Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
draußen, als wollte sie ihre Geheimnisse entschlüsseln. Das Rascheln des Stoffs beim Einpacken war das einzige Geräusch, das sie machten. Von Bantry sahen und hörten sie nichts mehr. Er war wieder in der Dunkelheit verschwunden. Panterra fragte sich, wie stark das Interesse dieses Mannes an ihm mit dessen Beziehung zu Aislinne verknüpft war. Wieso kannte der kleine Mann Aislinne so gut? Er wollte sie fragen, entschied sich dann aber dagegen.
Als sie abmarschbereit waren, begleitete Aislinne den Jungen und das Mädchen hinaus bis zu der Stelle, wo der Wald begann. Ringsumher hüllte die Nacht alles in Stille und Dunkelheit. Niemand sonst war unterwegs, und nur in wenigen Fenstern der Häuser brannten Lichter. Der Himmel über ihnen war klar und sternenübersät.
»Wenn mich jemand fragt, werde ich antworten, ihr wäret Freunde besuchen und kämt vielleicht in einer Woche zurück. Falls ihr bis dahin nicht wieder da seid, denke ich mir etwas anderes aus, damit niemand anfängt, Verdacht zu schöpfen. Versucht die Elfen davon zu überzeugen, euch zu helfen. Und sucht Sider Ament. Ihr kennt die Lage gut und wisst, was ihr braucht, bevor ihr sicher hierher zurückkehren könnt. Vielleicht wird euch der Lauf der Ereignisse diktieren, wann die Zeit gekommen ist. Falls Sider Recht hat, wird das nicht mehr allzu lange dauern. Denn dass weitere Kreaturen aus der äußeren Welt in unser Tal eindringen, ist mehr als wahrscheinlich, wenn die schützende Nebelwand fällt. Trotzdem können wir nicht untätig herumsitzen und darauf warten; wir müssen uns etwas einfallen lassen.«
Sie klang, als gehöre sie zu ihnen, als teilte sie die Gefahr, die sie bedrohte. Panterra schüttelte den Kopf. Er wollte nicht, dass Aislinne noch mehr für sie tat und dadurch selbst stärker in Gefahr geriet. Aber er wusste auch, dass diese Frau alles tun würde, was sie für nötig hielt, und dass es zwecklos wäre, zu versuchen, sie davon abzuhalten.
»Wir werden dich auf dem Laufenden halten«, versprach er.
»Zieht in Frieden«, sagte sie, und sofort fiel Panterra auf, dass es derselbe Abschiedsgruß war, den auch Sider Ament benutzt hatte.
»Danke für alles.« Prue umarmte die ältere Frau und drückte sie einen Moment fest. »Wir schulden dir eine Menge.«
Aislinne löste sich aus der Umarmung des Mädchens und schüttelte langsam den Kopf. »Ihr schuldet mir nichts. Passt nur gut auf euch auf, bis wir uns wiedersehen. Und jetzt geht.«
Sie wandten sich von ihr ab und traten zwischen die Bäume. Panterra schaute noch einmal zurück und winkte ihr zum Abschied zu. Sie hatte ihnen bereits den Rücken zugekehrt.
Als er ein zweites Mal zurückschaute, war Aislinne verschwunden.
KAPITEL 7
Nachdem er den Jungen und das Mädchen verlassen hatte, machte sich Sider Ament an die Verfolgung der zweiten der beiden Kreaturen aus der äußeren Welt, die seine Schutzzauber durchbrochen hatten.
Dabei gab es etliche Probleme zu lösen. Am schwierigsten war es für ihn, mit der Tatsache fertig zu werden, dass die Barriere, die sein Tal seit so vielen Jahren geschützt hatte, zusammenbrach. Es fiel ihm zwar nicht schwer, sich das vorzustellen, aber er fühlte sich auch persönlich betroffen. Fünfhundert Jahre waren vergangen, und Dutzende anderer hatten vor ihm im Tal patrouilliert. Sie alle waren Nachfahren der Ritter des Wortes. Die ganze Zeit über hatten die Nebel standgehalten, welche die Pässe unüberwindlich machten. Und ausgerechnet jetzt mussten sie zusammenbrechen, wo die Reihe an ihm war, den schwarzen Stab der Macht zu tragen.
Ganz sicher konnte er sich jedoch noch nicht sein, auch wenn das, was er erlebt und gesehen hatte, ein klarer Beweis zu sein schien. Falls es der Kreatur, die er verfolgte, tatsächlich gelang, dorthin zurückzukehren, woher sie gekommen war, würde er schon bald die Wahrheit erfahren. Vermutlich würde er sie in jedem Fall herausfinden, denn ihm blieb gar keine andere Wahl– er musste die Barrieren überprüfen, ganz gleich, wo er die Kreatur gesehen hatte. Selbst wenn ihr Auftauchen unerwartet und deshalb unvorhersehbar gewesen war, änderte das nichts an den unvermeidlichen Konsequenzen. Woher die Kreatur gekommen war, entschied darüber, ob die Bewohner des Tals noch sicher vor der äußeren Welt waren oder nicht; und auch darüber, ob ihr Leben wie gewohnt weiterging oder sich unwiderruflich änderte.
Die Bedeutung dessen überwältigte ihn beinahe. Wie die meisten kannte auch er ein paar der Legenden
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