Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
am Tag ihrer ersten Begegnung mitgenommen hatte, schienen sie sich aus welchem Grund auch immer auf Feierlichkeiten nie sonderlich wacker zu behaupten, und mehr als einmal hatten solche Festivitäten in einer Katastrophe geendet. Allerdings war das stets während der Zeiten ihres langen Überlebenskampfes im Krieg gewesen.
»Ja, du hast recht.« Er stieß sie kurz an und beugte sich näher. »Sind die beiden nicht ein prächtiges Paar?«
Der riesige Raum war erfüllt vom Stimmengewirr der Gäste, die das Festmahl sichtlich genossen. Speisen aller Art lockten die Menschen in Scharen an, Palastbedienstete in himmelblauen Gewändern wuselten mit Platten voller kleiner Appetithäppchen zwischen den Gästen umher.
Die Farbe ihrer Gewänder ging auf einen Wunsch Caras zurück. Nach dem Grund für ihre Wahl hatte Richard sie nicht gefragt, vermutete aber, dass es eine Farbe war, die Mord-Sith niemals trugen. Er war einfach nur froh, dass sie etwas Hübsches ausgesucht hatte.
»Geht nur.« Mit einem leichten Schieber drängte er Cara, sich unter die Menschen zu mischen, die sich zu ihrem und Benjamins Empfang eingefunden hatten, und sah sich bestätigt, als sie, ein Lächeln auf den Lippen, in das Menschenmeer eintauchte. Die Wunder nahmen offenbar kein Ende.
Während er zusah, wie die beiden charmant die herzlichen Gratulationen aller sich um sie scharenden Menschen aus Ländern nah und fern entgegennahmen, lauschte er der Unterhaltung zwischen Kahlan und Zedd nur mit einem halben Ohr. Soeben erzählte ihr Zedd, dass die Reparaturarbeiten am Palast der Konfessorinnen, in dem sie aufgewachsen war, abgeschlossen und viele Geschäfte wieder in die Stadt zurückgekehrt waren.
»Es tut gut zu hören, dass Aydindril wieder so voll pulsierenden Lebens ist«, meinte Kahlan. »Richard und ich können es kaum erwarten, es endlich wieder zu besuchen.«
Obwohl Hunderte Frauen in ihrer elegantesten Garderobe zugegen waren, sah in Richards Augen keine von ihnen auch nur annähernd so bezaubernd aus wie Kahlan. Ihr weißes »Mutter Konfessor«-Kleid, am Hals rechteckig ausgeschnitten und in seiner Schlichtheit von bestechender Eleganz, umschmeichelte ihren makellosen Körper und ließ ihr langes braunes Haar noch prächtiger erscheinen, ihre grünen Augen noch betörender.
Sie war ganz ohne Zweifel die schönste Frau, die er je gesehen hatte, und doch war es vor allem ihre Intelligenz, die Richard vom allerersten Augenblick völlig in den Bann gezogen hatte. Bislang hatte sie ihm noch keinen Grund gegeben, seinen ersten Eindruck anzuzweifeln.
»All das Leben hier, diesen Aufschwung zu sehen, das ist schon großartig, Kahlan«, sagte Zedd soeben, »der Handel mit Prophezeiungen allerdings hat, wie ich gestehen muss, unerfreuliche Ausmaße angenommen.«
Unvermittelt sah Richard seinen Großvater an. »Der Handel mit Prophezeiungen?«
Zedd fuhr sich mit dem Finger über das kantige Kinn, während er seine Antwort abwog. »Nun, mit der Rückkehr der Menschen nach Aydindril nach Kriegsende sind auch Propheten jeglicher Couleur zugezogen, und die Menschen sind für Prophezeiungen nun mal ebenso empfänglich wie für Tratsch. Viele wünschen sich eine Auskunft in Liebesdingen, andere im Beruflichen. Wieder andere sind überzeugt, dass die Zukunft nichts als Düsternis und Elend bringen wird, und erhoffen sich eine Warnung vor künftigen Schrecken. Manche erwarten gar das Ende der Welt und lauschen hingebungsvoll auf alle Anzeichen des nahen Weltuntergangs.«
Richard war sprachlos. »Anzeichen? Was denn für Anzeichen?«
»Ach, du weißt schon, dass der aufgehende Mond eines Nachts von einem dreifachen Ring umgeben ist oder der Frühling dieses Jahr spät einsetzt. Oder dass es beim letzten Vollmond keinen Frost gegeben hat, solch albernes Zeug eben.«
»Verstehe«, meinte Richard, froh, dass es sich nur um die typischen Endzeitwarnungen handelte, wie sie stets zu Zeiten irgendeines außergewöhnlichen Ereignisses, einer Sonnenfinsternis etwa, oder einem Jahreszeitenwechsel, auftauchten. Nicht selten ging es dabei um ganz alltägliche Ereignisse, die einfach zu unwiderlegbaren Anzeichen des bevorstehenden Untergangs der Welt des Lebens miteinander verknüpft wurden.
Die Überzeugung, die Welt müsse in einer verheerenden Katastrophe enden – gewöhnlich bereits in naher Zukunft –, entsprang offenbar einem inneren Bedürfnis vieler Menschen.
Zedd verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Wie es scheint, möchte jeder
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