Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
erklärte die handlose Vertraute. »Wir werden unserer Herrin Eure Worte überbringen.«
»Vergesst es nicht.«
Unter den Augen von Hannis Arc schlüpften sie in einem einzigen Rauchwirbel durch die Ritzen rings um die schwere Tür, wie schon Mohler vor ihnen auf dem Weg nach draußen sorgfältig darauf bedacht, nicht den Blick der dort Wache stehenden Frau zu erwidern.
Hannis Arc war noch immer außer sich vor Zorn. Er würde die Schandtaten rächen; von ihrer heiligen Stätte in der Unterwelt würde die Seele seines Vaters zusehen können, wie sein Sohn endlich Rache nahm am Haus Rahl.
Es war der Anbruch eines neuen Tages in D’Hara, und das in mehr als einer Hinsicht. Die Zeiten der Dunkelheit unter der Herrschaft des Hauses Rahl neigten sich ihrem Ende zu.
Richard Rahl würde seinen Machtanspruch verlieren, war im Begriff, alles zu verlieren. Dafür würde Hannis Arc schon sorgen. Und wenn es so weit war, würde das verängstigte Volk nach einem neuen Herrscher rufen.
Der Gerechtigkeit wäre endlich Genüge getan.
Mit einem Ruck löste Hannis Arc das Messer aus der Schreibtischplatte, dessen Klinge die mittlerweile erschlaffte Hand noch immer durchbohrte. Als er sie der Frau an der Tür hinhielt, trat diese an den Schreibtisch.
»Würdet Ihr dies bitte vernichten?«
Sie wollte schon nach dem Messer greifen, als er es unvermittelt zurückzog. »Nein, ich habe eine bessere Idee.« Er gestikulierte. »Legt sie in den Schaukasten dort, als Drohung für unsere Besucher.«
Die Frau im roten Lederanzug ließ kurz ein grimmiges Lächeln aufblitzen. »Selbstverständlich, Lord Arc.«
38
Richard gähnte, hob den Blick von der vertrackten Übersetzung der symbolischen Elemente, an der er gerade arbeitete, und sah Zedd die Bibliothek betreten. Der erste Hauch der Morgendämmerung hinter den hohen Fenstern verhieß einen wolkenlosen Himmel.
Das merkwürdige Frühlingsgewitter hatte sich gelegt, und doch sah es ganz so aus, als sei es nur der Vorbote größerer Probleme gewesen. Für Richard stand fest, dass Ärger ins Haus stand, doch was immer der Kern dieser Probleme sein mochte, er erschloss sich ihm einfach nicht. Allmählich beschlich ihn das ebenso altvertraute wie beklemmende Gefühl, dass er keine Ahnung hatte, was eigentlich vorging.
Dies alles, angefangen bei dem Jungen unten auf dem Markt, dem Unwetter, den merkwürdigen Todesfällen und der Vielzahl seltsamer Prophezeiungen bis hin zu der lange Zeit verschütteten Maschine, die urplötzlich zum Leben erwacht war, konnte unmöglich Zufall sein. Zumal ihn vermeintliche Zufälligkeiten stets nervös machten. Am meisten Sorgen bereitete ihm jedoch die Maschine, die sie entdeckt hatten; ihn beschlich der quälende Verdacht, dass sie irgendwie im Mittelpunkt all dessen stand.
Die Übersetzung der Metallstreifen bestärkte ihn nur noch in dieser Befürchtung.
Seit er herausgefunden hatte, dass alles in dem Buch seitenverkehrt war, war er mit der Arbeit an den Übersetzungen, obwohl sich diese bisweilen zäh gestaltete, gut vorangekommen. Doch je mehr er anhand dieser Übersetzungen in Erfahrung brachte, desto größer wurde seine Besorgnis.
Ihm fiel auf, dass die Schritte seines Großvaters, als er jetzt die Bibliothek durchquerte, den gewohnten Schwung vermissen ließen; sofort schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass Zedd fast wirkte wie ein alter Mann, ein erschöpfter, alter Mann. Zumal ihm die tiefen Furchen in dessen Gesicht verrieten, dass auch ihn der Gedanke quälte, welche Art von Ärger ihnen womöglich noch bevorstand. Von dem für Zedd so typischen Überschwang, seiner beinahe kindlichen Sicht der Dinge, war nichts mehr zu sehen. Was mehr als alle Worte in seinen Augen den Ernst der Lage umriss.
Das, und natürlich die Übersetzung der Metallstreifen.
Gerade wollte er die Hand ins Buch schieben, um die Seiten am Weiterblättern zu hindern, als er aus den Augenwinkeln die gesuchte Stelle sah.
»Das hier ist die erste«, erklärte er Berdine und tippte auf eine auf der Seite stehende Formulierung. »Das ist sie. Wie lautet ihre Umkehrung?«
Berdine beugte sich vor, warf einen Blick darauf und las die auf Hoch-D’Haran verfasste Erklärung leise für sich. »Es hat irgendetwas mit Fallen zu tun.«
Richard hatte sich bereits ein gewisses Verständnis für die Sprache der Schöpfung angeeignet und kannte die Bedeutung zahlreicher Symbole. Er hatte lediglich eine Bestätigung seiner schlimmsten Befürchtungen haben wollen, und die hatte
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