Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
Berdine vorankam, und die Männer der Ersten Rotte hatte Richard gebeten, draußen auf dem Flur und nicht im Zimmer selbst Posten zu beziehen, da er nicht wollte, dass der Abt sich unwohl fühlte. Immerhin war er der Abgesandte eines jener Gebiete, über die Richard nun herrschte, und nicht eines feindlichen Landes. Trotzdem, eine Mord-Sith auf Armeslänge neben sich zu wissen war nicht dazu angetan, einem die Befangenheit zu nehmen.
Vor allem aber hatte der Mann sich noch wenige Stunden zuvor als hartnäckiger Verfechter der Prophetie erwiesen. Und im Umgang mit Personen, die ihr Leben von Prophezeiungen bestimmen ließen, oder die sie als Ausrede für das von ihnen angerichtete Unheil benutzten, waren Richard und Kahlan nicht eben nachsichtig. Nach den Vorkommnissen beim Empfang jedoch dürfte der Abt über ihre Sichtweise im Bilde sein, und dass sie sich mit seiner keineswegs deckte.
»Möchtet Ihr Euch nicht setzen, Abt?« Richard wies auf einen der bequemen Stühle auf der anderen Seite eines niedrigen, quadratischen Tischs mit einer Platte aus schwarzem, von weißen Quarzschlieren durchbrochenem Marmor.
Der Mann ließ sich auf der äußersten Stuhlkante nieder, den Rücken gerade, die Hände auf den Knien gefaltet, den Hut zwischen seinen Daumen. »Bitte, Lord Rahl, nennt mich doch Ludwig. Das tun fast alle.«
»Also gut, Ludwig. Peinlicherweise muss ich gestehen, dass ich viel zu wenig über Eure Heimat weiß. Während des Krieges hatten wir alle Hände voll damit zu tun, den nächsten Tag zu überleben; wir hatten gar keine Zeit, mehr über all diejenigen in Erfahrung zu bringen, die so tapfer an unserer Seite gekämpft haben. Doch die Gefahr der Tyrannei ist nun gebannt, daher hoffe ich, bald sämtliche Länder des D’Haranischen Reiches zu bereisen. Über die Provinz Fajin wissen wir nur sehr wenig, wir würden es also begrüßen, wenn Ihr uns ein wenig über das Land berichten könntet, über das Ihr herrscht.«
Abt Dreier wurde rot. »Da hat man Euch falsch unterrichtet, Lord Rahl. Ich bin keineswegs die maßgebende Person in meiner Heimat.«
»Ihr seid nicht der Herrscher der Provinz Fajin?«
»Gütiger Schöpfer, nein.«
Die Provinz Fajin, in den Dunklen Landen, gehörte zu den kleineren, entlegenen Bezirken D’Haras. Richard fragte sich, wieso der dortige Herrscher nicht erschienen war. Es wäre immerhin eine Gelegenheit gewesen, einen Platz an der Seite derer einzunehmen, die weitaus größere Länder regierten und ein gewisses Mitspracherecht über die Zukunft des D’Haranischen Reiches besaßen.
Die Führer der Länder nah und fern waren zu der großen Hochzeit angereist, und obwohl Caras und Benjamins Hochzeit das Hauptereignis war, bot dieses Glanzlicht den Abgesandten aller Länder die einmalige Gelegenheit, zusammenzukommen und sich auszutauschen. Ein solch bemerkenswertes und noch nie da gewesenes Ereignis wollte gewiss niemand verpassen.
»Aber in irgendeiner Eigenschaft fungiert Ihr doch als Autorität?«, fragte Richard.
»Ich bin nur ein einfacher Mann, der das große Glück hat, dazu berufen zu sein, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die talentierter sind als ich.«
»Talentierter? Inwiefern?«
»Nun, in Bezug auf die Prophetie, Lord Rahl.«
Richard wechselte einen verstohlenen Blick mit Kahlan und beugte sich vor. »Wollt Ihr etwa behaupten, es gibt in Eurer Heimat Propheten – wahre Propheten, Zauberer mit der Gabe der Prophetie?«
Der Mann räusperte sich. »Nicht ganz, Lord Rahl, zumindest nicht solche wie diesen hochgewachsenen Propheten hier, von dem ich schon so viel gehört habe. So glücklich können wir uns bei Weitem nicht schätzen. Ich muss um Verzeihung bitten, dass ich einen so irreführenden Eindruck erweckt habe. Wir sind nur ein kleines, unbedeutendes Land, und verglichen mit den Propheten hier im Palast besitzen die unseren nur mindere Fähigkeiten. Gleichwohl machen wir das Beste aus dem, was wir haben.«
»Und wer regiert nun in der Provinz Fajin?«
»Der Herrscher über unser Volk ist Bischof Hannis Arc.«
»Hannis Arc.« Richard lehnte sich in seinem Plüschsessel zurück und schlug die Beine übereinander. »Und wieso ist er nicht selbst gekommen?«
Ludwig kniff die Augen zusammen. »Das ist mir nicht bekannt, Lord Rahl. Ich komme mit dem Bischof nur selten zusammen. Sein Regierungssitz ist die Stadt Saavedra, während ich in einer kleinen Abtei, ein Stück außerhalb in den Bergen, lebe und arbeite. Zusammen mit meinen Helfern tragen wir
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