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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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Der Zwiespalt, der in ihm aufgebrochen war, stürzte ihn in ein emotionales Chaos.
    Prewitt hatte sich auf dem Stuhl zurückgelehnt und das rechte Bein über das linke geschlagen. Die Arme hatte er vor der Brust verschränkt. Mit dieser Haltung demonstrierte er nur allzu deutlich, dass sich der Respekt, dem er Hammond und seinem Amt tatsächlich zollte, in Grenzen hielt.
    Plötzlich hielt der Friedensrichter vor Carter Prewitt an. »Okay. Ich gebe die Sache nicht an das Bezirksgericht ab. Allerdings nehme ich auch kein Geld von Ihnen an, Mister Prewitt. Meine Entscheidung kann ich vielleicht verantworten – Bestechlichkeit jedoch nicht.«
    Prewitt erhob sich. »Geben Sie mir die Hand drauf, Richter.«
    Virgil Hammond bekräftigte sein Versprechen mit einem Händedruck. Er fühlte sich jedoch nicht wohl in seiner Haut. Die Tatsache, dass die Triangle-P der Stadt jahrelang ihren Stempel aufdrückte, dass sie sozusagen die Richtlinien des Zusammenlebens am Rock Creek bestimmte, hatte den Richter geprägt. Es war Carter Prewitt gelungen, ihn einzuschüchtern. Er fürchtete den Rancher – aber er fürchtete auch die Bürgerschaft. Indem er es ablehnte, Geld von Prewitt anzunehmen, bewahrte er etwas Rückgrat und einen Teil seiner Unabhängigkeit.
    Carter Prewitt war zufrieden. Er sagte sich, dass die Felle der Triangle-P noch längst nicht davongeschwommen waren. Es gab noch Menschen in der Stadt, die die Autorität der Ranch, und damit seine – Carter Prewitts – Autorität anerkannten und respektierten.
    Die Zufriedenheit in ihm erfuhr eine Steigerung. Es war triumphale Genugtuung, die sich in ihm einnistete und ihm viel von seiner skrupellosen Selbstsicherheit zurückgab.
     
     
    Kapitel 32
     
    Schon zwei Tage später fand die Verhandlung gegen Slim Jordan statt. Der Saloon war kurzerhand zum Gerichtssaal umfunktioniert worden. Die ganze Angelegenheit nahm nicht einmal eine Viertelstunde in Anspruch. Dann verurteilte der Friedensrichter den Angeklagten zu einer Geldstrafe von fünfzig Dollar und setzte ihn auf freien Fuß.
    Die Strafe beglich Carter Prewitt noch im Gerichtssaal.
    Chuck Haines und der U.S. Deputy Marshal kehrten ins Marshal's Office zurück. Der Town Marshal sagte: »Prewitt hat wieder einmal seinen Willen durchgesetzt.«
    »Er hatte allergrößtes Interesse daran, dass Jordan frei kam«, antwortete Duncan Talbott. »Und ich kann Ihnen auch sagen, was der Grund dafür ist. Er befürchtete, dass Jordan reden könnte.« Talbott zuckte mit den Achseln. »Wir können den richterlichen Spruch nicht anzweifeln. Aber ich werde Jordan im Auge behalten.«
    Draußen fuhr Carter Prewitt mit einem Buggy vorbei. Neben ihm im Wagen saß Slim Jordan.
    »Wie es scheint, ist nicht die gesamte Bürgerschaft der Stadt gegen die Triangle-P eingestellt«, knurrte Duncan Talbott. Er warf einen Blick auf den Regulator. Es elf Uhr vorbei.
    Plötzlich stutzte Chuck Haines. Durch das Fenster konnte er auf der anderen Straßenseite Heather McGregor und Joey sehen. Heather trug eine große Reisetasche, die prall gefüllt war. »Ich sehe wohl nicht richtig!«, platzte es über Haines' Lippen. Schnell ging er zur Tür, im nächsten Moment polterten seine Schritte über den Vorbau.
    Talbott trat an das Fenster und schaute dem Town Marshal hinterher, der mit langen Schritten schräg über die Fahrbahn marschierte. Heather sah ihn und hielt an.
    Haines' Lippen bewegten sich …
    »Was haben Sie vor, Heather?«, fragte der Town Marshal.
    »Joey und ich verlassen Rock Creek«, erwiderte die Frau. Sie trug eine beigefarbenes Kostüm, auf ihrem Kopf saß ein weißer Hut.
    »Warum?« Haines zeigte sich betroffen.
    »In Rock Creek gibt es keine Zukunft für Joey. Sie wissen, was ich meine, Marshal.«
    »Sie wollen einfach alles zurücklassen? Ihr Haus, die Kinder, die Sie unterrichten … Sie gehören zu Rock Creek, Heather.«
    »Nein, Marshal. Als ich James Allisons Geliebte wurde, hat man mich aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Bisher hat man Joey und mich in Ruhe gelassen, weil man James fürchtete. Aber James ist tot. Und ich habe nicht nur gegen die Voreingenommenheit der Bürger zu kämpfen – ich habe auch einen mächtigen Feind.«
    »Ich würde Sie schützen, Heather.«
    Die Frau verzog schmerzlich das Gesicht. »Der Mann, den ich geliebt habe, wurde ermordet. Die Wunden sind noch frisch, und es dauert sicher eine ganze Weile, bis sie verheilt sind – falls sie überhaupt jemals verheilen. Es wäre wie Verrat an

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