Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
ebenfalls eine Hand auf die Maschine. »Wenn das nicht interessant ist.«
Richard überlegte, wie die Maschine wohl ihre Entdeckung aus ihrem Versteck bewerkstelligt haben mochte, und vor allem, warum.
Wieder kam die Maschine auf Touren, bis sie ihr Maximaltempo erreicht hatte, zog dann einen weiteren Metallstreifen durch den Lichtstrahl und brannte die der Sprache der Schöpfung entnommenen Symbole darin ein. Als der Streifen auf das Tablett fiel, zögerte Richard einen Moment, ehe er ihn herausnahm.
»Nun mach schon«, drängte ihn Zedd. »Sieh nach, was sie geschrieben hat.«
Schließlich zog Richard den Metallstreifen heraus und übersetzte ihn stumm bei sich. Der Text war etwas schwieriger als auf den vorherigen Streifen, aber schließlich hatte er es geschafft und las ihn laut vor.
»›Die Dunkelheit hat mich gefunden. Dich wird sie ebenfalls finden‹.«
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Nicci trat neben Richard. »Die Dunkelheit hat sie gefunden?«
»Etwas in der Art hatte ich bereits vermutet«, sagte Richard. »Ich glaube, sie möchte uns mitteilen, dass jemand sie benutzt, durch sie zu uns spricht. Daher auch die Weigerung des Schwertes, sie zu zerstören.«
»Am Morgen nach Caras und Benjamins Hochzeit meinte dieser Junge unten auf dem Markt, Henrik, Dunkelheit sei auf der Suche nach Dunkelheit. Kurz darauf fragte er, wieso er Träume geträumt habe. Zu dem Zeitpunkt klang das alles ziemlich wirr, weshalb wir angenommen hatten, der Junge sei krank und spreche im Fieberwahn. Tatsächlich jedoch muss die Maschine irgendwie durch ihn gesprochen haben, als sie uns mitteilte, sie wisse, dass irgendjemand sie zu vereinnahmen versucht. Und anfangs konnte sie es eben nur so beschreiben, dass Dunkelheit sie finden werde, und die Erfahrung, dass jemand durch sie spricht, hat sie als Träumen interpretiert.«
Nicci runzelte die Stirn. »Du glaubst also, was der Junge gesagt hat, stammt im Grunde von der Maschine? Dass es eine Art Hilferuf war?«
Richard zuckte die Achseln. »Wäre doch möglich.«
Zedd atmete hörbar aus, schüttelte dabei den Kopf. »Ich weiß nicht, Richard. Ich denke, wir müssen vorsichtig sein mit der Annahme, dass diese Ansammlung von Getrieben, Rädern und Wellen tatsächlich dazu imstande ist, als Folge einer bewussten Intelligenzleistung irgendetwas von sich zu geben. Wir tun ja mittlerweile schon so, als könnte diese Maschine selbsttätig denken, als wäre sie ein lebendes Wesen. Aber es ist eine Maschine, und Maschinen können das nun einmal nicht.«
»Und wie kommt es dann, dass sie Lord Rahls Fragen beantwortet?«, warf Cara ein. Alle wandten sich herum und starrten sie an. Sie wies mit einer fahrigen Handbewegung auf die Maschine. »Wie schafft sie es, uns genau das zu sagen, was wir wissen wollen, immer wieder irgendwelche Lücken in unserem Wissen zu schließen?«
»Möglicherweise interpretieren wir mehr in sie hinein, als wirklich dahintersteckt«, meinte Zedd zu ihr.
Cara schien nicht überzeugt. »Na ja, sie sagt, was sie eben sagt. Wir denken uns die Dinge ja nicht aus, die sie von sich gibt, oder fantasieren sie uns zusammen.«
Zedd bändigte seine widerspenstigen weißen Locken. »Es gibt ein Spiel für Kinder mit Namen ›Frag das Orakel‹; es besteht aus einem kleinen Kästchen mit einem runden Loch auf der Oberseite. An den Seiten sind Szenen des Orakels aufgemalt, in denen es, umwabert von geheimnisvollem Nebel, mit der Welt der Geister Kontakt aufnimmt. Drinnen befindet sich eine Reihe kleiner Kärtchen mit vorgefertigten Antworten. Ein Kind stellt eine Frage, etwa: ›Werde ich heiraten, wenn ich einmal groß bin?‹ oder ›Mag so und so mich wirklich?‹, greift dann in das Kästchen und zieht eines der Kärtchen mit den vorgegebenen Antworten darauf. Anschließend wird es wieder zurückgelegt und das Kästchen geschüttelt, damit der nächste Spieler eine Antwort auf seine Frage ziehen kann.«
»Ach ja?« Cara schien skeptisch. »Und das funktioniert?«
»Sogar erstaunlich gut. Die Antworten lauten etwa: ›Ganz bestimmt‹, oder ›Nur, wenn sich etwas ändert‹, oder ›Die Geister sagen ja‹, aber vielleicht auch ›Die Antwort ist zweifelhaft‹ oder ›Scheint durchaus möglich‹, ›Auf keinen Fall‹ oder ›Stell deine Frage später noch einmal, wenn die Geister bereit sind, dir zu antworten‹. Wie Ihr seht, ist es vollkommen egal, welches Kärtchen das Kind aus der Schachtel zieht, stets muss es ihm so scheinen, als antworte das Kästchen direkt auf seine Frage.
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