Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
über diese Zahl?«
Richard sah kurz zu seinem Großvater, richtete sein Augenmerk dann wieder auf Nicci. »Er meinte, sie sei kreativ.«
»Und was sagt dir das?«
Das Kinn auf die Fingerspitzen gestützt, betrachtete er die Schnörkel der auf dem Kopf stehenden Neun im Buch. »Das ergibt einen Sinn«, meinte er, halb zu sich selbst. »Es hat etwas mit der Schöpfung zu tun. Diese verschnörkelte Neun sieht beinahe so aus, als wäre sie noch im Entstehen begriffen …«
»Und das Häkchen?«, hakte Nicci nach, so leise, dass Kahlan sofort wusste, die Worte galten ihm allein.
»Die Neun steht für die Schöpfung, für das Leben«, stieß Richard kaum hörbar hervor. »Das Leben ist ein Zyklus aus Geburt, Leben und Tod. Leben und Tod sind untrennbar miteinander verbunden. Die Schöpfung ist auf den Tod angewiesen, denn nur durch ihn kann sie den Fortbestand des Lebens sichern, die fortwährende Entstehung neuen Lebens. Demnach folgt auf jeden Schöpfungsakt zwangsläufig der Tod.«
Unvermittelt blickte Richard auf. »Das Häkchen steht für den Tod.«
Im Raum war es totenstill geworden.
Richards Blick blieb auf Nicci geheftet. »Das Häkchen ist die symbolische Darstellung des Todes, des Hüters der Unterwelt, der stets darauf lauert, unter den Lebenden seine Ernte einzufahren.«
Kahlan spürte eine Gänsehaut ihre Arme heraufkriechen.
Die Zufriedenheit über seine spontane Erkenntnis war Niccis blauen Augen anzusehen. »Sehr gut, Richard.«
In diesem Moment, als die beiden, Richard und Nicci, einander in die Augen blickten, schien es, als wären sie allein im Raum, als gäbe es niemanden außer ihnen beiden. Kahlan fragte sich, ob sich selbst Zedd dieser feinen Bedeutungsnuancen bewusst gewesen war, über die Nicci Richard soeben aufgeklärt hatte.
Niccis Lächeln erlosch, als hätte es nie existiert. »Das gefällt mir nicht, Richard. Es gefällt mir kein bisschen. Kein Mensch gibt sich so viel Mühe mit diesen Dingen, macht sich solche Umstände, nur um sie anschließend in der Versenkung verschwinden zu lassen … es sei denn, sie haben sich als überaus problematisch erwiesen. Was der Umstand, dass sich diese Elemente im Zentrum mit dunklen Mächten befassen, nur bestätigt.«
Verwirrt starrte Richard einen Moment auf das Symbol. »Wieso steht die Neun verkehrt herum?«
Alle beugten sich vor und betrachteten sie verwundert, so als sähen sie sie zum ersten Mal. Nathan besah sich stirnrunzelnd das Buch, selbst er vermochte keinen Grund zu nennen. Nicci, die nicht einmal eine Vermutung vorzubringen wusste, schüttelte nur den Kopf.
»Verkehrt herum?« Zedd betrachtete das Symbol.
»Ja. Das gesamte Sinnbild steht auf dem Kopf. Man erkennt es daran, dass auch die Neun verkehrt herum steht.«
»Tja, gute Frage«, meinte Zedd. »Ich war einfach davon ausgegangen, dass es so seine Richtigkeit hat. Aber jetzt, wo du es erwähnst, scheint sie tatsächlich auf dem Kopf zu stehen.«
Richard starrte unverwandt auf die Zeichnung, blickte dann plötzlich zu seinem Großvater auf.
»Verkehrt herum … ich hab’s!« Im Nu war er auf den Beinen. »Zedd, du bist ein Genie!«
»Nun, dessen bin ich mir durchaus bewusst.« Er neigte den Kopf zur Seite. »Aber … womit genau habe ich mich diesmal selbst übertroffen?«
»Du hast mir gerade geholfen, die Funktionsweise dieses Buches zu verstehen. Du hast mir den Schlüssel an die Hand gegeben, mit dem sich diese Schlösser knacken lassen.« Er sah Berdine an. »Sie ist seitenverkehrt. Also ist auch alles andere in diesem Buch seitenverkehrt.«
Berdine zog ein Gesicht. »Seitenverkehrt?«
Richard nickte, wandte sich dann wieder seinem Großvater zu. »Die Regeln, die wir angewandt haben, greifen nicht, infolgedessen auch nicht die Übersetzungen. Eigentlich müsste die Übersetzung der einzelnen Elemente ein ganz klarer, unkomplizierter Vorgang sein, aus dem sich dann nach und nach auf die auf diesen Metallstreifen stehende Sprache schließen lässt, doch aus irgendeinem Grund will es mit der Übersetzung nicht recht klappen. Und du hast mich gerade darauf gebracht, woran das liegt.«
Zedd schien mehr als nur leicht skeptisch. »Und woran liegt es nun?«
»Das Ganze ist ein Kniff zum Schutz der hier drin enthaltenen Information.« Richard ließ sich auf seinen Stuhl fallen. »Es ist alles seitenverkehrt, das fängt schon damit an, wie diese Maschine das Sinnbild liest.«
»Wie sie es liest? Was willst du damit sagen?«, fragte Nicci. Sie klang
Weitere Kostenlose Bücher