Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
ganze Menge über Prophezeiungen«, sagte Richard. »Sie sind nicht ganz so simpel, wie du zu glauben scheinst.«
»Doch, sind sie. Ich hatte auch früher schon Visionen der Zukunft, sie sind kinderleicht zu verstehen. Und außerdem gehen sie immer in Erfüllung.«
»Und was waren das für Visionen, die du hattest?«
Obwohl er sich noch immer den Hals rieb, war sein Zorn inzwischen etwas abgekühlt. Er warf einen argwöhnischen Blick auf Nyda, ehe er antwortete.
»Nun, Dinge wie, sagen wir mal, dass ich das Gefühl habe, ein Kunde, den ich lange nicht gesehen habe, würde mit einer Bestellung zu mir kommen. Und kurz darauf kam er tatsächlich. Einmal war ich dabei, einen Ring für einen wohlhabenden Mann anzufertigen, und noch während ich daran arbeitete, hatte ich plötzlich so eine Ahnung, dass er sterben könnte, ehe der Ring fertig wäre. Am nächsten Tag ist er dann tatsächlich gestorben.«
»Das ist doch etwas völlig anderes«, sagte Richard. »Das sind Kleinigkeiten, banale Vorhersagen. Das ist nicht dasselbe wie Prophezeiungen.«
»Aber sie sind in Erfüllung gegangen. Das war Vorauswissen, und es hat sich bewahrheitet, und zwar genau so, wie ich es vorausgesehen hatte.«
»Die vage Vermutung, jemand könnte wegen einer weiteren Bestellung noch einmal zurückkommen, ist keineswegs dasselbe wie eine Vision, die einen dazu bringt, die eigene Familie zu ermorden.«
»Das war kein Mord, sondern Barmherzigkeit.« Er sprang auf, versuchte Richard an die Kehle zu gehen.
Nyda schickte ihn mit ihrem Strafer zu Boden. Dort kauerte er dann mit vor der Brust verschränkten Armen und schüttelte sich nach Luft japsend vor Schmerz.
Sie pflanzte einen Stiefel auf seinen Rücken und beugte sich ganz tief zu ihm hinunter. »Wenn du das noch einmal versuchst, werde ich dafür sorgen, dass es dir leidtut, je geboren zu sein. Und wenn ich mit dir fertig bin, wirst du meine bloße Existenz verfluchen, bis zu dem Tag, an dem du stirbst, aber du wirst dich benehmen. Hast du mich verstanden?!«
Der Mann zitterte noch immer unter dem nur langsam abklingenden Schmerz des Strafers, nickte dabei keuchend und versuchte verzweifelt, wieder zu Atem zu kommen. Nyda versetzte ihm einen Stoß mit ihrem Stiefel, was ihn nach hinten warf. Schließlich kam er, den Rücken an die Wand gelehnt, wieder hoch und musterte Richard wütend.
»Meine Familie wird unvorstellbare Qualen erleiden, weil Ihr mich hier gefangen haltet, wo ich ihnen kein barmherziges Ende bereiten kann.«
»Ich bin jetzt über deine Vision im Bilde. Selbst wenn sie stimmte, wärst ganz allein du verantwortlich für ihr Leid, weil sie entweder gefoltert oder durch deine Hand umkommen würden. Und das alles nur, weil du einfach nicht auf die Idee gekommen bist, dass es vielleicht noch eine andere Möglichkeit geben könnte.«
Er blinzelte verwirrt. »Eine andere Möglichkeit? Was meint Ihr damit?«
»Nun, nehmen wir einmal an, du hältst deine Vorahnung, dass irgendwelche Männer auftauchen werden, die deine Frau und deine Kindern foltern, damit sie dein Goldversteck verraten, tatsächlich für wahr.«
»Aber sie ist wahr!«
»Na schön, nehmen wir es einmal an. Wieso hast du dann nichts getan, um deine Familie zu beschützen?«
Er schluckte, immer noch bemüht, wieder zu Atem zu kommen. »Sie zu beschützen?«
»Ganz recht. Wenn sie dir so wichtig sind, wieso galt dein erster Gedanke dann nicht ihrem Schutz? Wieso hast du nicht jemanden um Hilfe gebeten – die Erste Rotte, den Propheten Nathan oder auch mich?«
»Mir würde ja doch niemand helfen. Niemand würde mir glauben, niemand könnte verhindern, dass diese mordgierigen Diebe auftauchen und sich meine Frau und Kinder greifen. Meine Familie wird gefoltert werden.«
»Und schuld daran bist du.« Als er Richard verständnislos ansah, fuhr dieser fort: »Diese Männer, die du in deiner Vision gesehen hast, wollen wissen, wo dein Gold versteckt ist. Deine Frau und Kinder wissen es nicht, also können sie den Ort auch nicht verraten – was ihnen die Diebe nicht glauben werden. Deshalb werden sie versuchen, diese Information aus ihnen herauszufoltern.«
»Genauso ist es.« Wieder drohte er Richard mit erhobenem Finger. »Sie werden diese Foltern erleiden und sterben, nur weil Ihr diese Vision nicht ernst nehmt und einseht, dass sie der Wahrheit entspricht.«
»Nein, sie werden leiden, weil du sie nicht für wahr hältst.«
Verwirrt hielt er inne. »Aber genau das glaube ich doch.«
»Würdest du dies
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