Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
über die Ereignisse vor fünfhundert Jahren, die ihre Vorfahren hierher verschlagen hatten. Die Großen Kriege, die Kriege der Mächte und der Wissenschaft hatten die Zivilisation zerstört. Sie hatten Regierungen und Institutionen ausgelöscht, ganze Städte und Nationen vernichtet, Luft, Wasser und Erde vergiftet und die Welt in weiten Teilen buchstäblich unbewohnbar gemacht. Von denen, die ins Tal gekommen waren, war es noch nie jemandem gelungen, wieder hinauszugelangen, um nachzusehen, was es mit diesen Geschichten wirklich auf sich hatte. Die Legenden jedoch hatten sich gehalten. Die alte Welt war verloren, und die neue Welt war jene, die sie sich hier, inmitten der Gebirgszüge und der schutzgewährenden Nebel, selbst erschufen.
Dennoch existierte die Frage in jedem Einzelnen von ihnen weiter, wie es wirklich da draußen war, jenseits des Tals.
Er selbst hatte sich das schon unzählige Male vorzustellen versucht, hatte sich bemüht, sich anhand der bruchstückhaft überlieferten Erinnerungen auszumalen, wie es nach fünfhundert Jahren in einer Welt aussehen mochte, über die das Chaos hereingebrochen war. Ob irgendjemand überlebt hatte? Ob es dort wohl so etwas wie eine Bevölkerung gab? Gegen Ende der Kriege hatte es Mutanten gegeben, von denen einige zusammen mit den Elfen und den Menschen ins Tal gekommen waren. Von ihnen stellten Echsen und Spinnen die größten Gruppen. Aber konnte es nicht sein, dass es auch noch andere Wesen gab, die zurückgelassen worden waren oder sich erst später entwickelt hatten, so wie die Kreaturen, die er aufgespürt hatte? War es nicht möglich, dass es Wesen gab, die er sich nicht einmal ansatzweise vorstellen konnte, die aus vollkommen mutiertem Leben in gänzlich neue Gestalten und Formen geboren worden waren?
Alles würde ganz anders sein, als sie alle das kannten. Es galt, eine ganze Welt zu entdecken, zu verstehen und schließlich auch willkommen zu heißen.
Worauf jedoch nur wenige erpicht sein würden, wie er sich ins Gedächtnis rief.
Gewiss nicht die Kinder des Hawk, die jegliche Form von Assimilation, die nicht den Buchstaben ihrer Lehre entsprach, als Ketzerei ächteten.
Ebenso wenig wie der Großteil der menschlichen Bevölkerung, ob es nun Sektenmitglieder waren oder nicht, denen es schon immer ein Gräuel gewesen war, sich zu bewegen, und die nicht einmal die engen Grenzen ihrer jeweiligen Gemeinde verlassen mochten.
Und auch die Echsen und Spinnen nicht, die so isoliert lebten und allen anderen mit grundsätzlichem Misstrauen begegneten.
Nur die Elfen würden diese Gelegenheit gutheißen… was angesichts ihrer Geschichte wahrhaft ironisch war. Schließlich waren sie einmal die scheuesten aller Geschöpfe gewesen. Die Ursprünge ihres Volks lagen in ferner Vergangenheit, und es hatte schon existiert, lange bevor die menschliche Rasse entstand. Doch ihre Entscheidung, sich von den Menschen abzuschotten, hatte einen hohen Preis. Die Menschheit vermehrte sich erheblich schneller als die Elfen, und nach und nach mussten Letztere feststellen, dass sie zahlenmäßig immer mehr ins Hintertreffen gerieten. Ihr hartnäckiges Beharren auf ihrer isolationistischen Politik hatte sie nur noch weiter vom Rest der Welt entfernt. Ohne die Großen Kriege und die vereinten Anstrengungen der Leere und ihrer Dämonen, das Elfenvolk auszulöschen, wären sie vielleicht gänzlich verschwunden.
Doch diese Lektion hatten die Überlebenden verinnerlicht. Nachdem sie den Weg ins Tal gefunden hatten, hatten sie sich dazu entschlossen, sich auf ihre neue Heimat einzulassen. Sie folgten den Lehren der Mitglieder der Belloruus-Familie, aus der fast während der gesamten ersten vierhundert Jahre ihre Könige und Königinnen entstammten. Viel mehr als andere Rassen hatten sie sich dazu bekannt, die Chance, die ihnen gegeben worden war, mit anderen zu teilen. Anstatt zu ihrer isolierten Lebensweise zurückzukehren, hatten sie sich dafür entschieden, sich der Wiederherstellung und Erhaltung ihrer Welt und der Geschöpfe zu widmen. Dazu hatten sie sich mehrfach bekannt, und dabei nicht nur das Tal, sondern auch alles, was außerhalb lag, darin eingeschlossen. Deshalb sprachen sie offen über das, was geschehen würde, wenn sie wieder in die große weite Welt hinausziehen könnten.
Dennoch würde nichts so sein, wie sie es sich vorstellten, und mit der Wahrheit zurechtzukommen würde nicht leicht werden, auch nicht für jene, die dazu bereit waren.
Der Graue wanderte den ganzen
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