Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01

Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01

Titel: Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
Sonnenaufgang hatte es zu regnen begonnen, und der Regen wurde im Verlauf des Tages nur noch heftiger. Nie gelang es der Sonne, durch die Wolkendecke zu brechen, und der Himmel blieb grau und unfreundlich.
    Der Aufstieg war selbst unter besten Bedingungen schwierig, steil und kurvenreich. Während die fünf höher und höher stiegen, wurde die Strecke immer tückischer, mit losem Geröll und Hunderte Meter tiefen Schluchten. Der Regen und der rutschige Boden machten alles nur noch viel schlimmer, und die Kletterer mussten ihre volle Aufmerksamkeit darauf richten, wo sie ihre Füße hinsetzen und einen Griff für ihre Hände finden konnten. Sie kletterten dicht hintereinander, mit Tasha und Tenerife vorweg. Prue und Panterra kannten den Pfad zwar so gut wie die Elfen, aber sie überließen ihren Gastgebern die Führung. Schließlich war es ihr Land.
    Pan war ans Ende der Kette zurückgefallen und schaute regelmäßig zu Phryne Amarantyne, die geschickt und trittsicher direkt vor ihm kletterte. Sie war ihm ein Rätsel. Je mehr Zeit er mit ihr verbrachte, desto mehr verwirrte sie ihn. Dass sie ihr Interesse an ihm bekundet hatte, ergab keinen Sinn. Er kam auch nicht damit zurecht, wie schnell sie ihre Freundschaft verschenkte. Sie kannte ihn kaum, hatte nur einige wenige Stunden mit ihm verbracht und verhielt sich trotzdem, als würde sie ihn schon kennen, solange sie lebte.
    Andererseits verwirrten ihn Mädchen sowieso. Prue war eine Ausnahme, was vermutlich daran lag, dass er sie schon so lange kannte. Sie war für ihn ebenso die »kleine Schwester« wie für Tasha und Tenerife, und die Vertrautheit, mit der sie miteinander umgingen, war erprobt und verdient. Phryne hingegen schien davon auszugehen, dass das Vertrauen einfach da war, aber weder reifen noch sorgfältig abgewogen werden musste. Stattdessen genügte es ihr schon, dass sie gemeinsam diese Reise unternahmen und ein gemeinsames Ziel verfolgten. Panterra hatte einen Großteil seines Lebens allein und, von Prue einmal abgesehen, fernab von anderen Menschen verbracht. Deshalb fühlte er sich wohler, wenn er für sich sein konnte.
    Er war zurückhaltender und maßvoller, wenn es darum ging, Beziehungen aufzubauen. Phryne Amarantyne schien das unnötig zu finden.
    Irgendwann während ihres Aufstiegs ließ sich Prue zurückfallen, bis sie neben ihm war. Sie sagte lange nichts, aber leistete ihm stumm Gesellschaft.
    Schließlich flüsterte sie so leise, dass er es kaum hören konnte: »Siehst du, wie sie dich anschaut?« Er wusste sofort, wen sie meinte, also schüttelte er nur verneinend den Kopf. Er sah es wirklich nicht.
    Prue sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. »Ich glaube, sie mag dich. Sehr sogar.«
    Das war alles, was sie sagte, und sie kletterte nur Augenblicke später wieder voraus, um sich vorn, an der Spitze der Gruppe, Tenerife anzuschließen. Pan starrte ihr nach und fragte sich, ob sie den Verstand verloren hatte. Phryne war eine Elfe und eine Prinzessin. Er war ein Mensch und ein Fährtenleser. Zwei unterschiedliche Wesen und zwei sehr unterschiedliche Welten. Jegliche Beziehung, die über eine Freundschaft hinausging, war ausgeschlossen. Er verbannte Prues Kommentar aus seinem Hirn.
    Die Stunden vergingen, und am frühen Nachmittag erreichten sie den Grat des Berges. Von dort aus konnten sie zwischen Felsstürzen der höheren Gipfel vor sich den Einstieg zum Aphalionpass sehen. Sie kämpften sich weiter und hielten die Köpfe vor den nun noch viel stärkeren Winden gesenkt, als sie jetzt ungeschützt den gewaltigen Gebirgskamm entlangliefen, der auf die dunkle Lücke zustrebte. Der Regen hatte nachgelassen und sich in einen feinen Sprühnebel verwandelt, der wie Eisregen schmerzte, wenn er auf ungeschützte Hautpartien traf. Jetzt redete niemand mehr. Alle Anstrengungen waren darauf gerichtet, so schnell und kraftsparend wie möglich weiterzukommen.
    Es kostete sie fast zwei Stunden, bis sie ihr Ziel erreichten. Als sie endlich ankamen, ließen sie im Schutz einer Felsspalte erschöpft ihr Gepäck fallen und brachen keuchend zusammen. Dann tranken sie Wasser aus ihren Schläuchen, aßen etwas Brot und Käse und erholten sich langsam, während hinter ihnen der Wind über die freien Flächen heulte.
    Schließlich standen sie spontan wie in einer stummen Übereinkunft gleichzeitig auf, schulterten ihr Gepäck und stiegen in den Pass ein.
    Der Aphalionpass war ganz anders als die Declan-Schlucht. Letztere wand sich schmal durch Gelände, das

Weitere Kostenlose Bücher