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Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01

Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01

Titel: Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Pass Spuren zu finden. Er ging schnell, weiter hinauf, während die Sonne höher stieg, und verdrängte die hartnäckigen Erinnerungen an die Träume der vergangenen Nacht, als er sich dem neuen Tag stellte.
    Es kostete ihn über vierzig Minuten, bis er die Fährte wiederentdeckte. Sie kam aus westlicher Richtung, was bedeutete, dass die Kreatur aus Gründen, über die er nur spekulieren konnte, einen Umweg gemacht hatte. Die Spuren bestanden aus Kratzern von Klauen am Fels und kleinen Unregelmäßigkeiten im lockeren Geröll. Blutspuren waren nicht mehr zu sehen. Die Kreatur mochte verwundet sein, aber sie blutete nicht. Sie wirkte auch weder desorientiert noch verzweifelt, sondern schien ihren Weg mit Bedacht zu wählen, um ihre Schritte zu verbergen und möglichen Verfolgern zu entgehen.
    Sider Ament verschärfte sein Tempo.
    Der Morgen zog sich hin, aber gegen Mittag erreichte er die Passhöhe. Inzwischen bemühte sich die Kreatur nicht mehr, ihre Spuren zu verbergen. Sie glaubte offenbar, dass es am besten sei, rasch zurück in ihre eigene Welt zu flüchten. Zu seiner Überraschung fand er nun auch wieder Blutspuren auf den Felsen. Die Wunden der Bestie waren wieder aufgerissen. Er folgte den Blutstropfen und den übrigen Spuren bis an die Stelle, wo seine Schutzzauber zertrümmert an den Felsen klebten. Er machte Halt, um sie zu untersuchen, und stellte schnell fest, dass die Kreatur sie durchbrochen hatte, als sie wieder hinauswollte, und der Schaden nicht von jemand anderem verursacht worden war, der hereingekommen war.
    Es beunruhigte ihn, dass die Kreatur offenbar ebenso vernunftbegabt war wie er selbst. Er hatte es nicht mit einer dummen Bestie zu tun. Ihre bewussten Bemühungen, die eigenen Spuren zu verbergen, die Fähigkeit, ihre Wunde zu versorgen, und die Entscheidung, das Tal zu verlassen, nachdem ihr Gefährte gestorben war, bewiesen die Schärfe ihrer Intelligenz. Sider war klar, dass er vorsichtig sein musste. Eine Kreatur wie diese wusste, wie sie einen Hinterhalt legen und sich verbergen musste, das hatte sie bereits bewiesen. Auch dürfte sie imstande sein, jeden überraschend anzugreifen, der sie bedrohte.
    Er wirkte keine neuen Schutzzauber, sondern holte tief Luft, um Kraft zu schöpfen, und betrat den Pass.
    Die Nebel umfingen ihn augenblicklich. Er spürte, wie ihre Feuchtigkeit in seine Haut drang, aber diesmal lastete sie nicht mehr so schwer auf ihm wie früher, wenn er bei anderen Gelegenheiten die Barriere überprüft hatte. Noch etwas war anders, obwohl er es zuerst nicht genau benennen konnte. Er kämpfte sich weiter voran und umklammerte den schwarzen Stab, als hinge sein Leben davon ab. Er konnte kaum etwas sehen und hörte auch nichts, und dabei konnte alles Mögliche in dem Nebel auf ihn warten. Seine Instinkte würden ihn warnen, aber sicher konnte er sich dessen nie sein. Bei seiner Arbeit und in seinem Leben war das oft so.
    Er verlangsamte das Tempo und suchte in der Nebelwand vor sich nach einer Bewegung oder einer Gestalt, entdeckte aber nichts. Die Runen auf seinem Stab, die bei drohender Gefahr aufglühen würden, blieben dunkel. Er setzte seinen Weg fort. Plötzlich fiel ihm auf, warum sich der Nebel diesmal anders anfühlte als sonst. Er war wärmer als bei den Malen zuvor. Die Luft war tatsächlich wärmer. Er befand sich Tausende von Metern über der Talsohle und deutlich über der Schneegrenze. Im Tal war es bitterkalt, aber hier auf dem Pass musste es fast zwanzig Grad wärmer sein.
    Er schüttelte den Kopf und zog weiter.
    Der Pfad, dem er folgte, schlängelte sich an Felswänden vorbei, durch Schatten und durch den Nebelschleier. Vom Himmel oder den Berggipfeln konnte er nichts sehen. Auch vor und hinter ihm war nichts zu erkennen. Der Pfad wand sich vorwärts, aber er hatte keine Idee, wie lang er war oder wo er endete. Es kam ihm vor, als sei er einige Zeit lang immer höher gestiegen und habe dann ein Plateau erreicht. Falls es jetzt so weiterging wie in den vergangenen fünfhundert Jahren, würden ihn die Nebel im Kreis drehen und an seinen Ausgangspunkt zurückschicken; mittels einer Magie, die in der ganzen Zeit niemand zu überwinden vermochte. Oder die Nebel würden ihn gänzlich und unwiderruflich verschlucken, so wie es anderen ergangen war, die diesem Weg ohne den magischen Schutz, über den er verfügte, gefolgt waren.
    Aber der Nebel schickte ihn nicht zurück. Er war mittlerweile weiter vorgedrungen als je zuvor, und er fing an zu glauben, dass er

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