dermitts Schuss hatte den Reiter lediglich am Oberarm gestreift. Tief auf den Pferdehals geduckt jagte der Bursche jetzt heran. Das Tier unter Jud Dermitt scheute, und der Cowboy konnte nicht ruhig zielen. Ein zweiter Reiter tauchte auf. Er fegte heran, und der Cowboy feuerte

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