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Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01

Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01

Titel: Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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diesmal ganz durchkommen könnte.
    Er wäre der Erste seit fünf Jahrhunderten, dem das gelang. Schon der Gedanke daran war überwältigend.
    Er ging weiter, blieb wachsam und hielt den Stab bereit. Ihn umgab eine düstere Welt, und das Gewicht der Felsen, zwischen denen er wanderte, lastete schwer auf ihm. Er konnte weder seine Laufrichtung erkennen noch Entfernungen abschätzen, und schon bald verlor er jedes Gespür für die verstrichene Zeit. Er hätte nun schon seit Minuten, seit Stunden oder Tagen so laufen können. Er konnte nicht glauben, dass irgendein Pass so lang sein konnte, aber da er nie zuvor das Ende eines Passes erreicht hatte, fehlte ihm jeder Vergleich.
    Allmählich jedoch und kaum wahrnehmbar wurde der Weg vor ihm heller. Anfangs hielt Sider es noch für eine Einbildung, die von seinem eigenen Wunsch genährt wurde, etwas, ganz gleich was, möge sich ändern. Als der Nebel sich dann immer mehr aufhellte, stellte er fest, dass er dabei war, die dichten Nebelschwaden hinter sich zu lassen und sich dem zu nähern, was sich dahinter befand. Aus einem Reflex heraus verlangsamte er seine Schritte, auf einen Überraschungsangriff gefasst.
    Plötzlich lichtete sich der Nebel, er überquerte die letzten schwachen Spuren, trat auf einen schroffen Felsvorsprung und hielt unwillkürlich den Atem an.
    Vor ihm erstreckten sich mehrere Gebirgsmassive, hinter deren schroffen Gipfeln der Sonnenuntergang am westlichen Himmel in purpurnen, scharlachroten und azurblauen Streifen schimmerte. Die Farben leuchteten so stark, dass ihn fast die Augen schmerzten, wenn er hineinschaute. Hinter und über ihm schluckte bereits der tintenschwarze und sternenübersäte Nachthimmel das letzte Tageslicht. Die Luft war kühl, rein und klar. Er sah nicht das, was er erwartet hatte, nichts von dem, was er hinter sich gelassen hatte. Er war nicht wieder an seinen Ausgangspunkt zurückgekehrt, blickte nicht ins Tal hinab.
    Er hatte den Pass überwunden und befand sich an einem gänzlich anderen Ort.
    Dann sah er sich die Berge im Westen etwas genauer an. Einige waren dicht bewachsen, und auf ihnen schimmerte das frische Grün von Bäumen. Andere dagegen waren von Massen toter Stämme und verdorrtem Buschwerk überzogen, und die aufgewühlte, verbrannte Erde wies keinerlei Spuren von Leben auf.
    Die beiden Zonen lagen einander gegenüber wie auf einem zusammengewürfelten Flickenteppich, aber ihm war klar, dass sich jeder der beiden Streifen über viele Kilometer erstreckte. Er sah noch genauer hin, ob er vielleicht noch irgendetwas anderes ausmachen könnte, aber von seinem Standpunkt aus konnte er weder Flüsse noch Seen erkennen, vermochte nicht einmal kleine Streifen einer Ebene zu entdecken. Es gab nur die Berge, Zufluchtsort der Lebenden und der Toten, und den flammenden Sonnenuntergang, der sich mit lodernden Farben gegen die heraufziehende Nacht behauptete.
    Schließlich studierte der Graue seine unmittelbare Umgebung etwas eingehender. Der Vorsprung, auf dem er stand, war flach und breit, neigte sich zu seiner Linken abwärts und verwandelte sich in einen langgestreckten Geröllhang, der wiederum in einem Spalt zwischen den aufstrebenden Gipfeln zu verschwinden schien. Zwar konnte er sich in der hereinbrechenden Dämmerung nicht sicher sein, aber er war überzeugt, dass es irgendwo einen Ausweg aus diesem Labyrinth geben musste. Wenn es den Kreaturen gelungen war, bis hierherzukommen und dann den Eingang ins Tal zu finden, musste er es auch schaffen, einen Weg hinaus ausfindig zu machen.
    Nur nicht in dieser Nacht, und nicht in der beginnenden Dunkelheit in einem Gebiet, das ihm vollkommen unbekannt war.
    Er suchte den Schutz der Felsen, dicht bei der Stelle, an der er aus dem Tal herausgekommen war, setzte sich mit dem Rücken an die Felswand und legte den Stab wieder auf den Schoß in seine angewinkelten Arme.
    Lange saß er nur da und starrte in das neue Land hinaus, in die Welt, die seinen Vorfahren gehört hatte, und die jetzt wieder deren Nachfahren gehören würde. Wenn sie es wirklich wollten. Wenn sie eine Möglichkeit fanden, sich anzupassen, sich eine Heimat zu schaffen. Der Weg in die Zukunft war mit vielen »Wenn« gepflastert. Aber dennoch… hier war sie, die Zukunft, die, wie sie immer gewusst hatten, eines Tages kommen würde.
    Er ließ seine Blicke über die Landschaft schweifen, staunte, wie gewaltig sie war, wie endlos weit. Und dabei war es nur der Teil, den er überblicken konnte. Er hatte sich niemals

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