Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
wissen, was das Schicksal für ihn bereithält. So ziemlich jeder hier scheint sich in letzter Zeit mit Prophezeiungen, ihrer Verbreitung und sogar dem Handel mit ihnen zu befassen.«
Kahlans grüne Augen funkelten besorgt. »An einen solchen Handel in Aydindril kann ich mich gar nicht erinnern. In bescheidenerem Maßstab hab ich so etwas an allen möglichen Orten beobachtet, aber dass er in Aydindril so auffällig gewesen wäre, wie du sagst, ist mir nicht in Erinnerung.«
»Nun, jetzt schon. Anscheinend werden an jeder Straßenecke Prophezeiungen, Weissagungen und Vorhersagen verscherbelt. Auf jeden, der die Zukunft geweissagt haben will, scheinen Unmengen von Leuten zu kommen, die so tun, als könnten sie ihm erklären, was diese bringen wird.«
Richard schob sich näher an Kahlan heran. »Aber war das nicht schon immer so? Der Blick in die Zukunft hat die Menschen schon immer interessiert.«
»Aber nicht in diesem Maße. Es gibt einen wachsenden Markt für Prophezeiungen und eine wachsende Zahl von Menschen, die dafür zu bezahlen bereit ist, und die es offenbar gar nicht erwarten kann, jede Warnung weiter unter die Leute zu bringen. Die Stadt hat sich zu einem Hexenkessel aus Mantik und Wahrsagerei entwickelt, was Wasser auf die Mühlen des allgemeinen Geredes ist. Ich muss gestehen, Richard, allmählich erfüllt mich das mit Besorgnis.«
Ein Diener in blauem Gewand kam und bot ihnen mit einer Verbeugung ein Tablett an; Kahlan nahm sich ein Glas und trank einen Schluck, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder Zedds Erzählung zuwandte.
»Jetzt, da der Krieg zu Ende ist, liegt den Menschen nicht mehr diese ständige Angst auf der Seele. Sie waren ein Leben in Angst gewöhnt, und nun, da diese Sorgen vorüber sind, wenden sie sich, so scheint es, den düsteren Vorhersagen über die Zukunft zu, um diese nagende Leere zu füllen.«
Die Hand auf dem Knauf seines Schwertes, lehnte Richard das ihm angebotene Getränk ab.
»Kahlan hat recht. Jahrelang haben die Menschen in ständiger Angst gelebt, den nächsten Tag nicht zu erleben. Jetzt erkennen sie, dass sie sehr wohl eine Zukunft haben – eine reelle Zukunft. Also wollen sie wissen, was ihnen diese Zukunft bringt. Mir wäre es lieber, sie würden ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und ihre Träume verwirklichen, aber vermutlich denken viele, das Schicksal halte Geheimnisse für sie bereit, welche die Prophezeiungen ihnen offenbaren können.«
Zedd winkte einen Diener weiter, ehe er fortfuhr. »Mag sein.« Er betrachtete eine Weile die umherschlendernde Menge. »Und doch habe ich das Gefühl, dass mehr dahintersteckt«, fügte er im Flüsterton hinzu.
»Siehst du?«, meinte Kahlan mit einem Lächeln. »Jetzt ist der Krieg vorbei, und nicht mal du kannst aufhören, dich zu sorgen. Du tust genau das, was du ihnen zum Vorwurf machst. Du solltest ein wenig ausspannen. Es herrscht jetzt Frieden in der Welt.«
»Frieden«, schnaubte Zedd und wandte sich mit einem Blick zu ihnen herum, bei dem es einen eiskalt überlief. »Es gibt nichts Gefährlicheres als Friedenszeiten.«
Richard hoffte, dass Zedd sich täuschte; offenbar war er so sehr an Kummer gewöhnt, dass er jetzt in alte Verhaltensmuster zurückfiel. Er glaubte zu wissen, wie er sich fühlte. Aber auch Richard selbst wurde das Gefühl nicht los, sich Sorgen machen zu müssen.
Zum einen deshalb, weil Cara erzählt hatte, jemand habe sie beobachtet, zum anderen, weil sich die Prophezeiung der alten Frau, dieser Sabella, als exakt die gleiche Prophezeiung wie in dem Buch End Notizen entpuppt hatte. Und Prophezeiungen hatten ihm und Kahlan stets Ärger ohne Ende bereitet.
Vor allem aber beunruhigten ihn die Worte des kleinen Jungen unten auf dem Markt. Obwohl seine Bemerkung einem Fiebertraum entsprungen schien und weder Zedd noch Nathan seine Sorge teilten, war Richard ihretwegen zutiefst besorgt. Irgendetwas daran wies auf weit mehr als ein simples Fieber hin, sie berührte ihn zutiefst. Vor allem jetzt, da Menschen von überall her im Palast zusammengekommen waren.
Richard bemerkte, dass Rikka unentwegt die Menge beobachtete; sie glich einem Falken auf Mäusejagd. Cara, die ein Stück weiter entfernt drüben auf der anderen Seite des Saals stand, ließ ihn und Kahlan selbst dann nicht aus den Augen, wenn sie lächelnd irgendwelche Leute begrüßte. An den Seiten sah er andere Mord-Sith stehen und die Menge beobachten. Einige von ihnen, näher bei Richard und Kahlan, hatten ihren roten Lederanzug
Weitere Kostenlose Bücher