Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
tatsächlich glauben, bräuchtest du deiner Frau und den Kindern nur das Versteck deines Goldes zu verraten und ihnen zu erklären, dass es ein Geheimnis ist und sie den Dieben das Gold überlassen sollen, falls ihnen jemand Gewalt androht. Auf diese simple Weise hättest du verhindern können, dass sich die Vision bewahrheitet. Es sei denn, natürlich, dein Gold ist dir mehr wert als deine Familie.«
»Nein, natürlich nicht!«
»Wieso hast du ihnen dann nicht einfach gesagt, wo dein Gold versteckt ist? Beziehungsweise daran gedacht, sie von hier fortzuschaffen, sie außer Gefahr zu bringen?«
Jetzt wirkte er ernstlich durcheinander. »Ich habe keine Ahnung.«
»Wieso war dein erster Gedanke nicht, sie zu beschützen, sondern sie umzubringen?«
Sein Gesicht war kreidebleich geworden. Darauf wusste er nichts zu erwidern.
»Man hat Menschen, denen ich sehr zugetan bin, auf ganz ähnliche Weise bedroht«, sagte Richard. »Damals hatte ich nur einen einzigen Gedanken: Wie könnte ich sie beschützen, die Prophezeiung durchkreuzen. Am Ende ist es mir sogar gelungen. Aber nicht etwa, indem ich sie umgebracht hätte.«
Der Mann senkte den Blick. Seine Selbstgewissheit, seine Überzeugtheit, sein Zorn, all das war verflogen.
Doch dann blickte er erneut auf, wie in einem Rausch kehrte die Gewissheit in seinen Blick zurück. »Ihr werdet schuld sein an ihrem Leid und ihrem Tod. Ihr haltet mich hier hinter Schloss und Riegel gefangen, obwohl Ihr wisst, was passieren wird. Meine Familie wird unvorstellbare Qualen erleiden, weil Ihr mir nicht erlauben wollt, sie vor den Geschehnissen aus meiner Vision zu retten, indem ich ihnen einen Gnadentod gewähre. Ihr Leiden wird allein Eure Schuld sein. Und das nur, weil Ihr nicht Eure Pflicht gegenüber Eurem Volk erfüllt und die Prophezeiungen beherzigt.«
Richard verzichtete auf eine Antwort; auf diesen Wahnsinn konnte man nichts erwidern.
Der Mann schob sich mit dem Rücken an der Wand hoch, bis er aufrecht stand, und bedachte Richard mit einem wutentbrannten Blick. »Ihr verdient es nicht, Lord Rahl zu sein. Nicht mehr lange, und jeder wird das erkennen.«
20
Um die Abgesandten milde zu stimmen, ließ Kahlan zunächst ein aufwändiges Mittagsmahl auftragen. Tische mit Servierplatten voller Fleisch-, Fisch- und Geflügelspeisen sowie süßen Köstlichkeiten wurden überall im Saal eingedeckt, auf anderen eine reichhaltige Auswahl an Weinen angeboten. Musiker spielten gedämpfte schmeichelnde Melodien, während Serviererinnen mit Tabletts voller bunter, honigsüßer Nektargetränke durch die Menge liefen.
Beim Anblick der versammelten Regentenschar überkam Kahlan ein Anflug von Verlassenheit, und sie wünschte sich, Richard könnte bei ihr sein. Sie vermisste ihn. Aber er hatte nun mal zu tun.
Und sie nicht minder.
Kahlan ließ sich durch die umherschlendernde Menge treiben, die von den Speisen und Weinen auf den verschiedenen Tischen kostete, sich bei den auf den Tabletts offerierten Getränken bediente, hatte für jeden ein Lächeln, nahm sich selbst nicht einmal die Zeit für einen Imbiss und dankte ihnen für ihr Kommen – stets darauf bedacht, all ihre Wünsche zufriedenzustellen. Überall stand Personal bereit, damit gewährleistet war, dass den Abgesandten jeder Herzenswunsch von den Augen abgelesen wurde.
Nicht wenige sprachen sie auf die Prophezeiungen an, wobei sie ihrer Überzeugung Ausdruck verliehen, dass dies eines ihrer wichtigsten Werkzeuge auf ihrem gemeinsamen Weg in die Zukunft sei. Sie betonten, dass sie und Richard gut beraten wären, diesen Voraussagen mehr Beachtung zu schenken. Kahlan hörte ihnen geduldig zu und bat nur ab und zu darum, man möge ihr bestimmte Behauptungen doch bitte näher erläutern.
Cara, die niemandem traute, nicht einmal diesen Herrschern aus dem gesamten D’Haranischen Reich, ihren Verbündeten im Krieg also, stand nur selten weiter als eine Armeslänge entfernt. Mehrmals wurde Kahlan auf ihrem Weg durch den Saal aufgehalten und gefragt, ob in der Küche wohl dies oder jenes zu bekommen sei. Kahlan sah es ihnen nach und bat die allzeit aufmerksamen und unweit hinter ihr folgenden Bediensteten, auch Sonderwünsche zu erfüllen.
Als sich das aufwändige Mittagsmahl schließlich seinem Ende zuneigte, führte sie die Abgesandten in einen nahe gelegenen Saal und stieg auf ein breites Podium, so dass sie für alle gut zu sehen war. Die vanillefarbenen Wände, kunstvoll mit Leisten abgesetzt, sowie die blauen, mit Goldrand
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