Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
besprochen wurde, ja?«
Skeal Eile ignorierte die Frage. »Dass du mich von ihrem Auftauchen verständigt hast, war hilfreich. Und das macht es mir leichter, dir dein Scheitern bei deinem Auftrag in Arborlon zu verzeihen.«
Bonnasaint zuckte gelangweilt mit den Schultern. »Manchmal ist Geduld die einzige Alternative zur Katastrophe. Ich habe getan, was ich konnte. Meine Verkleidung als altes Weib hat mich zwar nahe an ihre Wohnquartiere gebracht, aber nicht an sie selbst. Sie waren nicht in der Stadt, als ich eintraf, und ich habe etliche Tage auf sie gewartet. Als der Junge schließlich zurückkehrte, war er allein. Das Mädchen ist überhaupt nicht aufgetaucht. Und der Junge war immer in Begleitung anderer Personen, den Elfenkönig eingeschlossen. Außerdem blieb er nur eine Nacht in der Stadt, dann ist er schon wieder abgereist. So hat sich nie eine Gelegenheit ergeben, die es mir erlaubt hätte, meine Sonderbehandlung an ihm vorzunehmen. Ich bitte nochmals um Vergebung, falls Ihr unzufrieden seid.«
Er war glattzüngig und höflich wie immer. Skeal Eile neigte sein Haupt. »Ich bin ganz und gar nicht unzufrieden. Die Angelegenheit hat eine unerwartete Wendung genommen, die es weiser erscheinen lässt, den Jungen und das Mädchen am Leben zu lassen. Sie werden keinen Ärger mehr machen. Das Versagen der Nebelbarriere und das Auftauchen dieser Trollhorde verlangen eine neue Vorgehensweise. Die Kinder des Hawk sind bedroht, gewiss, aber diese Bedrohung bietet auch die unvorhergesehene Gelegenheit, ihre Position zu festigen, und somit auch meine Rolle unter den Einwohnern des Tals. Man braucht die ganze Sache nur leicht in die richtige Richtung zu schubsen, dann wird sich alles, mit ein wenig Glück, wie gewünscht fügen.«
»Und Ihr werdet wie immer für beides sorgen«, bemerkte Bonnasaint und hob eine Augenbraue zu einem perfekten, halbrunden Bogen. »Inwiefern kann ich Euch dabei unterstützen, Eure Interessen voranzutreiben, Eminenz?«
»Meine und deine Interessen gehen im Grunde konform, Bonnasaint.« Er schenkte dem Knaben ein breites Lächeln. »Soll heißen, es gibt immer noch Leute, die meine Anstrengungen behindern, während du nach wie vor die notwendigen Fähigkeiten mitbringst, solche Hindernisse zu beseitigen. Es hat sich also nichts geändert. Ich brauche dich immer noch.«
Bonnasaint vollführte eine perfekte Verbeugung, eine anmutige, ausholende Geste mit einem Arm, während er sich gleichzeitig mit seinem schlanken Körper tief verbeugte. Ein ganz unmissverständliches Zeichen seiner Ehrerbietung. »Ich stehe Euch ganz und gar zu Diensten.«
»Dann hör jetzt gut zu. Der Graue und dieser Jüngling bereisen die größeren Ortschaften südlich von Glensk Wood, um Hilfe für unsere Bürger zu organisieren. Sie spielen mir dabei in die Hände, obwohl sie es nicht begreifen. Sie bereiten mir die Bühne für meinen Aufstieg als Führer aller Völker des Tals. Sämtliche Einwohner werden davon überzeugt werden, an meiner Seite zu stehen, wenn es darauf ankommt, auch wenn das letzten Endes meinen eigenen Zwecken dient. Verstehst du?«
Der Junge zuckte mit den Schultern. »Gewiss. Ihr wollt Eure Macht über sie vergrößern.«
Skeal Eile lächelte nachsichtig. Bonnasaint wusste gerade so viel, um günstige Gelegenheiten zu nutzen, aber die Gründe interessierten ihn nicht. Das war eine seiner hervorragendsten Qualitäten. »Die Lehren der Kinder des Hawk sind der Weg und das Leben. Ich darf nicht zulassen, dass irgendwelche Ereignisse oder Überlegungen diese Lehren oder meine eigene Stellung als Führer der Sekte beeinträchtigen. So einfach ist das.«
»Ganz wie Ihr meint«, bestätigte der Junge. »Es ist eine Ehre, Euch zu dienen. Ein Privileg.«
»Es ist deine Berufung, Bonnasaint. Es ist dein Schicksal.«
Der Junge senkte den Kopf. Sein glattes, knabenhaftes Gesicht war unbewegt. »Womit kann ich Euch diesmal dienen, Eminenz?«
»Mit einem großen Opfer, Bonnasaint. Es ist ein großes Risiko, das dich das Leben kosten könnte, wenn du auch nur ein kleines bisschen unvorsichtig bist. Denn ich habe vor, dir eine Herausforderung zu übertragen, über die sonst niemand auch nur nachzudenken wagte. Sagt dir der Gedanke zu?«
Es entstand eine kurze Pause, in der ihn der Junge betrachtete. Aus dem Inneren des Hauses durchbrach das leise Gackern des alten Mannes die Stille. Natürlich lauschte er. Er behielt seinen begabten Sohn immer im Auge.
»Vater«, sagte der Junge. Seine Stimme hatte
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