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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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düster. James Allisons Blick erfasste die Frau und er spürte, wie sich alles in ihm gegen sie sträubte. Er hatte nicht mehr das Geringste für sie übrig.
    »Du hast mit Carter gesprochen«, empfing ihn Corinna.
    »Ja.«
    »Warum verschwindest du nicht von der Ranch, James? Zieh zu der kleinen Hure, die dir seit über vier Jahren das Leben versüßt. Ich will nicht mehr mit dir unter einem Dach leben. Du trittst meine Gefühle mit Füßen. Ich glaube, ich hasse dich.«
    Die Worte prallten gegen ihn wie Wurfgeschosse. Er sah das hässliche Funkeln in der Tiefe ihrer Augen und verspürte Unbehagen. »Ein ähnliches Angebot unterbreitete mir dein Bruder. Er wollte mir den Abgang jedoch mit zwölftausend Dollar schmackhaft machen.«
    »Deinen Anteil an der Ranch hast du dir erschlichen.«
    »Ich habe dich geliebt, Corinna. Du selbst hast dafür gesorgt, dass diese Liebe in Gleichgültigkeit umgeschlagen ist. - Der Wert der Ranch wird sich steigern. Ich muss an Joey denken. Es wäre dumm von mir, meinen Anteil zu verkaufen.«
    »Joey, Joey, Joey!«, kreischte Corinna. »Ich wünschte, die Rothäute hätten damals Heather an Stelle ihres Vaters massakriert. Dann wäre dieser Bastard nie geboren worden.«
    James Allisons Gesicht versteinerte. »Du bist hysterisch!«, stieß er hervor. Etwas gemäßigter fuhr er fort: »Du tust mir Leid, Corinna. Ein Mensch, der so verbittert und vom Hass zerfressen ist wie du, ist zu bedauern. Ich kann dir für deine unverschämten Worte nicht mal böse sein. Ich empfinde nur Mitleid.«
    Corinna ging zu einem Sessel und ließ sich hineinfallen. Plötzlich schlug sie beide Hände vor das Gesicht und begann hemmungslos zu weinen. Ihr Körper erbebte. »Als ich unser Kind verlor«, begann sie, ohne die Hände zu senken, »brach für mich eine Welt zusammen. Ich verlor den Glauben an Gott und entwickelte Hass auf alles, was …«
    Hart fiel ihr James Prewitt ins Wort: »Du bist in Selbstmitleid zerflossen, und hast Gott und der Welt die Schuld an deinem Unglück gegeben. Mich hast du ohne mit der Wimper zu zucken auf die Seite gestellt. Du hast mich zurückgestoßen und dich mir kategorisch verweigert. – Ich war nicht schuld daran, dass du das Kind verloren hast und dass du danach nicht mehr in der Lage warst, Kinder zu gebären. Es war aber auch kein Grund für mich, dich nicht als vollwertige Frau zu akzeptieren. Du hast den Keil zwischen uns getrieben, Corinna. – Heather hat mir von deinem Auftritt in der Stadt erzählt. Du warst in Rock Creek Tagesgespräch und solltest dich schämen. Wie konntest du dich so gehen lassen?«
    »Ich wünsche, sie wäre tot!«, keuchte die Frau und ließ die Hände sinken. Von einem Moment zum anderen schienen ihre Tränen zu versiegen. Der gehässige Ausdruck in ihrem Blick war erschreckend.
    »Ihr beide – du und Carter – seid nicht mehr die Menschen, die sich vor über zehn Jahren auf den Weg machten, um die Vergangenheit abzuschütteln und einen Neubeginn zu schaffen. Wo einmal euer Herz saß, scheint sich jetzt nur noch ein Stein zu befinden.«
    James Allison durchquerte die Halle, stieg die Treppe empor und verschwand in dem Zimmer, in dem sein Bett und sein Kleiderschrank standen.
     
    *
     
    Es war Nacht. Der Mond stand über dem Horizont im Süden. Manchmal wurde er von ziehenden Wolken verdunkelt.
    Dumpfe Hufschläge näherten sich der Heimstatt Gibsons. Es waren sechs Reiter. Bevor man auf der Farm das Hufgetrappel hören konnte, hielten sie an, ein halblauter Befehl ertönte, sie saßen ab und leinten die Pferde an Sträuchern an. Die Gewehre glitten aus den Scabbard. Trockenes Schnappen erklang, als sie durchluden. Dann zogen sie die Halstücher in die Höhe, sodass sie die Gesichter bis unter die Augen verdeckten.
    »Vorwärts!«
    Lautlos wie Schatten näherten sie sich den Gebäuden, auf deren Dächern fahles Mondlicht lag.
    Silver, der Schäferhund, hörte sie. Er kroch aus seiner Hütte, richtete sich auf und witterte in die Nacht hinein. Plötzlich fing er an zu bellen.
    Die Männer gingen unbeirrt weiter und erreichten den Stall.
    »Verteilt euch!«
    Sie hetzten auseinander und verschwanden in den Schlagschatten.
    Die Tür des Hauses wurde aufgestoßen. Licht flutete ins Freie. Bob Gibson trat ins Freie, er hatte den rechten Arm erhoben und von seiner Hand baumelte eine Laterne. In der Linken hielt der Heimstätter sein Gewehr. Bekleidet war er mit einem knöchellangen, weißen Nachthemd. »Silver, was ist los? Verdammt, sei still!

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