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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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wollte den Eindruck erwecken, als Bittsteller zu dem Richter gekommen zu sein, in der Hoffnung, auf diese Art und Weise zum Erfolg zu gelangen.
    Er versuchte den Richter zu manipulieren.
    »Das Mindeste, wessen er anzuklagen ist, wird Widerstand gegen die Staatsgewalt sein«, gab der Richter zu verstehen. »In diesem Fall kann ich die Sache verhandeln. Wenn man natürlich unterstellt, dass er nach der Waffe griff, um auf den Deputy Marshal zu schießen, dann ist das unter Umständen versuchter Mord an einem Bundesbeamten. Bei dieser Konstellation wäre dieses Gericht aus dem Rennen.«
    »Es liegt an Ihnen, Sir, wie Sie die Tat bewerten«, murmelte Prewitt. Er ließ einige Sekunden verstreichen, dann fuhr er fort. »Sie und ich – wir beide sind doch immer gut miteinander ausgekommen.« Prewitts Stimme hatte an Eindringlichkeit gewonnen. »Wenn einer meiner Leute mal im betrunkenen Zustand über die Stränge geschlagen hat, haben wir das geregelt und die Sache war in Ordnung. Ich habe viel für Rock Creek getan, Richter. Die Stadt lebte viele Jahre von der Triangle-P. Auch Sie haben davon profitiert, Sir. Eine Hand wäscht die andere. Verstehen Sie meine Worte als Appell an die Gerechtigkeit, aber auch als Aufruf an Ihre Nachsicht. Geben Sie Jordan eine Chance. Er ist ein wilder Bursche, der einen Fehler begangen hat. Es wird ihm eine Lehre sein.«
    »Es ist richtig, wir hatten nie ein Problem miteinander, Mister Prewitt.« Der Friedensrichter nickte einige Male. »Es ist auch richtig, dass Sie viel für Rock Creek getan haben. Aber …«
    Virgil Hammond brach ab. Er konnte dem zwingenden Blick Prewitts nicht länger standhalten und schaute irritiert weg.
    »Was?«
    »Ich kann nicht so, wie ich gerne möchte, Mister Prewitt. Wenn ich persönlich auch der Meinung bin, dass die Stadt Ihnen Unrecht tut. Viele der Menschen hier erweisen sich als undankbar. Sie scheinen vergessen zu haben, dass sie ihre Existenz in den vergangenen Jahren der Triangle-P und damit Ihnen zu verdanken hatten.«
    »Das ist wohl wahr. Nun, Undank ist der Welt Lohn.«
    »Mir schaut der U.S. Deputy Marshal auf die Finger, Mister Prewitt. Er wird Fragen stellen, wenn ich die Sache nicht ans Bezirksgericht abgebe. In der Stadt wird man kein Verständnis dafür aufbringen, wenn ich - wenn ich …«
    Hammond schluckte.
    »Sie befürchten, man könnte Sie der Korruption bezichtigen, nicht wahr?«
    »Ich habe ein Gesicht zu verlieren«, murmelte der Friedensrichter.
    »Als Richter sind Sie unabhängig, Sir. Ihr Spruch ist unanfechtbar. Außerdem können Sie es begründen, wenn Sie den Fall in eigener Zuständigkeit entscheiden. Niemand wird Ihnen etwas am Zeug flicken können.«
    »Ich weiß nicht«, murmelte der Friedensrichter. Nervös knetete er die Hände.
    »Im Moment gibt es Spannungen zwischen der Stadt und der Triangle-P«, sagte Carter Prewitt. »Aber ich bin bemüht, die Unstimmigkeiten zu beseitigen. Und meine Bemühungen werden von Erfolg gekrönt sein. Es wird ein friedliches Nebeneinander der Stadtbevölkerung mit den Siedlern und der Triangle-P geben. Rock Creek wird es zu wirtschaftlicher und sozialer Blüte bringen. Vielleicht avanciert die Stadt sogar zum Countysitz und bekommt ein Bezirksgericht, dem Sie, Sir, vorsitzen werden. Nie wird jemand die Integrität Ihrer Person anzweifeln.«
    Der Richter nahm all seinen Mut zusammen. »Im Moment ist es gefährlich, mit der Triangle-P zu kooperieren, Mister Prewitt.«
    »Ja, die Stadt hat die Ranch fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Aber das soll das Verhältnis zwischen Ihnen und mir nicht trüben.«
    »Ich habe nichts gegen Sie, Mister Prewitt.«
    »Das freut mich, Richter. Sprechen wir ein klares Wort: Jeder Mann hat seinen Preis.« Carter Prewitt beugte sich etwas nach vorn. Er zeigte wieder sein wahres Gesicht. »Außerdem ist es nicht ratsam, mir in den Rücken zu fallen.« Seine Stimme klang drohend.
    »Ich werde nicht klug aus Ihnen, Mister Prewitt.« Die Worte kamen fast kläglich aus dem Mund Hammonds. Er war völlig verunsichert. Seine Schultern hoben sich, und es sah aus, als würde er hinter seinem Schreibtisch schrumpfen. »Soeben sprachen sie noch von einem friedlichen Nebeneinander.«
    Carter Prewitt winkte ab. »Reden wir nicht lange um den Brei herum, Richter. Wie viel?«
    »Ich – ich …«
    Hammond sprang auf und begann in seinem Büro auf und ab zu schreiten. Seine Wangenmuskeln hatten sich verkrampft und vibrierten. Hinter seiner Stirn arbeitete es fieberhaft.

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