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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Hackett
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nahezu unerträglich. Wahrscheinlich war die Wunde aufgebrochen, als er versuchte, den Oberkörper aufzurichten. Amos Prewitt biss die Zähne zusammen, dass der Zahnschmelz knirschte. Dann entrang es sich ihm heiser und abgehackt: »Ich bin überzeugt davon, dass Sie mir den Killer auf den Hals geschickt haben, Malone. Die Hölle verschlinge Sie dafür. Wann fassten Sie den Entschluss, sich die Triangle-P unter den Nagel zu reißen?«
    »Was haben Sie davon, wenn ich Ihnen diese Frage beantworte, Prewitt?«
    Brad Malone erreichte mit wenigen Schritten die Tür. Durch die Dunkelheit, die jetzt im Raum herrschte, konnte Amos Prewitt seine Gestalt nur noch schemenhaft ausmachen.
    Malone ließ noch einmal seine Stimme erklingen. »Ihr Schicksal berührt mich nicht im Mindesten, Prewitt. Nur wer stark ist kann gewinnen. Ich bin stark. Sie sind ein Schwächling, ein Versager.«
    »Gehen Sie mir aus den Augen!«, herrschte Amos Prewitt den Mann, der ihm so skrupellose in den Rücken gefallen war, an. »Ihr Anblick verursacht in mir Übelkeit.«
    »Ich werde dafür sorgen, dass Sie am 1. Juli von ihrem Land verschwinden, Prewitt«, versprach Malone. Dann verließ er das Zimmer.
    Amos Prewitt presste seine linke Hand auf die rechte Brustseite. Der Verband war feucht. Die Wunde war tatsächlich aufgebrochen. Die letzten Worte Malones hallten in ihm nach wie Totengeläut.
    Jeder Pulsschlag drückte Blut aus der Wunde. Amos Prewitts Denken war aufgewühlt, die Angst, alles zu verlieren, war geradezu monströs. Sie jagte durch seine Blutbahnen und erzeugte in ihm ein überwältigendes Gefühl von Hoffnungslosigkeit. Es war eine würgende, verzehrende Furcht, und er hatte ihr nichts entgegenzusetzen. Plötzlich verspürte er einen stechenden Schmerz hinter dem Brustbein. Sein Mund klaffte auf, aber der Schrei, der sich in ihm anbahnte, erstickte. Amos Prewitt fand nicht mehr die Zeit, darüber nachzudenken, was den Schmerz in seiner Herzgegend auslöste. Sein letzter Eindruck war, in einen pechschwarzen, bodenlosen Schlund zu stürzen.
    Und aus der Wunde pulsierte das Blut. Mit leisen Sohlen betrat der Tod das Zimmer …
     
    *
     
    Carter Prewitt saß nach vorne gebeugt auf der Pritsche. Seine Ellenbogen hatte er auf die Oberschenkel gestellt, sein Kinn stützte er auf beide Fäuste.
    James Allison hatte sich niedergelegt. In der Zelle war es dunkel. Mondlicht fiel durch das kleine, vergitterte Fenster und malte ein bleiches Viereck auf den Fußboden, in dem sich die Schatten der Gitterstäbe, mit denen das Fenster gesichert war, abhoben.
    »Warum versuchst du nicht zu schlafen?«, fragte James Allison.
    »Es hat keinen Sinn. Ich bin viel zu aufgewühlt, um Schlaf zu finden.«
    »Der Sheriff wird feststellen, dass du nie etwas mit Gus Callagher zu tun hattest. Sie werden dich laufen lassen. Weshalb machst du dir also Sorgen?«
    Carter Prewitt erhob sich und ging zum Fenster. Es befand sich in Brusthöhe. Seine Hände verkrampften sich um zwei der Eisenstangen. Draußen war es finster. Es war still. Die Menschen in der Stadt schliefen.
    »Ich werde das Gefühl nicht los, dass man hier in der Stadt ein paar Schlachthammel braucht«, murmelte Carter Prewitt. »Wir sind Waco Prade und dem Sheriff gerade recht gekommen. An uns wollen Sie ein Exempel statuieren. Meiner Meinung nach ist hier niemand an der Wahrheit interessiert. Mit deinem irrsinnigen Geständnis dem Sheriff gegenüber hast du alles nur noch schlimmer gemacht.«
    »Ich wollte deinen Hals retten, Carter.«
    »Und hast deinen Kopf dafür in die Schlinge gesteckt.«
    »Vielleicht habe ich den Tod verdient«, murmelte James Allison. »Schließlich habe ich geholfen, die Patrouillenreiter zusammenzuknallen. Ich sehe jetzt noch die entsetzten Gesichter der Männer, als wir ohne jede Warnung das Feuer eröffneten. Wir haben ihnen keine Chance gelassen. Es verfolgt mich und setzt mir zu. Leider macht meine Reue die armen Burschen auch nicht wieder lebendig.«
    »Rechne es noch dem Krieg zu, James«, murmelte Carter Prewitt.
    »Der Krieg war vorbei. Es gibt keine Entschuldigung. Das Blutvergießen lässt sich mit nichts rechtfertigen, außer mit sinnlosem Hass auf alles, was eine blaue Uniform trägt.«
    Plötzlich war vorne im Office ein berstender Krach zu hören. Eine klirrende Stimme erklang, dann waren ein Aufschrei und ein dumpfer Fall zu vernehmen. Die Tür zum Zellentrakt flog auf, Lichtschein quoll durch die Gitterstäbe in die Zellen. Zwei Männer drängten in den

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