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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Carter Prewitt nahm den Reiter rechter Hand von sich wahr, und er sah das Mündungslicht, das in seine Richtung leckte. Die Kugel verfehlte ihn. Prewitt war sich nicht sicher, ob es sich bei dem Schützen um Gus Callagher gehandelte hatte. Er feuerte in die Richtung, wo wieder die Finsternis über dem Reiter zusammengeschlagen war.
    Prewitt nahm die Verfolgung auf. Sein Pferd folgte jedem Schenkeldruck. Er ließ seinen Vierbeiner weit ausgreifen, aber er trieb ihn nicht zu sehr. Das Tier trug ihn zwischen die Hügel. Das Getöse, das die hysterisch gewordenen Longhorns verursachten, wurde leiser. Vor sich vernahm Carter Prewitt Hufgetrappel.
    Wenn Gus Callagher auf ihn geschossen hatte, passte das jederzeit zu dem Bild, das James Allison von ihm gezeichnet hatte. Carter Prewitt wollte es genau wissen. Die grimmige, unumstößliche Entschlossenheit, sich den Reiter zu schnappen, hatte sich in ihm festgesetzt.
    Manchmal wehte noch der trockene Klang von Schüssen heran. Carter ritt zwischen sanft geschwungenen Hügeln. Buschwerk schien an ihm vorbeizuhuschen. Plötzlich glühte es vor Prewitt auf. Er riss geistesgegenwärtig das Pferd zur Seite. Die Detonation wurde über seinen Kopf hinweggeschleudert und er feuerte auf das Mündungslicht. Ein Pferd entfernte sich. Prewitt zögerte nicht und stob hinterher.
    Er jagte dahin. Da leuchtete halbrechts vor ihm ein Mündungsfeuer. Mehrere Feuerblitze zerteilten die Dunkelheit. Die Mündungslichter zerrten für Bruchteile von Sekunden den Schützen aus der Nacht.
    Mit dem Brechen des ersten Schusses war Carter Prewitt aus dem Sattel. Die Rechte hatte fast automatisch nach dem Kolben der Henry Rifle gegriffen, und als er auf dem Boden aufschlug und sein Pferd laut wiehernd ein paar Schritte weiterpreschte, fraß sich eine Kugel dicht neben seinem Gesicht in den Dreck und wirbelte ihm Erdreich in die Augen.
    Carter Prewitt rollte gedankenschnell herum, verstaute den Revolver vor dem Bauch im Hosenbund und repetierte das Gewehr. Schuss um Schuss jagte er aus dem Lauf, und wieder war sein Ziel die Stelle, an der Feuerblumen auseinander geplatzt waren.
    Sofort war Carter Prewitt wieder geduckt auf den Beinen, lief wie ein Hase in Zickzacklinie auf einen Busch zu, der ihm Schutz versprach. Mit einem Hechtsprung warf er sich dahinter, ruderte mit dem Gewehr, weil er keinen Halt fand, und stürzte aufs Gesicht. Schüsse krachten. Die Kugeln peitschten durchs Gebüsch, konnten ihm aber nichts anhaben, denn er war in eine kleine Senke gerutscht, in der er von den Projektilen nicht erreicht werden konnte.
    Sekundenlang war es still. Dann pochten wieder Hufe. Carter Prewitt rannte zu seinem Pferd und war mit einem Satz im Sattel. Er folgte den Hufschlägen. Einen kurzen Moment kam ihm in den Sinn, dass der Reiter es darauf anlegte, dass er – Carter Prewitt – ihm folgte. Und er fragte sich, ob Gus Callagher begann, seine Pläne in die Tat umzusetzen – jene Pläne, in denen er – Carter Prewitt – keine Rolle spielte.
    Er war sich nicht sicher.
    Die Hufschläge verstummten. Plötzlich sah Carter Prewitt den Reiter. Es war nur ein verschwommener Schemen, der mit der Dunkelheit verschmolz. Carter Prewitt hob blitzschnell das Gewehr an die Schulter. Der Andere schoss, riss sein Pferd herum und setzte brutal die Sporen ein. Prewitts Schuss knallte, sein Gegner jagte den Hügel hinauf, über die Kuppe und verschwand. Prewitt ließ das Gewehr sinken und knirschte mit den Zähnen.
    Gnade dir Gott, Callagher, wenn du das bist!
    Carter Prewitt ritt um den Hügel herum, drosselte das Tempo und ließ sein Pferd im Schritt gehen. Jetzt erst wurde es ihm bewusst, dass es kaum noch regnete. Durch eine Lücke in der Wolkendecke sickerte fahles Mondlicht. In kurzen Abständen hielt Prewitt das Pferd an, um zu lauschen. Hier und dort erhoben sich runde Felsen aus dem Boden. Sie muteten an wie die Rücken schlafender Nashörner. Schließlich vernahm Carter vor sich zwischen den Hügeln den dumpfen Hufschlag. Er saß ab und zog sein Pferd in den Schutz einer Gruppe von Büschen.
    Der Hufschlag nahm an Intensität zu. Unvermittelt trat Stille ein. Das scharfe Prusten eines Pferdes wehte heran. Ein Klirren, als das Tier mit dem Huf gegen einen Stein stieß.
    Ein Hügel verbarg den Reiter vor Carter Prewitts Blick.
    Er rief sich zu Besonnenheit und Ruhe. Die Flamme des Zorns brannte nach wie vor in ihm, aber sie loderte nicht heiß genug, um den klaren Verstand auszuschalten.
    Und dann sah Prewitt

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