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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Ruhe!«
    Der Hund hörte zu bellen auf und knurrte drohend. Sein gefährlicher Fang glitzerte im Mondlicht. Seine buschige Rute peitschte leicht den Staub des Hofes. Seine Nackenhaare waren gesträubt.
    Eine klirrende Stimme erklang: »Ich habe dich vor der Mündung, Gibson. Lass das Gewehr fallen. Ich zähle bis drei. Wenn die Knarre dann nicht im Staub liegt, stanze ich dir ein Loch ins Fell. Eins …«
    Bob Gibson stand starr wie ein Pfahl. Er begriff, dass er einen Fehler begangen hatte, als er so sorglos das Haus verließ. Aber er hatte darauf vertraut, dass von Seiten der Triangle-P keine Gefahr mehr drohte, nachdem er mit James Allison gesprochen hatte. Seitdem waren drei Tage vergangen. Ja, er hatte sich in Sicherheit gewiegt. Doch nun …
    Schemenhafte Gestalten lösten sich aus der Dunkelheit.
    Silver war außer Rand und Band und bellte wieder wie von Sinnen.
    »Zwei!«
    Jetzt öffneten sich Gibsons Hände und das Gewehr klatschte auf den Boden.
    Die schattenhaften Gestalten umringten den Heimstätter. Der hatte Mühe, seine Panik zu beherrschen. Die Wucht der Gefahr, in der er sich befand, legte sich schwer auf ihn. Der Hauch von Entschlossenheit, denn die nächtlichen Besucher verströmten, berührte ihn fast körperlich.
    Einer der Männer rammte dem Siedler den Gewehrkolben in den Leib. Mit einem gequälten Aufschrei krümmte sich Gibson nach vorn. Da bekam er den Kolben von der Seite gegen das Kinn. Er brach auf die Knie nieder, verlor die Beherrschung über seinen Körper und kippte nach vorn, fing den Sturz auf das Gesicht jedoch mit den Händen ab und lag auf allen vieren. Die Benommenheit umnebelte sein Bewusstsein.
    »Fangt an!«
    Gibson hörte die beiden Worte wie durch einen Wattebausch. Er war wie gelähmt und nicht in der Lage, irgendwie zu reagieren.
    Staub knirschte unter schnellen Schritten.
    Im Haus war Geschrei zu hören. Gibson konnte die Stimmen seiner Frau und seines Sohnes unterscheiden. Er überwand seine Betäubung, richtete sich auf und stand schwankend. »Lasst meine Frau und den Jungen …«
    Ein Schlag mit dem Gewehr gegen den Kopf ließ ihn umkippen wie einen gefällten Baum.
    Zwei der Männer trieben Lana Gibson und Fred ins Freie. Sie trugen nur Nachtzeug.
    Zwei weitere der Kerle machten sich im Haus zu schaffen.
    Die Frau und ihr Sohn wurden zu Boden gezerrt. Fred Gibson erhielt einen derben Tritt gegen die Rippen, der ihn röcheln ließ.
    Jetzt liefen auch die letzten beiden Nachtreiter aus dem Haus. Sie schlossen die Tür nicht. Feuerschein fiel ins Freie. In der Küche standen der Tisch und die Stühle in Flammen. Auch das Bett, in dem Bob Gibson und seine Frau schliefen, brannte. Sie hatten die Tanks der Laternen, die sie in den verschiedenen Räumen vorfanden, über die Möbel entleert und Feuer gelegt.
    »Verschwindet vom Rock Creek!« Einer der Kerle spuckte die Worte regelrecht hinaus. »Oder bleibt auf dem Land – allerdings einige Fuß unter der Erde.«
    Lana Gibson zitterte wie Espenlaub. Angst war ein zu gelindes Wort, um auszudrücken, was sie empfand. Auch Entsetzen und Verzweiflung waren nicht zutreffend. Ihre Zähne schlugen aufeinander.
    Es war das nackte Grauen, das sie beherrschte. Ihre dunklen Ahnungen waren auf brutale Art und Weise bittere Realität geworden.
    Die Kerle rannten davon. Lana Gibson kroch zu ihrem Mann hin und beugte sich über ihn. »Bob«, keuchte sie mit zerrinnender Stimme. »Mein Gott, Bob …«
    Silver bellte nicht mehr. Er ließ sich nieder und beobachtete die drei Menschen auf dem Hof.
    Die Flammen fanden reichlich Nahrung. Bald brannte das Haus lichterloh – es war ein einziger, riesiger Scheiterhaufen. Ein dumpfes Brausen lag in der Luft, Funken und Asche wirbelten auf den Hof. Gelegentlich war das knirschende Bersten von niederbrennendem Gebälk zu hören.
     Entsetzt beobachtete Fred Gibson dieses Schauspiel. Er kniete im Staub und Tränen rannen ihm über die Wangen. Hilflos musste er zusehen, wie das Haus niederbrannte, das er und sein Vater mühsam errichtet hatten.
    Eine lodernde Flammengarbe schoss wie ein Fanal zum Himmel und schickte einen Sprühregen von Funken hinterher. Rauch und Qualm wälzten sich herab, das Dach brannte lichterloh. Brenzliger Geruch staute sich zwischen den Gebäuden der Farm.
    Fred Gibson sah die riesigen, gierig züngelnden Flammen, die tanzenden Funken, den Aschenregen und das niederstürzende, glimmende Gebälk. Etwas in dem Jungen zerbrach. Seine Psyche spielte nicht länger mit. Er

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