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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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unter seine Hirnschale. Ein Gurgeln kämpfte sich in seiner Brust hoch und erstickte in der Kehle.
    Jordan taumelte weiter. Bald jedoch wurde ihm klar, dass er nicht verfolgt wurde. Bei einem Busch sank er völlig ausgelaugt zu Boden. Er konnte die Lichter auf der Ranch sehen. Zu hören war nichts. Mit zitternden Händen knüpfte er sein Halstuch auf und schob es unter sein Hemd über die Wunde hoch oben in seinem rechten Schulterblatt.
    Jordan wartete und verdammte den U.S. Deputy Marshal ein um das andere Mal. Er begriff, dass er einen schlimmen Fehler begangen hatte, als er sich entschloss, sich den Beamten vom Hals zu schaffen. Er hatte ihn damit erst recht auf sich aufmerksam gemacht. Jordans Zähne knirschten.
    Er wartete. Auf der Ranch verloschen die Lichter. Stöhnend kämpfte er sich auf die Beine. Seine Zähne schlugen aufeinander. Mechanisch setzte er einen Fuß vor den anderen. Seine Muskeln arbeiteten automatisch. Als er die Ranch erreichte, wurde er angerufen. »Stopp! Gib dich zu erkennen!«
    »Ich bin's – Jordan.« Das Sprechen kostete ihm Mühe. Es war mehr ein heisere Gekrächze, was seine Stimmbänder produzierten.
    Eine dunkle Gestalt kam auf ihn zu. »Zur Hölle, Jordan, du hast auf den Marshal geschossen. An deiner Stelle würde ich mich auf ein Pferd schwingen und den Sattel heiß reiten.«
    »Talbott hat mir eine Kugel in die Schulter geknallt«, keuchte Slim Jordan. »Zu Fuß komme ich nicht weit. Ich brauche ein Pferd.«
    »Die Gäule gehören der Triangle-P. Ich weiß nicht, ob ich zulassen kann, dass du dir eines der Tiere nimmst.«
    »Prewitt hat sicher nichts dagegen«, murmelte Jordan. »Ganz sicher nicht. Es – es dürfte ganz besonders auch in seinem Interesse liegen, dass mich Talbott nicht erwischt. – Du warst doch auch dabei auf der Gibson-Farm. Mich hat der Marshal aufs Korn genommen. Ich weiß nicht, ob ich stark genug bin, den Mund zu halten, sollte er mich schnappen. Dann wird wohl auch dein Name fallen, Adam.«
    Dieser letzte Hinweis half dem Wachposten, sich schnell zu entscheiden. »Meinetwegen. Hol dir einen Gaul und verschwinde.«
    Jordan setzte auf lahmen Beinen seinen Weg fort, begab sich in den Stall und zündete eine Laterne an. Das Pferd zu satteln und zu zäumen war eine Anstrengung, eine Überwindung, die seinen ganzen Willen erforderte. Der Schmerz war kaum zu ertragen. Er verlor Blut.
    Schließlich führte er das Tier ins Freie, und er stieg in den Sattel. Langsam, den Oberkörper nach vorne gekrümmt, ritt er in die Nacht hinein.
     
    *
     
    Cole Shaugnessy benutzte das leichte Fuhrwerk, mit dem der Cowboy Tex Bailey die Prewitt-Kinder von der Schule abgeholt hatte. Er war sich seiner Sache sehr sicher. Als er auf den Ranchhof fuhr, hielten die Rancharbeiter in ihrer Arbeit inne und beobachteten ihn.
    Shaugnessy zügelte das Pferd. Die Geräusche, die das Gespann verursacht hatte, verebbten.
    Carter Prewitt erschien auf der Veranda. Er hatte durch das Fenster Shaugnessy kommen sehen und ihn sofort erkannt. Sein Gesicht war maskenhaft starr. Er legte die Hände auf das Geländer und starrte Shaugnessy düster an. Dieser wich dem Blick Prewitts nicht aus, sondern erwiderte ihn trotzig und im Bewusstsein seiner Stärke und Überlegenheit. Schließlich sagte er: »Du hast dich gemausert, Prewitt.« Seine Stimme triefte vor Ironie.
    »Wie geht es meinen Kindern?«
    »Sie sind bei bester Gesundheit.«
    »Du wolltest dich an mir rächen, Shaugnessy. Weshalb ziehst du meine Kinder mit hinein?«
    »Auge um Auge, Zahn um Zahn, Prewitt. Du hast mir damals meine Kinder genommen …« Viel sagend brach Shaugnessy ab.
    »Das ist doch nicht alles.«
    »Du hast recht. Mir wurden über zehn Jahre meines Lebens gestohlen, während du es in dieser Zeit zu Reichtum, Ansehen und Macht gebracht hast, Prewitt. Ich habe weniger als vor zehn Jahren, als wir über die Rockys kamen, um in Oregon das Glück zu finden.«
    »Du willst also Geld.«
    »Ich habe gehört, dass du gut für meine Kinder gesorgt hast«, sagte Shaugnessy, ohne auf Carter Prewitts Worte einzugehen. »Nennen sie dich etwa gar Vater oder Dad?«
    »Ich habe es dir damals versprochen, mich um Brandon und Virginia zu kümmern.«
    »Das rechne ich dir hoch an, Prewitt. Dennoch kann ich dir nicht verzeihen. Zu viel hast du mir kaputt gemacht.«
    »Wo befinden sich meine Kinder, Shaugnessy?«
    »An einem sicheren Ort. Falls du auf dumme Gedanken kommen solltest, lass dir gesagt sein, dass sie elend vor die Hunde gehen

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