Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
zurück und ließ seinen Blick in die Ferne schweifen. Es war dunkel, still und friedlich, und nichts deutete darauf hin, dass es anders sein könnte. Aber es war doch anders, nachdem ihm jemand, der es wissen musste, die Wahrheit erzählt hatte. Die Großen Kriege mochten vorüber sein, und vielleicht hatten die Lebewesen ihre Erscheinung und ihre Aufmachung verändert, aber die Feindseligkeiten, welche die Welt vom ersten Tag an geplagt hatten, gab es immer noch. Daran wird sich niemals etwas ändern, dachte er. Das war zwar nicht überraschend, aber trotzdem schwer zu akzeptieren.
»Und wie passt du in dieses Bild, Inch?«, fragte er schließlich. »Ich weiß, was du tust, aber wie entscheidest du, für wen du arbeitest? Du hast gesagt, es ginge nicht so sehr ums Geld und es wäre deine freie Wahl. Aber nach welchen Kriterien triffst du deine Wahl?«
»Ach, das.« Deladion Inch zuckte mit den Schultern. »Das ist eigentlich nicht schwer. Diese Gemeinschaften sind meist klein, nicht sonderlich gebildet und schlecht ausgebildet, aber sie sind hart im Nehmen und fest entschlossen. Ich suche mir eine, die ein Problem hat, mit dem ich etwas anfangen kann, und dann biete ich ihnen eine Lösung an. Manchmal mache ich nicht einmal ein Angebot, sondern ich fange einfach an und löse es. Ich will, dass sich die Lage verbessert, und auf diese Weise sorge ich dafür. Meistens ist das für mich eine ganz klare Angelegenheit.«
Sider war sich nicht sicher, ob es für ihn immer so klar wäre, aber er ließ es auf sich beruhen. Deladion Inch war ein zuverlässiger, selbstbewusster Mann, und obendrein gefährlich, soweit er das beurteilen konnte. Vermutlich konnte er es mit zwei oder gar mehr normalen Männern aufnehmen. Jedenfalls hatte Sider keine Lust, das jemals herauszufinden.
Außerdem verhielt es sich tatsächlich so, wie er Inch zuvor gesagt hatte. Er mochte ihn.
»Was ist mit Feinden, die alle bedrohen?«, fragte er. »Sind von denen auch noch welche da draußen?«
Der große Mann schüttelte den Kopf. »Das könnte zwar sein, aber bisher sind sie noch nicht in Erscheinung getreten. Die Trolle sind das zahlenmäßig größte Volk. Früher nannten sie sich Echsen, aber damit haben sie schon vor langem aufgehört. Sie wollten, dass die Leute sie mehr respektierten. Jeder ihrer Stämme umfasst Tausende Köpfe. Das sind verdammt große Gemeinschaften. Nach den Großen Kriegen standen sie besser da als die anderen Lebewesen. Vielleicht, weil sie durch ihre Mutationen besser geschützt wurden, vielleicht aber auch, weil sie von den schlimmsten Verheerungen weiter entfernt waren. Auf jeden Fall sind sie besser davongekommen und vermehrten sich schneller. Ich habe sie ein paar Mal da oben besucht, ein paar von ihren Anführern getroffen und ihre Städte gesehen. Die Trolle sind überwiegend Schmiede und Stahlarbeiter. Sie bauen sich ihre eigenen Waffen und Rüstungen. Niemand, der noch alle seine Sinne beisammen hat, würde es wagen, gegen sie anzutreten. Aber sonst noch?« Er runzelte die Stirn. »Es gibt da Gerüchte…«
Dann winkte er ab. »Aber es gibt immer Gerüchte, oder? Also was größere Feinde angeht, davon habe ich noch nichts gesehen und auch keiner von denen, mit denen ich geredet habe.«
»Ich habe mich nur gefragt, wie groß die Gefahr ist, die uns Talbewohnern von euch anderen hier draußen droht. Sollten Agenahls die größte Bedrohung darstellen, ist es am Ende vielleicht doch nicht so schlimm.«
Deladion Inch schwieg eine Weile und richtete dann seinen scharfen Blick auf Sider. »Ich würde an deiner Stelle aus meinen Erzählungen nicht allzu schnell Rückschlüsse ziehen«, meinte er schließlich. »Frag dich doch selbst: Besitzen deine Leute Waffen und Rüstungen? Sind sie darin ausgebildet, beides zu benutzen? Wissen sie, wie sie in einen Kampf ziehen müssen, in dem der Unterlegene ausradiert und sein Dorf niedergebrannt und dem Erdboden gleichgemacht wird? Wenn die Antwort nein lautet, werdet ihr eine Menge Probleme bekommen.«
Sider Ament antwortete nicht, sondern nickte wortlos. Der andere Mann hatte gerade einen sehr wichtigen Punkt angesprochen. Er kannte weder diese Welt noch ihre Bewohner, und es wäre unverantwortlich, irgendwelche Spekulationen darüber anzustellen, was sie mit den Bewohnern seiner eigenen Gemeinschaft tun oder lassen würden, sobald sie von deren Existenz erfuhren. Nur in einem Punkt konnte er sich ziemlich sicher sein. Wenn es einem der Bewohner der Außenwelt
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