Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
um die Kälte zu vertreiben. »Deiner Meinung nach bezieht sie sich also nicht auf das, was ich tun würde – Königin schlägt Bauern –, sondern sie ist eine Warnung, dass jemand aus dem Verborgenen heraus Einfluss auf die Geschehnisse nimmt? Indem er besagte Frau sozusagen als Bauernopfer benutzt?«
Richard nickte. »Genau. Ich glaube, irgendjemand führt etwas im Schilde, und genau davor warnen uns die Prophezeiungen. Lauretta hatte noch eine andere Weissagung aufgeschrieben. Sie besagte: ›Menschen werden sterben.‹«
Kahlans Augen suchten seinen Blick. »Ständig sterben Menschen.«
»Ja, aber in den letzten Tagen sind eine Reihe von Menschen unter höchst rätselhaften Umständen ums Leben gekommen. Die beiden Soldaten, die unten auf dem Markt nach dem Jungen gesucht haben, wurden tot aufgefunden, sechs Kinder wurden ermordet, die beiden Mütter kamen um, ein Abgesandter sprang in den Tod, und dann war da noch dieser Junge, der unten während eines Sturms von wilden Tieren angefallen und aufgefressen wurde.«
»So im Zusammenhang betrachtet, scheint ihre Weissagung die vielen rätselhaften Todesfälle tatsächlich in ein merkwürdiges Licht zu rücken.« Kahlan legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. »Aber bei dem Jungen verhielt es sich anders. Vermutlich wurde er allein überrascht und von einem Rudel Wölfe angegriffen. Das ist bestimmt schrecklich, aber gewiss nicht so rätselhaft wie die anderen Fälle.«
Richard hob eine Braue. »Ich mag keine Zufälle.«
Kahlan seufzte. »Wir sollten uns von diesem Todesfall nicht dazu verleiten lassen, darin einen Aspekt von etwas Größerem zu sehen, nur weil uns das, was sich hinter den anderen verbergen könnte, Angst macht.«
Obwohl er anderer Meinung war, nickte Richard. Er hatte bereits Kopfschmerzen von der unablässigen Grübelei über dieses Problem. »Wir sollten jetzt ein wenig schlafen.«
Sie sah sich im Zimmer um. »Ich hatte nicht das Gefühl, beobachtet zu werden, und ich bin schon eine ganze Weile hier. Warum ziehen wir uns nicht einfach aus und gehen ganz normal zu Bett?«
Richard konnte sehen, dass sie müde war, was im Übrigen auch für ihn galt. Schließlich hatten sie in der vergangenen Nacht kaum Ruhe gefunden.
»Aber ja. Ich finde, das klingt verlockend.«
Kahlan kehrte ihm den Rücken zu und hielt ihr Haar aus dem Weg, so dass er ihr Kleid aufknöpfen konnte. Richard löste die Häkchen und ließ das Kleid gerade weit genug von ihren Schultern gleiten, dass er sie auf beide küssen konnte. Es war eine höchst willkommene und angenehme Ablenkung von all den düsteren Gedanken, die ihm durch den Kopf wirbelten.
Kahlan schlüpfte aus dem Kleid und breitete es über eine an der Wand stehende Bank. Richard betrachtete die einladenden Kurven ihres entblößten Körpers, während sie rasch durchs Zimmer lief, ins Bett kletterte und unter die Decke schlüpfte. Niemand, dachte er, bewegte sich so elegant wie Kahlan.
Sie beulte die Bettdecke mit den Knien aus und schlang ihre Arme darum. »Hör endlich auf, über eine Prophezeiung nachzugrübeln, die schon seit Jahrtausenden in irgendwelchen Büchern steht. Du brauchst dringend Schlaf, Richard.«
Er lächelte sie an. »Du hast ja recht.«
»Und wieso stehst du dann noch herum?« Sie lockte ihn mit dem Finger. »Mach schon, komm zu mir unter die Decke, wenn ich bitten darf, Lord Rahl. Mir ist eiskalt.«
Das ließ er sich nicht zweimal sagen.
24
Richard war gerade dabei, selbstvergessen den sanften, sinnlichen Schwung ihres Nackens zu liebkosen, als ein kaum vernehmbares Geräusch, ein Laut, der fremd war in dem stillen Schlafzimmer, ihn aufblicken ließ.
Kahlan, unter ihm, stützte sich auf die Ellbogen und folgte seinem Blick mit angehaltenem Atem zur anderen Zimmerseite. »Was ist denn?«, hauchte sie so leise, dass er sie kaum hörte.
Richard legte ihr zwei Finger an die Lippen und starrte in den kleinen Anbau, in dem die beiden Kleiderschränke standen.
Er spürte, dass dort etwas war, dass sich irgendwas dort in dem dunklen Alkoven befand. Und dass dieses Etwas ihn beobachtete.
Die schweren Vorhänge waren zugezogen, aber selbst wenn nicht, es hätte nichts genützt; wegen des tosenden Unwetters herrschte draußen tiefschwarze Nacht. Da nur eine einzige Lampe mit heruntergedrehtem Docht im Zimmer brannte, war es gerade hell genug, dass man vage die wuchtigen Umrisse der Schränke ausmachen konnte. Das Licht war viel zu schwach, um irgendwelche Einzelheiten zu
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