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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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die Arme greifen.«
    Brad Malone stieß scharf die Luft durch die Nase aus. »Und Sie würden mir dafür ein weiteres Viertel Ihrer Ranch abtreten. Ich wäre dann zu fünfzig Prozent beteiligt.«
    »Ich denke, das ist ein faires Angebot.«
    Brad Malone erhob sich mit einem Ruck, ging zum Fenster und starrte versonnen durch die verstaubte Scheibe hinaus in den hereinbrechenden Abend. »Gibt es eine Garantie, dass Ihre Idee mit den Rindern von Erfolg gekrönt sein wird?«
    »Nein.«
    »Zehntausend Dollar sind kein Pappenstiel«, murmelte Malone. »Sie in einen desolaten Betrieb wie den Ihren zu investieren ist ein Vabanquespiel.«
    »Ich kann den Erfolg nicht garantieren«, murmelte Amos Prewitt. »Aber ich werde alles daransetzen, um die Herde nach Kansas City zu bringen.«
    »Sie müssen erst einmal wieder richtig gesund werden, Prewitt. Der Sheriff war bei mir. Ihre Tochter verdächtigt mich, den Überfall auf Sie angeordnet zu haben.«
    »Rechnen Sie es ihrer jugendlichen Unbedarftheit zu, Mister Malone.«
    »Denken auch Sie, dass ich mit dem Anschlag etwas zu tun habe?«
    Amos Prewitt gab keine Antwort. Sein Schweigen mutete betreten an.
    »Sie verdächtigen mich also«, konstatierte Brad Malone und wandte sich Amos Prewitt zu. »Misstrauen ist keine gute Basis für eine Partnerschaft. Darum lehne ich ab. Ich bin schon ein Risiko eingegangen, als ich mich mit fünftausend Dollar in die Ranch einkaufte. Mein Bestreben ist es, Geld zu verdienen. In Ihren Plänen spielen zu viele Unbekannte mit. Tut mir Leid, Mister Prewitt.«
    »Wenn ich die Ranch verliere, sind unter Umständen die fünftausend Dollar auch futsch, mit denen Sie ein Viertel des Besitzes erworben haben«, versuchte Amos Prewitt den Geschäftsmann umzustimmen.
    »Die Ranch wird unter den Hammer kommen«, versetzte Malone. »Der Meistbietende wird den Zuschlag erhalten. Mit ihm werde ich mich arrangieren. Die Ranch ist mit fünftausend Dollar zu meinen Gunsten belastet. Das muss das Gericht berücksichtigen, wenn es sie zur Versteigerung frei gibt.«
    Amos Prewitt fiel es wie Schuppen von den Augen.
    »Vielleicht sind sogar Sie der Meistbietende«, erregte er sich. »Zeigen Sie jetzt Ihr wahres Gesicht? Möglicherweise haben Sie sogar vor, meine Idee umzusetzen und Longhorns in eigener Regie nach Norden zu treiben. Ja, das ist es. Warum sollten Sie sich mit einem Viertel zufrieden geben, wenn Sie alles haben können? Und das für ein Butterbrot.«
    Die Wucht der Erkenntnis betäubte Amos Prewitt regelrecht. Eine dumpfe Glut aus Zorn begann in seinen Eingeweiden zu wühlen. Er vertrieb seine Benommenheit und ließ ihn die Schmerzen in seiner Brust vergessen.
    »Ich bin ein nüchtern denkender Geschäftsmann«, stieß Malone hervor. »Mir bietet sich eine Chance, guten Gewinn zu machen, und ich ergreife die Gelegenheit beim Schopf.«
    Die Aufregung brachte Amos Prewitts Blut zur Wallung. Sein Herz pochte bis zum Hals hinauf. Er öffnete die Lippen, war aber viel zu wütend, um auch nur ein einziges Wort herauszubringen. Die Wut überwältigte ihn und schnürte seine Kehle zu. Tausend Gedanken stürmten auf ihn ein und verursachten in seinem Kopf ein chaotisches Durcheinander. Dann fand er seine Stimme wieder und fauchte: »Um zum Ziel zu kommen gehen Sie über Leichen, nicht wahr?«
    »Es ist ein Rechenexempel«, erklärte Malone mit kühler Sachlichkeit. »Ich sagte es bereits: Mein Ziel ist es, viel Geld zu machen. Ein alter Grundsatz lautet, dass man mit geringem Aufwand den höchstmöglichen Erfolg erzielen soll – ein Grundsatz, den ich mir zu eigen gemacht habe. Sie haben verloren, Prewitt. Finden Sie sich damit ab.«
    »Was haben Sie nur für einen niederträchtigen Charakter, Malone?«
    »Sie können mich nicht beleidigen, Prewitt.«
    Der Verwundete atmete stoßweise und suchte nach einem Ventil, um seinen Gefühlen Luft zu machen. Er wollte Malone seine Wut und die Verachtung, die er für ihn empfang, ins Gesicht schreien. Seine Verwundung vergessend stemmte er mit den Armen seinen Oberkörper in die Höhe. Stechender Schmerz durchfuhr ihn. Ein Aufschrei löste sich aus seiner Kehle und sein Kopf fiel wieder in das Kissen zurück. »Sie sind ein gemeiner …«
    Seine Stimme brach. Es wurde ihm schwarz vor den Augen, dumpfe Benommenheit erfasste ihn, verzweifelt stemmte er sich gegen die Nebel, die auf ihn zuzukriechen schienen.
    Er überwand diese Schwäche. Ein Zittern durchlief seinen Körper. Der Schmerz, der in seiner Brust tobte, war

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