Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
mit ihm auf Elfenart, und sie lebten bis zu seinem Tod zusammen. Dann nahm sie seinen Stab und reichte ihn weiter an seinen Sohn. Man sagt, er habe ihr das aufgetragen, falls er einmal nicht mehr sei. Deshalb tat sie es. Auch sein Sohn reichte den Stab weiter, als er an der Reihe war, und so ging es über Generationen weiter, bis er zerstört wurde. Wisst ihr, wie er zerstört wurde?«
Tenerife, der sich inzwischen einen zweiten Becher Bier eingeschenkt hatte, schüttelte entnervt den Kopf. »Erzähl einfach die Geschichte weiter und komm zum Ende, Tasha«, mahnte er. »Wir müssen los.«
Tasha ignorierte ihn. »Er wurde bei einem Kampf zwischen den Nachfahren der einzigen beiden Ritter des Wortes zerstört, die die Großen Kriege überlebt hatten und das Tal erreicht haben. Der eine war ein Elf und der andere ein Mensch. Wie es scheint, kannten sich die beiden gut und hatten einander sogar gemocht. Aber irgendetwas löste einen tiefwurzelnden und langwierigen Konflikt unter den Nachfahren aus. Was seine Ursache war, ist im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten. Als es schließlich zum Kampf kam, triumphierte der Mensch. Der Elf wurde getötet und sein Stab bei der Gelegenheit zertrümmert.«
Er machte eine Pause. »Jetzt trägt der Graue den übriggebliebenen Stab. Sein Vorgänger war es, der gegen den Elfen gekämpft hat, welcher den anderen Stab besaß.«
»Davon hatte ich noch nicht gehört«, sagte Panterra, der von Neuem an seine Begegnung mit Sider Ament zurückdachte. »Wie lange ist das her?«
»Dreißig Jahre. Mindestens.« Tasha Orullian zuckte mit den Schultern. »Außerhalb der königlichen Familie der Elfen ist das kaum bekannt. Und selbst dort wird nie darüber gesprochen. Es geht das Gerücht, Sider Ament sei Zeuge des Kampfes geworden und habe den letzten Stab aus den Händen seines Vorgängers empfangen, der ebenfalls bei dem Kampf fiel.«
Danach herrschte lange Schweigen, während seine Zuhörer über Einzelheiten der Geschichte nachdachten. »Was ist mit den blauen Elfensteinen?«, fragte Prue.
»Die blauen Elfensteine waren im Besitz der Nachfahren von Kirisin und Simralin Belloruus. Man konnte ihren Verbleib während der ersten vierhundert Jahre unserer Zeit hier im Tal zurückverfolgen. Aber vor hundert Jahren verschwanden sie wieder. Jemand hat sie gestohlen.«
»Angeblich«, mischte sich Phryne plötzlich ein. »Das weiß keiner genau. Stimmt doch, Tasha?«
»Ja, so ist es.«
»Also hast du die Geschichte gehört?«
Sie zuckte mit den Schultern und machte eine wegwerfende Geste. »Es ist nur eine Geschichte. Ein Mythos. Abgesehen von den fehlenden Elfensteinen und dem letzten Stab, den Sider Ament in seinen Händen hält, ist alles nur Spekulation. Für den Kampf zwischen den Trägern der Stäbe gibt es keine Zeugen. Und niemand war dabei, als die Elfensteine verschwanden.«
»Tasha und ich haben die Geschichte vor Jahren von unserem Großvater gehört, aber er war zugegebenermaßen keine besonders verlässliche Quelle«, warf Tenerife ein. »Tasha mag die Geschichte nur, weil sie so eigenartig ist.«
Sein Bruder sprang abrupt auf. »Wie du schon sagtest: Es ist nur eine Geschichte, Phryne. Man muss ihr nicht auf den Grund gehen. Es wird Zeit zu gehen. Genug Geschichten fürs Erste.«
Dann packten sie ihre Sachen zusammen und machten sich von Neuem auf den Weg, weiter hinein ins neblige Eldemere, weiter zu den Bergen des Nordens und zum Aphalionpass.
Xac Wen versuchte zum wahrscheinlich tausendsten Mal einen Bogen zu spannen, der ein paar Nummern zu groß für ihn war, ein Unterfangen, das zusätzliche Frustrationen in ihm auftürmte, als eine alte Dame ins Blickfeld humpelte. Xac saß vor seiner Hütte, stützte sich auf einen Hocker und hielt den Bogen zwischen seinen Knien eingeklemmt, während er versuchte, das lose Ende der Bogensehne in die Kerbe zu bekommen. Er hätte sich nicht so viel Mühe gegeben, wenn der Bogen nicht seinem Vater gehört hätte, der zu Tode kam, als Xac erst vier Jahre alt war. Der Bogen war ihm von seiner Mutter zum Geschenk gemacht worden, damit er ihn an seinen Vater erinnerte. Aber der Junge erinnerte sich auch so nur zu gut an ihn. Es war ein großer, freundlicher Mann mit großer Geduld und einem entschiedenen Mangel an gesundem Elfenverstand, was auch der Grund war, weshalb er starb, denn er hatte ausgerechnet mitten in einem Unwetter versucht, seinen vermissten Hund zu finden. Er traf zwar den Hund, aber ihn traf dafür ein Blitzschlag. Er
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